Offener Brief des Widerstands gegen Stuttgart 21

Sehr geehrter Herr Dr. Ramsauer, sehr geehrter Herr Professor Wörner ,

dieser Brief richtet sich an Sie beide, da es in dem Dialog, um den Sie, Herr Professor Wörner, sich bemühen, um Themen gehen soll, für die Sie, Herr Minister Ramsauer, zuständig sind.

Herr Professor Wörner, wir bedanken uns für Ihre Einladung zu einem persönlichen Gespräch im Rahmen des Dialogforums zu Stuttgart 21.

Sie schreiben, dass Ministerpräsident Mappus Sie zur Durchführung dieses Dialogforums beauftragt hat. Der Stuttgarter Zeitung vom 1. Februar 2011 entnehmen wir, dass dabei „alle an der Umsetzung des Bahnprojekts [Stuttgart 21] interessierten Gruppen“ eingebunden werden sollen. Wir gehören keiner solchen Gruppe an.

Der breite bürgerliche Widerstand gegen Stuttgart 21 ist angetreten, dieses Prestigeprojekt zu verhindern und für eine zukunftsorientierte Bahnpolitik in unserem Land zu streiten. Dies gilt unverändert. Deshalb sind wir sehr interessiert an einem Dialog mit den Verantwortlichen für Bahnpolitik und Schienenbau: Herr Dr. Ramsauer, wir laden Sie ganz herzlich ein zu einem Gespräch über den Bahnknoten Stuttgart in Europa. Gerne beziehen wir auch Frau Dr. Merkel als oberste Autorität über die bundeseigene Bahn AG mit ein. Das Land Baden-Württemberg hat hier keine Zuständigkeit, trotz der gemachten, verfassungswidrigen Finanzierungszusagen – auch deshalb müssen wir Ihnen, Herr Professor Wörner, absagen.

Sehr geehrter Herr Dr. Ramsauer, wir möchten diesen Dialog mit Ihnen führen, weil uns die Zukunft der Mobilität in unserem Land am Herzen liegt und besonders der integrale Taktfahrplan (Deutschland-Takt) – ganz im Sinne Ihres Koalitionsvertrages. Wir sind an einer sachlichen und fachlich fundierten Diskussion interessiert, weil uns Ihr Koalitionsziel „Barrierefreiheit in allen Bereichen“ sehr wichtig ist. Und nicht zuletzt teilen wir das von Ihnen im ZDF Morgenmagazin formulierte Ziel „möglichst viele Kilometer neue Schiene für eine Million Euro“. Wir sind Schwaben; uns ist daran gelegen, die vorhandenen Mittel sparsam und weise einzusetzen.

Gespräche sind allerdings nur dann sinnvoll, wenn sie alle einbeziehen, fair und ergebnisoffen geführt werden und die Ergebnisse anschließend umgesetzt werden. Wir bitten Sie daher, Herr Minister Ramsauer, als Garant dafür einzutreten, dass sich die Bahn als ausführende Instanz an geltendes Recht hält, interne Vorgaben ebenso respektiert wie Auflagen, Zusagen und Vereinbarungen. Insbesondere muss sicher gestellt werden, dass es keine weiteren Baumaßnahmen und Vergaben gibt, solange Stuttgart 21 inklusive Filderbahnhof und Neubaustrecke Wendlingen – Ulm noch nicht einmal vollständig planfestgestellt sind und solange nicht alle bekannten Mängel und Unzulänglichkeiten behoben sind. Ein solcher Baustopp entspricht den Vorgaben des Bahnvorstands (Geschäftsbericht DB Netz 2001, S. 20) und er schafft Raum, um in öffentlicher und offener Diskussion konstruktive Lösungen zu erarbeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Guntrun Müller-Enßlin, Pfarrer/-innen gegen Stuttgart 21
Matthias von Herrmann,  Parkschützer
Christian Petersohn, Pro Bahn

in Absprache mit:

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21 Antworten zu Offener Brief des Widerstands gegen Stuttgart 21

  1. Ingrid sagt:

    Ausgezeichnete Arbeit! Kompliment!
    Ein raffinierter Schachzug … :-)) Bin sehr gespannt.

  2. Klaus sagt:

    Das habt ihr gut formuliert. Danke dafür. Weiter im Widerstand gegen Stuttgart 21

  3. Heidrun Ritter sagt:

    Ich unterstütze den Offenen Brief voll und ganz.

  4. Simone sagt:

    So wahr und sehr sehr gut formuliert!
    Volle Unterstützung & vielen Dank

  5. Una sagt:

    Beeindruckend! Gute Arbeit!

  6. Eberhard Schoch sagt:

    Sehr gut formuliert ! Bin schon auf die Anwort gespannt.

  7. Stefan sagt:

    Verarschung 2.o korrekt beantwortet. Eine direkte Antwort wird es vermutlich nicht geben. Aber Medienhetze wie üblich.

  8. Ralf Bauer sagt:

    Ganz in meinem Sinne. Vielen Dank dafür.

  9. roland Adam sagt:

    Wunderbar -was anderes wollten und konnten wir nicht erwarten

  10. Pingback: Gablenberger-Klaus-Blog » Blog Archiv » Offener Brief des Widerstands gegen Stuttgart 21 – 23.02.2011

  11. thomas bock sagt:

    bin auf die reaktionen gespannt.
    die erste meldung kam aus sachsen. ob die württembergische presse reagiert?
    der herr der schickt den jockel aus funkioniert bei uns nicht.

    noch einmal: lob für die geniale formulierung, dank an alle, die mitgeholfen haben.

