Aufruf zum Unterzeichnen: Schwerwiegende Fehler und Richtlinienverstöße im Stuttgart-21-Stresstest

Richtlinienverstöße im Stuttgart-21-Stresstest: Aufruf an die Deutsche Bahn AG, SMA und Partner AG und den Schlichter Dr. Heiner Geißler zur Stellungnahme

Eine Woche vor der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 war der Vorwurf umfassender Regelverstöße im Stresstest zu Stuttgart 21 von WikiReal.org veröffentlicht worden. Seither gelang es der Deutschen Bahn und dem Stresstest-Auditor SMA nicht, die Kritik an dem Leistungsnachweis für das Milliardenprojekt nachvollziehbar auszuräumen.

Die Unterzeichner dieses Aufrufs bewerten hiermit nicht die fachliche Kritik, aber halten die Vorwürfe der unter WikiReal.org veröffentlichten Untersuchung des Stresstests zu Stuttgart 21 für schwerwiegend. Sie sind überzeugt, dass es ureigenstes Interesse der DB AG und SMA sein muss, dass die begründete Kritik bezüglich der Regelverstöße und möglicher Lücken in der Auditierung durch die SMA nachvollziehbar ausgeräumt wird. Der Nachweis der Leistungsfähigkeit des neuen Durchgangsbahnhofs Stuttgart 21 darf keinem Zweifel unterliegen. Andernfalls fehlt dem Fortschritt des Baus die Legitimation.

In einem Verfahren, das zur Befriedung eines kontrovers diskutierten Projekts dienen sollte, dürfen keine solch gravierenden Indizien für eine Täuschung der Öffentlichkeit im Raum stehen bleiben. Es ist zudem ein Gebot der Wissenschaftlichkeit, dass eine Ergebnisdokumentation, die demokratische Entscheidungen rechtfertigen soll, fachlich nachvollziehbar und über jeglichen Zweifel erhaben ist. Andernfalls besteht die Gefahr, dem exzellenten Ruf des Wissenschafts- und Industriestandorts Deutschland Schaden zuzufügen. Es gilt zu vermeiden, dass an der deutschen Bahnwissenschaft ein Makel haften bleibt.

Hintergrund
Als Teilnehmer und Experten haben wir uns an dem Demokratie-Experiment der Faktenschlichtung und der Stresstest-Präsentation zum Projekt Stuttgart 21 (S21) beteiligt oder dieses Verfahren anderweitig begleitet. Ein strittiger offener Punkt der Faktenschlichtung war die realistische Leistungsfähigkeit des neuen Bahnhofs. Im Schlichterspruch war der "Nachweis" der Leistungsfähigkeit durch den sogenannten "Stresstest" gefordert worden. Bei "guter Betriebsqualität" sollten 49 Züge in der Spitzenstunde abgefertigt werden können. Die Prüfung der Ergebnisse durch den Gutachter, SMA und Partner AG (SMA), aus der Schweiz war verabredet worden.

Ebenso wie Millionen Bürger haben wir als Beteiligte unser Vertrauen in diesen Prozess gesetzt. Auch zum Zeitpunkt der Volksabstimmung ging die große Mehrheit der Wahlberechtigten bei der Stimmabgabe davon aus, dass das Verfahren regelgerecht abgelaufen war. Eine gute Woche vor der Volksabstimmung waren jedoch die Vorwürfe aus der Analyse von Dr. Christoph Engelhardt veröffentlicht worden, einem Experten der Stresstestpräsentation. Demnach besteht der dringende Verdacht, dass bei der Durchführung des Stresstests vielfach gegen die maßgebliche Konzernrichtlinie 405 „Fahrwegkapazität“ der DB AG verstoßen wurde, die die Bahn auch als Grundlage der Simulation angegeben hatte. Die Abschätzung der notwendigen Korrekturen für eine regelgerechte und realitätsnahe Abbildung des Bahnverkehrs führt laut WikiReal auf eine Leistungsfähigkeit von lediglich 32 bis 38 Zügen in der Spitzenstunde. Dies würde einen nach § 11 AEG genehmigungspflichtigen Rückbau der Kapazität bedeuten und bisherige Nutzen-Kosten-Rechnungen ungültig machen.

