Presseerklärung Schutzgemeinschaft Filder – Ultimatum der Bahn zurückgewiesen

Schutzgemeinschaft Filder weist das Ultimatum der Bahn zurück

„Unglaublich dreist“ findet Steffen Siegel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Filder, das von der Deutschen Bahn AG an Stadt und Land gerichtete Ultimatum zum Filderbahnhof: „Hier stilisiert sich der Übeltäter zum Opfer!“

Beim Projekt Stuttgart 21 versage die Bahn schon seit knapp zwanzig Jahren: „Gegen jede Beteuerung stiegen die Kosten ins Unermessliche, ein Planungsfehler jagt den nächsten, bis heute ist noch kein Zentimeter der 60 Kilometer Tunnel und des Tiefbahnhofstrogs gebaut. Als Stuttgart sich im Jahre 2003 um die Olympiade für 2012 bewarb, wurde versichert, bis dahin sei S 21 fertig.“

Besonders krass versagt habe die Bahn aber auf den Fildern, so Siegel weiter: Erstmals 2002 habe sie hier versucht, ein Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Elf Jahre später sei dies noch immer nicht gelungen, bis heute gebe es keine genehmigungsfähigen Pläne: „Denn wegen untauglicher Pläne wurde das Ansinnen der Bahn mehrfach zurückgewiesen.“

Dem unverschämten Ultimatum müssten die Projektpartner daher mit eigenen, entschiedenen Forderungen begegnen: „Wenn die Bahn nicht bis Ende März verwertbare Pläne, nachvollziehbare Kostenprognosen, ein sicheres Brandschutzkonzept und wissenschaftlich fundierte Aussagen über die Leistungsfähigkeit des neuen Bahnhofs vorlegt, dann fordern wir unser Geld zurück!“

Zudem sollte die Bahn erst einmal ihre Hausaufgaben auf den Fildern erledigen:

- Sie muss ihre Antragstrasse planfeststellungsfähig machen und deren Kosten klären. Seit kurzem soll diese Trasse plötzlich nur noch 403 Millionen Euro kosten. Bisher wurden der Öffentlichkeit 488 bis 500 Millionen Euro für den Filderabschnitt genannt – und selbst diese Zahl war noch eindeutig zu niedrig angesetzt.
- Sie muss ernst zu nehmende Pläne und Kosten für den neuen Filderbahnhof vorlegen.
- Sie muss endlich aufhören, den Fernbahnhof unter der Flughafenstraße als Ergebnis des Filderdialogs zu verkaufen und ihn als viel besser zu bezeichnen.

Der "Filderdialog" war das Gegenteil einer offenen Bürgerbeteiligung. Denn gezielt missachtet wurden dessen klare Vorgaben: "Die Mehrheitsergebnisse werden ernsthaft geprüft" und "Der Kostendeckel darf nicht gehoben werden". Die Teilnehmer/innen wurden im Glauben gelassen, ihre Ergebnisse würden ernsthaft geprüft. Das Gegenteil aber fand statt.

Die jetzt diskutierten Umplanungen des Fernbahnhofs sind NICHT das Ergebnis des Filderdialogs. Mit sehr deutlichen Mehrheiten haben dessen Teilnehmer/innen für den Verzicht auf den Mischverkehr durch Leinfelden-Echterdingen und für den Erhalt der Gäubahn auf der Panoramastrecke votiert. Dieses klare Ergebnis haben die Projektbetreiber jedoch ignoriert und zu ihren Gunsten geändert.

Die Schutzgemeinschaft hält den neuen Bahnhof unter der Flughafenrandstraße nicht für die bessere Alternative. Neben einigen unbestreitbaren Vorteilen (geringere Brandschutzprobleme und bessere S-Bahn-Station) birgt er gravierende Nachteile:

- Der Kostendeckel wird gesprengt.
- Die viel weiter ausgreifenden Anschlussschleifen zur Neubaustrecke zerstören wesentlich mehr wertvolle Filderböden und auch das Naturdenkmal „Langwieser See“ auf Plieninger Markung.
- Der neue Bahnhof rückt nur unwesentlich näher – zwanzig Meter – an den Flughafen heran, dafür wird das Umsteigen von der S-Bahn auf die Gäubahn wesentlich erschwert.
- Dieser Bahnhof könnte in der Spitzenstunde niemals die dann noch hinzukommenden Gäubahnzüge bewältigen.

Daher bestreitet Steffen Siegel der Bahn das Recht, von Stadt und Land zu fordern, sich zwischen zwei gleichermaßen unbrauchbaren und unausgereiften Alternativen zu entscheiden und dafür auch noch ultimativ Geld zu fordern. Der neue Filderbahnhof sei vielmehr das Resultat von mehr als elf Jahren Planungsmurks und somit „nur die zwingende Korrektur eigener Fehlplanung, deren Kosten allein von der Bahn zu tragen sind“.

