Presseerklärung: Zweite Entgleisung innerhalb weniger Wochen

DB hat Fahrbetrieb beim S21-Umbau nicht im Griff

Stuttgart, 29. September 2012: Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen entgleiste am Samstag Mittag nahe dem Stuttgarter Hauptbahnhof ein Zug - an derselben Weiche (Nr. 227A) wie bereits Ende Juli. Einige Fahrgäste wurden verletzt. Der Unfall bewirkte zum Teil stundenlange Verspätungen im Zug- und S-Bahnverkehr.

Diese Entgleisungen stehen im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Gleisvorfelds im Zuge der Bauarbeiten für Stuttgart 21. Für die Schienenstränge bleibt infolge der für den Bau des Querbahnsteigs vorgezogenen Bahnsteige jetzt weniger Platz. Die Gleiskurven sind daher "gestaucht" und haben daher einen engeren Radius, der zusammen mit anderen Faktoren wie überhöhter Geschwindigkeit oder unzureichender Fahrzeugpufferwartung zu Entgleisungen führen kann - und führt, wie man leider sieht. Die Kurve an der betreffenden Weiche des für Stuttgart 21 umgebauten Gleisabschnitts ist besonders eng, was wohl die Ursache für die Häufung der Unfälle ist.

In der Fachzeitschrift "Bahnreport" (Ausgabe 3/2009, "Modernisierung als Provisorium"), sind zudem zahlreiche weitere Probleme bei der Umgestaltung des Gleisvorfelds im Zuge des Baus von Stuttgart 21 wie der Betrieb des Stellwerks beschrieben, die mögliche Fehlerquellen darstellen.

"Zweimal in kurzer Zeit eine Entgleisung an derselben Stelle­ - hier bekommen wir einen Vorgeschmack auf die Probleme, die uns durch den Bau von Stuttgart 21 im Zug- und S-Bahnverkehr noch ins Haus stehen", sagt Christoph Houtman von den Parkschützern. "Die Bahn kann während des Baus ihren Fahrbetrieb nicht aufrechterhalten und gefährdet die Sicherheit der Reisenden. Dabei wurde mit der Umgestaltung des Gleisvorfelds noch nicht einmal richtig begonnen. Wenn die Bahn ihr ureigenstes Geschäftsfeld, den Bahnbetrieb und den Ausbau der Schieneninfrastruktur, nicht beherrscht, wie will sie dann die ultrakomplexen Baumaßnahmen im Kernerviertel in den Griff bekommen?"

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5 Antworten zu Presseerklärung: Zweite Entgleisung innerhalb weniger Wochen

  1. zweihundersechs sagt:

    nunja, die zwei zwischenfälle lassen ja eine prognose zu, was für ein chaos der umbau under rollendem rad, wie es bei k21 ja sein müsste, werden würde.
    man bedenke, das gleisvorfeld beim S21 bau muss ja nur einmal verändert werden – und das ist im wesentlichen ja bereits geschehen.

    im übrigen, wieviele züge sind zwischen den beiden vorfällen ohne probleme über die genannte weiche gefahren? eintausend, zweitausend? alle ohne probleme… mücken und elefanten, das tägliche brot des parkschützers.

    • K. Neumann sagt:

      Ob in diesem Fall Mücke oder Elefant würde ich nicht den Experten der Bahn überlassen. Ihnen auch nicht. Da würde ich selber schauen, ob die Vorschriften der Richtlinien eingehalten wurden und nicht Sachen jenseits der Richtlinien erlaubt worden sind, um das Projekt überhaupt erst zu ermöglichen.

  2. Peter Illert sagt:

    Ich glaube, dass einige „K 21“-Protagonisten, die den Umbau mit der Bahnsteigverlängerung toll finden, jetzt undenken müssen : Er ist Murks, vermutlich werden die Züge künftig über eine kilometerlange Langsamfahrstelle mit 10 Stundenkilometern schleichen müssen.
    Aus meiner Laiensicht ist das Problem, dass der gerade Abschnitt zwischen zwei Weichen zu stark gekürzt worden ist, so dass die Züge regelrecht herausgehebelt werden, besonders wenn der IC von einem Steuerwagen geführt wird und die schwere Lok schiebt. Und der Lokführer dann auch noch vorne zu früh den Tempo-Regler hochschiebt.
    Bereits nach dem Unfall im Juli habe ich die Gleissperrungen und das Betriebschaos für eine kleine Aktion genutzt und mich mit einem Schild „Wir üben für S 21- Aus Platzmangel fehlerhaft konstruierte Bauweiche“ auf den Querbahnsteig gestellt. Der blaue Bahnsicherheitsdienst hat gemeckert, ich meinte aber, die sollten halt die Bundespolizei holen. Anderthalb Stunden hat sich dann keiner von denen blicken lassen. Erstaunlich, nicht ?

  3. Lars sagt:

    Ich erinnere aber mich an eine Rede von Herrn Hopfenzitz, in welcher er erklärte, dass die Bahn das Gleisvporfeld faktisch schon vorbildlich so umgebaut habe, wie diese für K21 erforerlich sei und auch andere Kommentatoren, welche dies darlegten.

    Eine Gleisverlängerung wäre ja wohl auch bei K21 erforderlich geworden, insbesondere bei der Variante Vieregg-Rössler.

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