Schutzgemeinschaft Filder: Die Bahn pokert – ihre krassen Planungsfehler am Flughafen sollen die Bürger bezahlen

Presseerklärung der Schutzgemeinschaft Filder e. V.

Der Lenkungskreis S-21, an dem sich die Deutsche Bahn und das Land gegenübersitzen, hat erstmals auch Zahlen für die Filder genannt. 224 Millionen Euro zusätzlich soll laut Bahn die alternative Variante eines Bahnhofs für Fernzüge am Flughafen kosten.

Außerdem muss mit weiteren 30 Millionen Euro für die zweigleisige Anbindung der ICE-Station an den Filderaufstiegstunnel gerechnet werden. Diese Planung hat noch die CDU-Landesregierung als notwendig erachtet, nachdem eigene Gutachter (sma, 2008) der Bahn nachgewiesen hatten, dass deren bisherige Planung so nicht  fahrbar ist.

Die Bahn verfälscht das Ergebnis des Filderdialogs

Die Schutzgemeinschaft Filder moniert, dass der im Lenkungskreis  vorgestellte modifizierte Flughafenbahnhof als „Ergebnis des Filderdialogs“ dargestellt wird. Steffen Siegel, Vorsitzender der SG Filder: „Alle am Filderdialog beteiligten Bürgerinnen und Bürger  müssen sich vorgeführt vorkommen, denn das Gegenteil ist der Fall!“ Der Filderdialog hatte zwei klare Mehrheitsergebnisse: Erstens, den Erhalt der bestehenden Gäubahn-Führung über Vaihingen; und zweitens – ganz wichtig –  den Verzicht auf den Mischverkehr durch Leinfelden-Echterdingen!

Beides wurde, entgegen der Zusagen, die der Bürgerschaft während des Dialogs gegeben wurde, ohne Prüfung einfach vom Tisch gewischt. Statt dessen planen die Projektbetreiber den bisher angedachten schräg in 27 Meter unter der Messe liegenden Fernbahnhof zu drehen , ihn unwesentlich näher an den Flughafen zu rücken und die Gäubahn dort einzufädeln.

Auch der neu geplante Filderbahnhof ist Murks

Die Schutzgemeinschaft gibt der vorgestellten Filderbahnhofs-Alternative keine guten Noten. Denn: Der Mischverkehr durch L.-E. bliebe erhalten; die Gäubahn würde  entgegen dem Geißlerschen Schlichterspruch weiter über den Flughafen geführt. Dieser unsinnige Umweg  eines untergeordneten Fahrgaststroms  liegt außerhalb jedes vertretbaren Kosten-Nutzen-Rahmens, „wie im Übrigen das gesamte Projekt“, äußert Steffen Siegel.

Der neue Fernbahnhof soll unter der Flughafenrandstraße liegen; er ist immer noch 150m bis 200m  vom Terminal-S-Bahnhof entfernt und im Fernbahnhof fahren zusätzlich zu den bisher geplanten Zügen aus Ulm und Tübingen dann auch noch die Gäubahn-Züge. Dies ist bahnbetrieblich höchst problematisch. Die SG Filder weist darauf hin, dass der „ohnehin getrickste“ Stresstest mindestens für den Filderabschnitt neu durchgeführt werden müsste.

Wenn der Planungsabschnitt 1.3 in zwei Teilen geplant und gebaut wird, d.h. wenn die Rohrer Kurve und die Flughafenanschlüsse erst Jahre später an das S 21 System angeschlossen werden, ergeben sich darüber hinaus über viele Jahre ganz neue Probleme:  Das "hochgepriesene", aber eigentlich miserable S-21 Konzept ist ein Torso;  die Gäubahn muss dann in Vaihingen enden. Damit gibt es lange Zeit keine direkte Verbindung Stuttgart-Zürich mehr. Alle Züge von und nach Ulm und Tübingen fahren ohne Halt am Flughafen vorbei. Die Tübinger Züge zweigen sogar ohne Halt in Wendlingen zum Flughafen ab, kommen also nicht nur nicht  nach Esslingen, sondern  rauschen auch am Flughafen vorbei.

Die SG Filder hat zudem eine klare Meinung zur Kostenerhöhung: Die Forderung von manchen S-21-Befürwortern, dass jetzt das Land, die Stadt und die Region Geld für den „besseren Filderbahnhof“ nachlegen sollen, und zwar weit über den festgeklopften Finanzierungsdeckel hinaus,  lehnen wir  genauso strikt ab wie die Landesregierung oder die Stadt Stuttgart. Wer über zehn Jahre einen so miserablen Bahnhof plant wie die DB – siehe auch den riskanten Brandschutz im Tiefbahnhof und in den Tunneln –  kann nicht damit rechnen, dass Land, Stadt und Region die Planungsmängel beseitigen und dafür die Steuergelder der Bürger nutzen, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden.

Hinweis:
Die Schutzgemeinschaft Filder wird am 14. November eine Informationsveranstaltung zur „neuen“  S21- Filderproblematik in der Zehntscheuer in Echterdingen durchführen;  unter anderem mit Egon Hopfenzitz, Leiter des Stuttgarter Hauptbahnhofs von 1981-1994.

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