Die Schutzgemeinschaft Filder fordert darüber hinaus von der Bahn ultimativ ein wenig mehr Ehrlichkeit, ein wenig mehr Transparenz und vielleicht doch auch etwas Selbstkritik.

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7 Antworten zu Presseerklärung Schutzgemeinschaft Filder – Ultimatum der Bahn zurückgewiesen

  1. K. Neumann sagt:

    „Mit sehr deutlichen Mehrheiten haben dessen Teilnehmer/innen für den Verzicht auf den Mischverkehr durch Leinfelden-Echterdingen und für den Erhalt der Gäubahn auf der Panoramastrecke votiert. “

    So war es eigentlich auch im Schlichtungsergebnis festgelegt, zu dessen Umsetzung die Bahn sich 1:1 verpflichtet hatte. Genau Herr Kefer war es, der das für die Bahn in der abschliessenden Pressekonferenz zur Schlichtung versprach.

    Wo eigentlich bleiben hier die Herren Hermann und Kretschmann mit einem Kommentar zu dieser impertinenten Lüge der Bahn, die täglich auch in den Foren der Lokalpresse gleich durch mehrere Schreiber fleissig verbreitet wird und damit die Regierung implizit und explizit als wahrhaftige Antidemokraten denunziert.

    Damit bleibt auch der Vorwurf in der Öffentlichkeit stehen, dass die Koalitionsaussage des künftigen Gehörtwerdens des Bürgers vom grünen Regierungspart konterkariert wird, da die Regierung selbst den Ergebnissen des von ihnen initiierten Filderdialoges nicht nachkommt.

    Wenn ein Minister etwas sagt, dann macht das Schlagzeilen. Diese wollen diese beiden in dieser Sache nicht.

    Was gilt den beiden dann eigentlich die Wahrheit noch, wenn man solches charakterlose Tun gegen diese zum Zwecke des Machterhaltes eintauscht?

    Ich bin der Meinung, dass wir hier mit diesen beiden zwei besonders charakterlose Menschen in Regierungsverantwortung haben. Und genau das ist heute, was einen Politiker ministrabel macht.

  2. Reini sagt:

    Mir kommt es so vor, als wolle man mit der Erpressung für eine schlechte, aber teure Filderlösung, der Regierung Geld aus der Tasche ziehen!

    Die spd würde nun zu gerne Geld der Bahn in den Rachen schmeißen! Von cdufdp ganz zu schweigen!
    Die spd gehört immer noch zu den Befürwortern und ihnen ist nicht zu tauen!

    Kretschmann ist ebenfalls kein Gegner von S21 und sagt immer noch dass die VA für ihn gilt!
    Dabei ist doch jedem ehrlichen Demokraten klar, dass hier gelogen und betrogen wurde!

    Kretschmann sieht einfach weg und es ist immer wahrscheinlicher dass er nur einen Grund sucht, um der Bahn Geld zu überweisen.
    Schamgefühl gibt es bei Politikern leider schon lange nicht mehr….

    • martin mueller sagt:

      Er sieht nicht nur einfach weg, meiner Meinung nach hat er sich dieser kriminellen Vereinigung ergeben. Vieleicht hat er sich ihnen schon angeschlossen? In dieser Republik scheint es keinen Staatsanwalt zu geben , der den Mumm aufbringt gegen die DB AG und die Bundesregierung zu klagen , also muß auch davon ausgegangen werden das diese Damen und Herren Mitglieder dieser Vereinigung sind, zumindest wird dies so vermittelt.

  3. Gerd Jungmann sagt:

    Liebe Obenbleiber unseres K 21
    Es ist wieder einmal erbärmlich, wie dieser Kefer die Menschen für dumm verkaufen will. Ist der nicht endlich zum Abschuß bereit ??Aber keinen Deut wird die
    Landesregierung von ihrem Plan abweichen und keinen Cent zu einem Murksbahnhof geben, der noch nicht einmal genehmigt
    wurde.
    Oben bleiben
    MfG
    Gerd Jungmann

  4. Rosana sagt:

    Die ganze Planung ein Fehler! Das sind Situationen, mit denen Politiker tagtäglich umgehen müssen, das ist ihre Welt – und das haben sie so gelernt. In diesem Teufelskreis der Fehler, der Lügen, des Betrogenwerdens und Betrügens, der Abhängigkeiten, der Machtlosiskeit, des Schönredens, da haben sie sich eingerichtet, da fühlen sie sich zu Hause und auch wohl. Und nun kommen da Bürger und Bürgerinnen daher, und wollen das so nicht mehr!!! Ja, wo sind wir denn – da müssen wohl ganz andere Saiten aufgezogen werden. Man kann wirklich gespannt sein, was da noch alles geschieht.

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