Kostenprognosen von 6 Milliarden auf jetzt 10 Milliarden Euro

Auf Nachfrage von FERPRESS, hat die Münchner Verkehrsberatungsfirma VIEREGG-RÖSSLER GmbH ihr Gutachten von 2008 fortgeschrieben und nunmehr in einer aktuellen Hochrechnung der S21-Projektkosten (ohne Neubaustrecke!) festgestellt, dass bis zum Jahr 2020 mit Kosten in einer Höhe von acht bis zehn Milliarden Euro fest zu rechnen ist.

VIEREGG-RÖSSLER hatten seinerzeit durch ihre hernach auch bestätigten Zahlen und Einschätzungen bereits das geplante Münchner Transrapidprojekt zu Fall gebracht. Die Berechnungen der Verkehrsberater ließen Edmunds Stoibers Traum der Magnetschwebebahn in Bayern platzen.

Inzwischen haben SWR, der Tagesspiegel und andere Medien dieses brisante S21-Kostenthema mit den Zahlen der Verkehrsberater erneut aufgegriffen.

Über die Meldung von hr-INFO hatten wir bereits auf BAA berichtet und die weiteren Zahlen (siehe HIER) angekündigt.

Die Bahn hält sich bedeckt, Bund und Land lehnen jegliche weitere Kostenbeteiligung ab. Am kommenden Mittwoch tagt der Aufsichtsrat der Bahn. Schon hier könnte sich das weitere Schicksal von Bahnchef Grube und Vorstandsmitglied Kefer mit entscheiden, nachdem sich Bundeskanzlerin Merkel – wie aus ihrem Umfeld zu hören war – wegen des bevorstehenden Bundestagwahlkampfes dieses Themas "möglichst bald entledigen" möchte und auch nicht weiter will, daß Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) seinen Feldzug gegen den grünen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg weiter betreibt.

Inzwischen ist man sich auch in Berlin bewusst, daß das Thema S21 die Bundestagswahl im Südwesten Deutschlands weitaus stärker prägen könnte. Wie schon bei der Landtagswahl und den Oberbürgermeisterwahlen in Stuttgart und Karlsruhe wäre die Union dann ziemlich sicher der klare Verlierer.

Stuttgart 21 soll bis zu sechs Milliarden Euro kosten

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 soll nach SWR-Informationen bis zu sechs Milliarden Euro kosten und damit bis zu 1,5 Milliarden Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. Mehr als eine Milliarde Euro der möglichen neuen Kosten will die Bahn selbst übernehmen.

Diese Entscheidung hat die Bahn dem Aufsichtsrat bereits mitgeteilt. Bei weiteren Kostenrisiken in Höhe von gut 400 Millionen Euro ist das Unternehmen auf die Unterstützung der Vertragspartner angewiesen. Dies hat die Bahn heute allerdings weder dementiert noch bestätigt. Erst bei der Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch will Bahnvorstand Volker Kefer die neuesten Zahlen präsentieren.

Ein Vertreter der Bahn hatte zuvor im Hessischen Rundfunk gesagt: "Am Mittwoch kommt alles auf den Tisch. Insgesamt läuft es auf Kosten von sechs Milliarden hinaus." Dazu gehörten auch Kostensteigerungen, die erst im Zuge der Schlichtung zu Stuttgart 21 dazugekommen seien. Zum vollständigen ausführlichen Beitrag HIER.

Hintergrund: Chronologie der Kostendebatte um S21
Von umgerechnet 2,6 Milliarden 1995 bis hin zu (mindestens) sechs Milliarden 2012 siehe HIER.

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2 Antworten zu Kostenprognosen von 6 Milliarden auf jetzt 10 Milliarden Euro

  1. Petra A sagt:

    Leserbrief aus Badische-Zeitung zu: „S 21 wird wohl teurer als geplant“:

    Noch ist Zeit, die Notbremse zu ziehen

    Dass dieses babylonische Projekt um Größenordnungen teurer wird, als man dem naiven Wahlvolk vorgegaukelt hat, war ja unschwer abzusehen. Überraschend ist nur die Dicke des ersten Salamischeibchens, mit dem man nun rausrückt: eine Milliarde Euro. Wenn jetzt die Spitze von Grün-Rot scheinbar standhaft darauf pocht, dass die Bahn die Mehrkosten übernimmt, dann ist das nur Augenwischerei und eine Fortsetzung der Wählertäuschung: Die Bahn hat das Geld schlicht nicht. Und wenn erst mal die Stadt aufgerissen ist, und die Bohrer im Berg stecken, wird man sich mit Krokodilstränen dem „Alternativlosen“ beugen und das Geld nachschießen. Geld, das das Land ausbluten wird – wohl gemerkt für den inzwischen amtlichen Abbau der Kapazität des Stuttgarter Bahnhofs um ein Drittel!

    Noch ist außer mutwilliger Zerstörung nichts geschehen, nichts gebaut worden. Noch ist es Zeit, von unseren Landesvätern verantwortliches Handeln einzufordern und die Notbremse zu ziehen!

  2. Peter - es gibt nur den einen! sagt:

    Es geht nicht darum irgend eine Notbremse zu ziehen! Es geht nur darum: wer in dieser Situation zuerst den Kopf hebt und sagt bis hier her und nicht weiter wird für alles und in Summe haftbar gemacht – so wie Kassandra nach ihre Ankündigung des Untergangs Troyas gelyncht wurde (Kassandrarufe).

    Wenn jetzt z.B. Kretsch sagen würde, das Ding wird zu teuer, nun sei Schluss – werden CDU und FDP die Grünen jahrelang und erfolgreich damit traktieren, dass die Grünen Wahlversprechen (Koalitionsvertrag) gebrochen und den Willen des Volkes (VA) übergangen hätte. Die Sozzen würden sofort in einer Großkotzkoalition mit der Union eintreten usw.

    Wenn jetzt z.B. Grube sagen würde (hat er im Prinzip mit seinen 4,7 Mrd schon), die DBAG steigt aus weil es sich nicht für die DBAG rentieren würde, gehen der DBAG sofort sämtliche formal-rechtlichen Ansprüche auf Entschädigung gegenüber allen irgendwie Beteiligten verlustig und, er würde sich formal der Untreue (der verloren gehenden Ansprüche) gegenüber der DBAG schuldig machen – dann bekäme er auch keine Abfindung bei Ausscheiden oder gar Altersbezüge usw.

    Wenn jetzt z.B. Fritz (Kuhn) sagen würde, er werde sofort eine Abstimmung (in STGT) durchführen – würde er damit indirekt sagen, dass STGT bei entsprechendem Abstimmungsergebnis die Mehrkosten (in welcher Höhe auch immer) übernehmen würde.

    Usw. usw.

    Die Einzige die einigermaßen unbeschadet das Drecksding formal beenden könnte ist uns aller Mutti Angie – so wie bei Fukushima. Die Wähler (in BaWü) würden es ihr sogar zugute halten!

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