stern: Kopfbahnhof versus Stuttgart 21

Alter Bahnhof schon mit geringen Investitionen leistungsfähiger als Stuttgart 21 – Neues Gutachten von Verkehrsbüro

Ein neues Gutachten versetzt die Befürworter von Stuttgart 21 in Erklärungnöte. Laut eines Gutachtens des Münchner Verkehrsbüros Vieregg-Rössler, das dem Onlinemagazin stern.de vorliegt, ist der alte Stuttgarter Kopfbahnhof mit geringen Investitionen deutlich leistungsfähiger als das neue Megaprojekt. In der Spitzenstunde könnten im Kopfbahnhof danach 56 Züge abgefertig werden. Bei Stuttgart 21 sehen die Planungen nur 49 Züge vor. Vieregg-Rössler geht davon aus, dass für die Optimierung des jetzigen Bahnhofs lediglich fünf Millionen Euro nötig sind – maximal. Das wäre nur ein Bruchteil der Investitionen für S21, die sich auf mindestens 4,5 Milliarden Euro belaufen.

Vieregg-Rössler setzt sich seit gut 15 Jahren mit S 21 auseinander und hat im Auftrag von Stuttgarter Fachleuten („Ingenieure 22") in einer aufwendigen Expertise die faktische Kapazität des Kopfbahnhofs durchgecheckt.

Es lohnt sich, den gesamten Artikel im Stern zu lesen.

Update: Nachstehendes Schreiben wurde an die Abgeordneten des Landtags und Bundestags von BW, sowie an die Stadträte des Stuttgarter Gemeinderats versendet.

Gutachten der Vieregg-Rössler GmbH weist nach: Bestehender Kopfbahnhof in Stuttgart ist bereits jetzt leistungsfähiger als geplanter Tiefbahnhof S21

Sehr geehrte Damen und Herren,

sicherlich ist es eher ungewöhnlich, daß ein Gutachten zuallererst an Abgeordnete und Stadträte versandt wird, statt, es wie sonst üblich. über die Medien vorzustellen. Aber beim Projekt "Stuttgart 21" ist alles anders. Und so sind Auftraggeber ("Ingenieure 22") und Auftragnehmer zusammen mit engagierten Stuttgarter Bürgern der Meinung, daß Sie als Vertreter des Volkes gleich zu Beginn vollständig informiert sein sollten.

Sie finden deshalb im Anhang den vollständigen Text des Gutachtens und die dazu gehörenden Abbildungen.

Das Gutachten der VIEREGG-RÖSSLER GmbH kommt zu folgendem Ergebnis:

(1) Der bestehende Stuttgarter Kopfbahnhof verkraftet in der Spitzenstunde 7 bis 8 Uhr morgens 56 Züge (Zugankünfte) bei guter Betriebsqualität. Zum Vergleich: Der geplante Tiefbahnhof bewältigt höchstens 49 Züge. Und auch dies nur mit gefährlichen Gleis-Doppelbelegungen und in der Regel ohne die bisher selbstverständliche Wartemöglichkeit auf verspätet ankommende Züge. Die bisher "regulären" Verspätungen darf es dann im Tiefbahnhof nicht mehr geben!

(2) Der vorhandene Kopfbahnhof ist somit bereits im gegenwärtigen Zustand deutlich - um mindestens 14 % - leistungsfähiger als der geplante Tiefbahnhof S21, wenn man minimale Verbesserungen für maximal 5 Millionen Euro im Gleisvorfeld vornimmt.

(3) Der S21-Bahnhof stellt gegenüber dem heutigen Kopfbahnhof nicht einen Ausbau der Schienen-Infrastruktur in Stuttgart dar, sondern einen Rückbau. Schlimmer noch: Ein "Integrierter Taktfahrplan" (ITF) - heute längst Standard - ist mit dem Tiefbahnhof nicht mehr möglich.

(4) Der bestehende Kopfbahnhof ist im Gegensatz zum Tiefbahnhof S21 baulich stark erweiterbar und somit zukunftsfähig, außerdem: kundenfreundlicher, sicherer und barrierefrei. Würde man sich mit einer nicht ganz optimalen Betriebsqualität begnügen, so könnte der bisherige Bahnhof sogar 67 Ankünfte in der Spitzenstunde verkraften, was einer Steigerung der Leistungsfähigkeit um immerhin 37 % entsprechen würde.

Im beigefügten Gutachten werden Sie noch eine ganze Reihe von Argumenten finden, die uns zweifeln lassen, ob die Investition von mindestens 4,5 Milliarden Euro für S21 - letztlich Steuergelder von uns allen - sinnvoll ist.

Für uns steht ohne Zweifel fest: Der vorhandene Hauptbahnhof soll für sehr viel Geld durch einen neuen, aber schlechteren Bahnhof ersetzt werden.

Wir bitten Sie, sich auch im Hinblick auf das bevorstehende Referendum nochmals mit dieser Frage zu befassen. Hierfür kann dieses - seit Monaten auch von Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann geforderte - Gutachten eine Grundlage sein. Es wurde inzwischen von privater Seite in Auftrag gegeben und finanziert und ist nun fertiggestellt.

