Presseerklärung: Wort halten statt Bäume fällen, Herr Kretschmann

Erste Montagsdemo 2012 erinnert MP an seine Pflichten

Stuttgart, 2. Januar 2011: Die Parkschützer nutzen ihren Neujahrsempfang, die heutige erste Montagsdemo des Jahres 2012, um Winfried Kretschmann an seine Pflichten und Versprechen als Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg zu erinnern: Er hat die Aufgabe, die Interessen des Landes zu vertreten und zu verteidigen, gerade auch gegenüber der Bahn. In der gegenwärtigen Situation muss er vor allem Sorge tragen, dass das Land  nicht erpressbar wird durch von der Bahn voreilig geschaffene Tatsachen wie das Abholzen des Schlossgartens oder den Abriss des Südflügels. Der ehemalige Vorsteher des Stuttgarter Hauptbahnhofs, Egon Hopfenzitz, wird MP Kretschmann an einige seiner früheren Aussagen erinnern. Bettina Bocksch von den Ingenieuren22 erinnert die Bahn an ein paar der offenen Baustellen, an denen das Tunnelprojekt Stuttgart 21 krankt. Sie begründet damit, warum zum jetzigen Zeitpunkt keine Bäume gefällt werden müssen.

„Wie die Ingenieure22 einmal mehr darstellen, kann die Bahn in den kommenden Monaten so oder so nichts tun, wobei unsere Parkbäume oder historische Gebäude wie der Südflügel im Weg stünden“, sagt Dr. Carola Eckstein, Parkschützerin und Mitglied der Ingenieure22. „Wir werden noch mindestens ein weiteres mal Silvester feiern, bevor im ehemaligen Sumpfgebiet Schlossgarten eine Baugrube ausgehoben werden könnte, denn ohne funktionierendes Grundwassermanagement geht da gar nichts. Und solange keine Baugrube ausgehoben werden kann, sind auch unsere Bäume niemandem im Weg. Es gibt also für Herrn Kretschmann und seine Regierung keinen Grund, jetzt den Gestattungsvertrag für das Fällen von Bäumen im Schlossgarten zu unterschreiben. Das wäre ungefähr so sinnvoll, als würde man schon einmal Tapete kaufen, weil man es gerade nicht schafft, das Fundament des geplanten Hauses zu gießen. Ein gerodeter Schlossgarten wäre genauso nutzlos wie die Brache, die der abgerissene Nordflügel seit über einem Jahr in unserer Innenstadt hinterlassen hat. Für die Bahn hat dieser kopflose Aktionismus natürlich den Vorzug, dass die zu schützenden Arten im Schlossgarten schon mal aus dem Weg geräumt wären, bevor sich die zuständigen Behörden und Gerichte um ihren Schutz kümmern können.“

Rede von Egon Hopfenzitz, ehem. Bahnhofsvorsteher Hbf Stuttgart (PDF-Datei)
Reden von Bettina Bocksch, Ingenieure22 (PDF-Datei)

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10 Antworten zu Presseerklärung: Wort halten statt Bäume fällen, Herr Kretschmann

  1. Detlef Bosau sagt:

    Mir ist im Augenblick unser Ziel nicht ganz klar. Geht es darum, mit aller Gewalt die Baumfällungen/den Abriss des Südflügels noch mal ein paar Wochen rauszuzögern? Oder wollen wir S 21 stoppen?

    Im zweiten Fall frage ich, wie wir das konkret bewerkstelligen wollen?

    Detlef

  2. NichtDetlefAberTrotzdem sagt:

    Mir fehlt etwas die konstruktive Linie. Mit sich gegenseitig auf die Schulter klopfen/feiern und ach wie toll wir sind und die andere Seite bloed (auch wenns stimmen mag ;-)) kommen wir garantiert nicht weiter. Wir muessen da sehr viel konstruktiver an die Sache rangehen. D.h. weniger jammern, und mehr MACHEN. Briefe, Anrufe, Leserbriefe, , whatever, solange es niemand nervt. Mehr erklaeren vor allem, und das immer wiederholen, denn die Halbwertszeit scheint besonders bei den Schwaben doch mehr als gering. Was ist z.B. mit der Leistung und Zukunft und Erweiterbarkeit des neuen Bahnhofs? Dass diese schlechter ist als der Ist-Zustand ist und vielleicht klar, vielen da draussen aber ueberhaupt nicht. Und dann die Jugend und sogar (leider) Studenten: da liessen und lassen sich viele durch die zugegeben huebschen Werbefilme einwickeln, pure „Fortschrittsglaeubigkeit“ ohne kritisches Hinterfragen was denn dahinter ist. Wie kann man es denen zB erklaeren (ich weiss es auch noch nicht so recht..)? Hier sind kreative Koepfe gefragt, erwarten (wie zB Selbsterkenntnis) darf man leider gar nichts.