Auf dem neuen Faktencheckportal WikiReal.org sind die Stresstestfehler in großer Detailtiefe dokumentiert und werden von einer ständig wachsenden Gemeinschaft ergänzt und ausgearbeitet. Zahlreiche Wissenschaftler und Bahnfachleute haben sich der Kritik angeschlossen. Weder die Deutsche Bahn noch SMA konnten oder wollten bisher die Vorwürfe nachvollziehbar ausräumen (siehe Anlagen).

Dieser Aufruf sowie die ständig aktualisierte Liste der Unterzeichner findet sich HIER oder im Originaltext unter: http://de.wikireal.org/wiki/Stuttgart_21/Stresstest/Aufruf

14.12.2011  Dr. Christoph Engelhardt,  E-Mail: christoph.engelhardt@wikireal.org

Unterzeichnete Aufrufe können auch per Fax ins Parkschützerbüro geschickt werden: 0711/ 91 27 93 56

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14 Antworten zu Aufruf zum Unterzeichnen: Schwerwiegende Fehler und Richtlinienverstöße im Stuttgart-21-Stresstest

  1. Felix sagt:

    Nachdem ich die Kritik des Stresstests gelesen habe, war ich entsetzt, wie skrupellos gelogen und getäuscht wird. Wir sehen wieder einmal sehr deutlich, dass Demokratie, Transparenz und Respekt für die Belange der Bürger in den Augen der Projektbetreiber keine Rolle spielen. Einen großen Dank an alle, die daran mitgewirkt haben!

  2. Gerd Jungmann sagt:

    Ich befürworte den Protest gegen die Verstöße der Richtlinien bei S 21 voll und ganz, denn die Lügen der DB können nicht länger hingenommen werden.Eine Stadt, der ein nicht funktionierender
    Bahnhof aufgezwungen werden soll , ist von den Bürgern nicht hinnehmbar.
    Alleine das rechtfertigt schon die weiteren Proteste gegen eine unbelehrbare Klientel von Befürwortern
    dieses Bahnhofs.
    MfG
    Gerd Jungmann

  3. andrea sagt:

    das db lügt ist uns allen klar. ich für meine person stimme voll zu was hier geschrieben wurde.
    die db muss wissen der bürger lässt sich nicht mehr hinters licht führen. wenn die db weiterhin meint wir geben auf und halten den mund und die db kann fröhlich weiterbauen noch mehr geteuscht. ein sprichwort sagt wer zu letzt lacht lacht am besten.

  4. Klaus-Peter Kramer sagt:

    Was ist das für ein Staat, der sich zur Marionette eines Konzerns macht, der sogar uns Bürgern gehört.
    Was ist das für ein Staat, der auf berechtigten Protest „vorsorglich“ ein Gefängnisdorf errichtet.
    Einigkeit und Recht und Freiheit…..

  5. WWO sagt:

    Das ganze Projekt basiert auf Betrug, ein skandaloeser Vorgang, der mit Hilfe der Spaeztles-Presse, das Volk fuer dumm verkauft. Mein Vorschlag, druckt den Artikel nebst Unterzeichnung aus und reicht diesen an Nachbarn, Bekannte.. weiter. Ebenso sollte er an den Mahnwachen ausliegen, nicht nur wegen der Unterzeichnung sondern der wichtigen Info. Denn, zu diesem Stresstest Betrug, wie anderen Ungereimtheiten zu S21 schweigt die Spaetzles-Presse.

  6. an welcher stelle kann online unterzeichnet werden? ich bitte um antwort auf meiner facebookseite: „elfriede nehls“ und um einen direktlink zur online-unterschriftenseite, wenn es möglich ist – zum weiterverbreiten.

  7. Demokratin sagt:

    Unbedingt ausdrucken und verbreiten ! Dazu schreiben, dass die Dummbürger (Proler) sich einmal mit den Fakten befassen sollten!
    Nicht nur die DB lügt, die Regierung lügt ebenfalls und leider sogar viele vom (ehemaligen) Aktionsbündnis.

    Im Grunde lügen alle, welche behaupten, wir hätten den VE verloren, da dieser ja nur auf Lügen aufgebaut war uund die Proler das Quorum auch nicht erreicht haben!!!!!!!!

    Damit ist der VE null und nichtig!!!

    Der Park und der Südflügel bleiben!!!!!!!

    Oben bleiben!!!!