Mit freundlichen Grüßen
gez.
A. Käck W. Kuebart Dr. M. Vieregg K. Rößler E. Hopfenzitz

2 Anhänge: Gutachten und dazu gehörende Abbildungen

Kontakte:
www.vr-transport.de mit weiterführenden Informationen
VIEREGG-RÖSSLER GmbH - Schornstr. 10 - D-81669 München
www.ingenieure22.de
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6 Antworten zu stern: Kopfbahnhof versus Stuttgart 21

  1. Norbert Rupp sagt:

    Haben wir doch alle längst gewusst. Es wird aber die Befürworter nicht interessieren, weil sie nicht der Bahnhof interessiert, sondern die bei seinem Bau und in seinem Umfeld möglichen Bau- und Immobilien-Geschäfte im Umfang von ca. 20 Mrd. €. Dass gerade die SPD darauf reinfällt, die eigentlich wissen muss, dass bei europaweiter Ausschreibung die wenigsten Arbeitsplätze vor Ort entstehen (der erste Großauftrag ging etwa nach Österreich) stimmt einen besonders traurig. Dümmer geht’s nimmer.

    • Petra sagt:

      In Anbetracht dieser ganzen Mauscheleien der Bahn zu S21 scheint allerdings auch bei der neuen grün-roten Landesregierung wenig Interesse an Aufklärung zu herrschen. Ein Herr Kretschmann postuliert die Volksabstimmung wie eine Gebetsformel und wartet auf „Das Wunder„, anstatt sich an seine Versprechen noch vor der Wahl zu erinnern. Selbst das neue Gutachten von Vieregg&Rössler, das dem jetzigen Kopfbahnhof mehr Leistungsfähigkeit als S21 prognostiziert, das eigentlich v. der Bahn hätte erstellt werden müssen noch bevor sie Gelder für einen Neubau vergeudet, weckt Kretschmann & Co nicht aus ihrem Gebetspalast. Die Grüne Partei hat offensichtlich verdrängt, dass sie auch von CDU, FDP, Linke und SPD-Wählern dazu gewählt wurde, S21 zu stoppen! Mit ihrem jetzigen Verhalten tut sie aber genau das Gegenteilige, spielt mit dem Quorum 1/3 Mehrheit den S21-Befürwortern sogar noch den Ball zum Sieg zu, anstatt jede Möglichkeit zum Ausstieg zu nutzen. Und erst nach der Volksverdummung wird die wahre Rechnung der S21-Kosten präsentiert – wie abstruse – die selbst die von der Bahn aufgepuschten Ausstiegskosten von angeblich 1,5 Mrd. Euro wie Peanuts aussehen lassen wird. Denn hier greifen genau die gleichen Mechanismen wie an den internationalen Börsen: zocken, spekulieren und riskieren bis zur Pleite – und wenn nichts mehr geht, gibt es noch den dummen Steuerzahler, der für Mehrkosten, Bad-Banks, Schuldenschnitte und Rettungsschirme grade stehen muss.

  2. Peter - es gibt nur den einen! sagt:

    Es ist doch längst offensichtlich, dass es überhaupt nie um (ingenieurs-) technische Fragen ging, z.B. welcher Bahnhofstyp der bessere sein könnte/würde. Nie!

    Es ging – und das sogar von Frau Merkel öffentlich erklärt – immer nur darum, ob antidemokratische, regelrecht feudale Macht in diesem (baden-württembergischen Bundes-) Land noch exekutiert werden kann. Ob sich die seit etwas mehr als 100 Jahren durch die Feudalherren und -frauen zugestandenen pseudodemokratischen Parlament und/oder Gemeinde-/Stadtrat genannten Debattierklubs nicht mittlerweile auch nach belieben wieder ab- und ausschalten lassen, ob sich das bis dato am kürzesten Laufband gehaltene Vieh der Württemberger, nicht mal wieder als Demonstration der angemaßten Machtvollkommenheit für die übrigen Viehherden vorführen lässt.

    Und genau deswegen wird diese Anmaßung auch bis zum Ende durchexekutiert. Dabei ist das Ende gar nicht notwendigerweise eine fertig gestellte Grube21 (und notwendigerweise einer sog. Neubaustrecke). Nein, das Ende ist vielmehr die machtbesessene Verschwendung von möglichst viel öffentlichem (also unserem) Geld für ggf. auch gescheiterte und einfach nur sinnlose Scheinprojekte, bei gleichzeitiger Züchtigung der spätestens seit den 68ern doch allzu selbstbewusst auftretenden, bisherigen Rundviechern (man denke nur an die Landtagswahlergebnisse der vergangenen Jahrzehnte).

    Dennoch Dank an die Ingenieure22, dass sie die Studie beauftragt haben! Wobei ich noch hinzufügen muss, dass ich nach Murphy’s Law davon ausgehe, dass, wenn etwas schief gehen kann, es auch schief geht und schon allein deshalb keine Bange habe, dass je ein Zug durch die Grube21 fahren wird. Ist ja (meiner Meinung nach) auch nie beabsichtigt gewesen.

  3. Pingback: S21+14% = K20 < K21 oder: JA zum Ausstieg! - Martin Schliemann

  4. Pingback: Volksabstimmung am 27.Nov.: Weder fair noch demokratisch - Initiative Barriere-Frei

  5. andrea sagt:

    da sieht man mal wieder was unser alter kopfbahnhof kann er ist ja in die jahre gekommen aber leisten kann er einiges mehr als ein neuer drchgangsbahnhof haben wir ja schon immer gesagt aber keiner wollte auf uns hören selbst cdu und spd und ander mit
    deshalb bleiben wir oben

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