    • Detlef Bosau sagt:

      Danke für die Schützenhilfe 😉

      Vor allem aber müssen wir Vorwürfe wie „arglistige Täuschung“, so richtig sie sein mögen, auch so substanziieren, daß die vor Gericht halten.

      Wie richtig plazierter Druck aussieht, erlebt gerade unser Wulffosconi. (Und da scheppert es im Augenblick richtig, zur Zeit zerreißt sich gerade das Wall Street Journal das Maul über den Mann.)

      Auch geht im Flurfunk die Rede, daß bei der Volksabstimmung (deren Ergebnis ich voll und ganz respektiere, das betone ich ausdrücklich) „geputint“ worden sei. So nach dem Motto: „Du willst dein Geschäft behalten? Dann sieh zu, daß du richtig abstimmst!“ Sowas ist, wenn man es denn _nachweisen_ kann, Wahlbetrug und das ist in einer Demokratie ein strafbares Delikt (siehe Par. 107 ff StGB) und gilt als moralisch höchst verwerflich.

      Wenn man so etwas in der Weise substanziieren kann, daß es gerichtlich haltbar ist, hätten wir große Chancen, Stuttgart 21 noch zu stoppen.

      Auch zeigt sich die Polizei mittlerweile ermüdet. Wie in den Presseberichten steht, geht es der Polizei langsam gegen den Strich, ständig Gewehr bei Fuß stehen zu müssen – aber keinerlei Planungssicherheit zu haben.

      Es ist eben eine Doppelstrategie notwendig. Zum einen müssen wir rechtliche Vorwürfe rechtlich sauber und belastbar substanziieren und ggf. auch gerichtlich vorbrigen. Zum anderen müssen wir mal die Lautstärke der leisen Töne lernen. Die Polizei hat fertig. Wenn Grube seine Bäume im Januar/Februar „wg. Juchti“ nicht gefällt bekommt, rutscht die ganze Planung wieder ein ganzes Jahr nach hinten. Grube war mal S 21 Kritiker, intern hat der also auch längst fertig. Für den Nesebach-Düker findet sich auch kein passender Dussel. Und wenn sich das ganze Projekt noch um zwei, drei Jahre verzögert, haben auch die beteiligten Mittelständler irgendwann fertig. (Hatte nicht sogar Hölscher Wasserklau schon fertig, oder was habe ich da die Tage gehört? Wer ist da ausgestiegen?)

      Wir müssen da einerseits sehr präzise sein, andererseits genau hinhören, wo bei den Projektverantwortlichen was „kippelt“.

      Um die Regierung mache ich mir dabei derzeit keine Sorgen. Wie ich gerade an die Nachdenkseiten geschrieben habe, purzelt der Vorstand der „Deutschland AG“ nicht mal über seine eigene Unfähigkeit – sondern darüber, wie der Prokurist den Füller hält. (Will heißen: Derzeit kriegt Wulff Dresche vom Wall Street Journal. Der ist zwar bisher vielleicht nur ein zehntel so lang im Amt wie Ramses II., aber mindestens zehnmal so tot.)

      Wir müssen also juristisch sauber argumentieren, Ermüdungseffekte nutzen – und vor allem dürfen wir nicht die falschen Leute vom politischen Selbstmord abhalten.