  12. Volker sagt:

    Einfach Genial, Punkt (.)

  13. Karsten vom Bruch sagt:

    Bravo, bravo! Das war die einzig richtige Antwort. Ganz dickes Lob an alle beteiligten Mutbürger! Lassen wir uns nicht von importierten Heißluftvertretern für dumm verkaufen. Das einzige Zugeständnis, das Onkel Wörner bei seiner Mediation zum Bau der neuen Startbahn am Frankfurter Flughafen den Gegnern beschert hatte – ein Nachtflugverbot – ist inzwischen (völlig überraschend?!?) auch schon wieder vom Tisch.
    Da sage ich nur: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“
    Haben wir! Und wie…
    Wachsam, schlau und oben bleiben!

  14. Margret Elfi sagt:

    Wichtig! In der heutigen LKZ (Leonberger Kreiszeitung) ist ein Artikel über Frei Otto „Nochmal von vorn“. Er erklärt darin, wieso er aus dem Projekt S21 ausgestiegen ist, er warnt vor den geologischen Risiken und sagt, dass ein Neuanfang unumgänglich sei.
    Kann jemand den Artikel hier ins Netz stellen ? Dieser Artikel müsste in vielen anderen Zeitungen, auch auf dem Land erscheinen, natürlich auch im Stuttgarter Teil, der ja den Mantel der LKZ darstellt!

  15. Charles Büttner sagt:

    Sehr geehrter Herr Dr. Ramsauer, wir möchten diesen Dialog mit Ihnen führen……… Aber er nicht mit uns. Warum auch?

    Wir sind an einer sachlichen und fachlich fundierten Diskussion interessiert… Die Herren aber aber nicht. Warum auch?

    Frau Merkel als oberste Autorität einladen! Hallo gehts noch?

    Professor Dr. Ing. Johann-Dietrich Wörner ist von Ministerpräsident Mappus beauftragt, die mit der „Schlichtung“ begonnenen Gespräche fortzusetzen und hat dazu ehemalige Teilnehmer der Geißler-Gespräche eingeladen. Die aktiven Parkschützer haben an der sog. Schlichtung aus gutem Grund nicht teilgenommen, sind also garnicht eingeladen. Was soll dann dieser Spruch:
    …..deshalb müssen wir Ihnen, Herr Professor Wörner, absagen.?!

    Mit Demos und Sitzblockadetrainings allein wird S21 nicht zu verhindern sein. Wo bleibt der zivile Ungehorsam und Boykott auf breiter Front?

    Viele haben es sich in diesem Unrechtssystem bequem eingerichtet und profitieren davon. Es soll eben alles so bleiben wie es ist. Nur der Bahnhof und die Bäume sollen bleiben.

    So funktioniert es aber nicht!

    Das Gedicht
    War einmal ein Revoluzzer,
    im Zivilstand Lampenputzer;
    ging im Revoluzzerschritt
    mit den Revoluzzern mit.

    Und er schrie: «Ich revolüzze!»
    Und die Revoluzzermütze
    schob er auf das linke Ohr,
    kam sich höchst gefährlich vor.

    Doch die Revoluzzer schritten
    mitten in der Strassen Mitten,
    wo er sonsten unverdrutzt
    alle Gaslaternen putzt.

    Sie vom Boden zu entfernen
    rupfte man die Gaslaternen
    aus dem Strassenpflaster aus,
    zwecks des Barrikadenbaus.

    Aber unser Revoluzzer
    schrie: «Ich bin der Lampenputzer
    dieses guten Leuchtelichts.
    Bitte, bitte, tut ihm nichts!

    Wenn wir ihn‘ das Licht ausdrehen,
    kann kein Bürger nichts mehr sehen.
    Lasst die Lampen stehn, ich bitt! –
    Denn sonst spiel ich nicht mehr mit.»

    Doch die Revoluzzer lachten,
    und die Gaslaternen krachten,
    und der Lampenputzer schlich
    fort und weinte bitterlich.

    Dann ist er zu Haus geblieben
    und hat dort ein Buch geschrieben:
    nämlich, wie man revoluzzt
    und dabei doch Lampen putzt.
    (Erich Mühsam)

    Protest ist wenn ich sage das und das passt mir nicht
    Widerstand ist wenn ich —gewaltfrei— dafür sorge dass das was mir nicht passt nicht länger geschieht.
    (—gewaltfrei—Damit keine Missverständnisse aufkommen)

  16. Pingback: Offener Brief des Widerstands gegen Stuttgart 21 - Initiative Barriere-Frei - Gegen Stuttgart 21

  17. Peter Gruber sagt:

    Wir müssen schon noch unterscheiden, was wir wie einordnen. Ein „Unrechtsstaat“ ist schon etwas anderes, als das worin wir leben. Allerdings gibt es auch bei uns Unrecht, und rund um unser Thema nicht grade wenig. Dennoch ist die BRD kein Unrechtsstaat. Es gibt aber Kräfte, die das Recht zu beugen suchen, und die das Recht so einsetzen wollen, dass es ihren Interessen nutzt. Dagegen ist Widerstand zu leisten. Ja.

    Aber gewaltfrei. Da bin ich ganz bei Gandhi. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Es ist allerdings sehr anstrengend und aufreibend und verlangt viel Stehvermögen.

    Zum offenen Brief: Den finde ist SUPER, einfach gut verfasst. Klar und deutlich. Eine Sprache die man sich so oft aus der Politik wünscht. Ob sie dort gehört und verstanden wird ? Wir werden sehen.

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