      Kurz: Wir müssen es lernen, andere für uns arbeiten zu lassen 🙂

  3. Georg K. sagt:

    Vielleicht sollte man mal mit Herrn Hopfenzitz nach Berlin fahren, um im dortigen Hauptbahnhof die Gleise zu zählen. Dann ergibt sich folgendes Ergebnis: Unterirdisch: 8 (in Worten: acht), oberirdisch: 4 (in Worten: vier), macht in Summe 12. Dazu noch zwei S-Bahn Gleise. Also hat der Berliner Hauptbahnhof 50% mehr Gleise als der zukünftige Stuttgarter Hauptbahnhof, obwohl Berlin 500% mehr Einwohner als Stuttgart hat.

    • godde sagt:

      Liegt Berlin etwa auf der Magistrale von Paris nach Bratislava ???
      😉
      Wenn jemand der Meinung ist, Stuttgart würde ein kleinerer Bahnhof mit weniger Kapazität genügen, dann darf er das ja sagen. Was aber überhaupt nicht angeht, ist, dass die Bahn Infrastruktur reduzieren möchte und zugleicht behauptet, die Infrastruktur würde ausgebaut. Vor 1984 hat man ein solches Vorgehen schlicht als Betrug bezeichnet.

  4. D.S. sagt:

    der Berliner Hauptbahnhof ist ja auch ziemlich Murks und ziemlich teuer gewesen…

    also den würd ich als Vergleich nun wirklich nicht heranziehen.

  5. Claudia sagt:

    Weil 12 Gleise für Berlin zu wenig sind fährt der Berliner Hauptbahnhof auch nur ein sehr bescheidenes Ergebnis im Test ein…

    http://www.test.de/themen/freizeit-reise/test/Unpuenktlichkeit-bei-der-Bahn-Fast-70-Prozent-zu-spaet-4200668-4200674/?ft=bild&fd=6

    Aber um Sachdiskussionen geht’s meinem Vorredner ja eh nicht.
    Eher um Milchmädchenrechnungen…

    • Georg K. sagt:

      Werte Claudia,

      ich würde doch allzu gerne wissen, wo Sie eine Milchmädchenrechnung sehen, wenn ich feststelle, dass der Berliner Hauptbahnhof 50% mehr Gleisee als S21 hat, wobei die Bevölkerung Berlins 5mal so groß ist wie die Stuttgarter?

      Kommen wir zur Sachdiskussion:
      Nennen Sie mir bitte ein Buch bzw. eine Veröffentlichung, die den Zusammenhang zwischen Anzahl der Bahnhofsgleise und der Pünktlichkeit nachweist.

      Damit sie sich nicht zu lange mit der Suche abmühen, so einen Zusammenhang gibt es nicht.
      Schauen wir uns doch mal das Ergebnis der Stiftung Warentest an:
      Der Bahnhof München mit den meisten Gleisen liegt an 7. Stelle, gefolgt von FFM auf 9. Stelle und an 17. Stelle Leipzig.
      Ergo: Alle Bahnhöfe mit mehr Gleisen sind schlechter als Stuttgart.
      Besser als Stuttgart sind zwei Bahnhöfe, wovon der erste ganze 6 Gleise, der zweite schon erstaunliche 8 Gleise hat.
      Also mit der Anzahl kommen wir nicht weiter.
      Wir könnten es ja mal mit Ankünften pro Gleis probieren:
      Freiburg hat mit 216 Ankünften pro Gleis mehr als Stuttgart mit 200 Ankünften, obwohl Freiburg pünktlicher ist.
      Leipzig hat weniger als 50% der Ankünfte pro Gleis wie Stuttgart (93 Ankünfte) und ist trotzdem deutlich schlechter als Stuttgart.
      Auch deutlich schlechter als kassel Wilhelmshöhe, wo 487 Ankünfte pro Gleis betrachtet wurden.
      Selbst der Spitzenreiter mit über 1100 Ankünften pro Gleis ist pünktlicher als der Leipziger Hauptbahnhof.

      Dann erklären Sie mir nun bitte, warum die Anzahl der Gleise einen Zusammenhang mit der Ankunftspünktlichkeit haben sollte.

  6. Pingback: Bahn darf derzeit keine Bäume für "Stuttgart 21" fällen

  7. Heidrun Ritter sagt:

    Wen sollen wir denn noch wie oft an Informationen fluten? Vor der Volksabstimmung gab es eine gewaltige Infokampagne von uns (an der ich auch beteiligt war).

    Und???

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