    • Friend sagt:

      @Demokratin,
      wenn wir nicht ein exklusiver Kreis von Leuten bleiben wollen, die es besser wissen, müssen wir aufpassen, was wir sagen. „lügt, … lügt, Lügen“ – wie wirkt das auf andere? Im persönlichen Frust darf ich das denken, aber mit einer solchen Ansprache erschrecke ich die biederen Leute. Argumente werden sie dahinter nicht suchen sondern uns bemitleiden und nicht ernst nehmen. S21 ist ein miserables Schrottprojekt – jeder Biederbürger soll die Chance haben, das zu erfahren.
      Oben bleiben!

      • K. Neumann sagt:

        Ich kann diese Einschätzung nur bestätigen. Die Leute, die mit Nein gestimmt haben haben auf sich selbst bezogen das Richtige gewählt und niemand wird sich gerne sagen lassen, wie dumm er war oder ist, einer Lüge aufzusitzen oder aufgesessen zu sein und seinen „Sieg“ bei der VA anzuzweifeln. Die Leute müssen selber finden. Die beste und eindringlichste Pädagogik ist die, die den Menschen selber herausfinden lässt, wo es hakt. Also Geduld. Und außerdem sollte hier auch rechtlich etwas drinn sein. Ich denke nicht, dass man das Volk zur Intelligenz bewegen kann. Schöner wäre hier, durch ein Urteil die Volksverführer in Sachen S21, also Landräte, Politiker, Bürgermeister und was noch so für Pro auf den Strassen vor dem VE unterwegs war als das dastehen zu lassen, was sie sind: dumme Menschen, die andere mitgerissen haben. So ein Urteil würde gerechtes Misstrauen in die Fähigkeit der sogenannten Führungselite des Landes bringen. Und beim nächsten Mal wenn diese Leute wieder etwas zu sagen haben ist man schon vorsichtiger und die Menschen werden sich an so ein Urteil erinnern. Um diese beiden Effekte geht es und nicht darum, die Leute vor den Kopf zu stossen, indem man sie überführt oder ihre Entscheidungen in Zweifel zieht oder angreift. Niemand hat gerne unrecht oder gibt gerne zu, unrecht gehandelt zu haben. Siehe Wulff. Die Menschen müssen das selber finden und / oder es muss durch die Gerichte nachgeholfen werden. Hier wohl allein letzteres. Dieser Bahnhof sollte aufgrund eines richterlichen Urteils nicht gebaut werden dürfen. Das wäre der beste Zug. Insofern betrachte ich die Unterzeichnung des Aufrufs als moralische Unterstützung diesen Weg zu beschreiten.

  8. würtele sagt:

    Lüge bleibt Lüge,
    Betrug bleibt Betrug und
    Murks bleibt Murks,

    deshalb, trotz allen Widerständen, weitermachen wie es auf unserer schönen Regen/Hagel- Rolstuhlfahrer/innen Postkarte heißt.

    Solange die Medien nicht zur Aufklärung und Information bereit sind, Die Grünen nicht mehr grün sind ,
    liegt alle Aufklärung an uns.
    OBEN BLEIBEN, EBEN BLEIBEN !!!

  9. Klartexter sagt:

    Aber warum wieder so weich und zurückhaltend formuliert?

    Gigantischer Betrug beim Stresstest – S21 ist rechtswidrig und muss sofort gestoppt werden!!!

    So oder so ähnlich müsste eine Schlagzeile lauten, um in dieser verfahrenen Situation noch irgendwie wahrgenommen zu werden.

    Wie sieht’s eigentlich aus mit dem ehemaligen S21-Architekten Frei Otto?

    Wenn schon nicht vor der VA, könnte man ihn ja wenigstens jetzt um Hilfe bitten, um die Bevölkerung über die „Gefahr für Leib und Leben“, die mit der Zerstörung des Schlossgartens ihren Ausgang nehmen wird, nochmals vollumfänglich aufzuklären.

    Nicht zuletzt die unmittelbar betroffenen Menschen in der Innenstadt haben ein Recht auf diese Aufklärung und auf den Schutz ihres Lebensraumes.

  10. Thomas Hornischer sagt:

    Ein Projekt, am dem sich das Großkapital mit Hilfe der Lobbyisten auf Kosten der Steuerzahler bereichert, das mit Betrug und geziehlter Fehleinformation der Bürger durchgedrückt werden soll, dabei nachweislich eine Infrastrukturverschlechterung bedeutet (siehe Richtlinienverstoß http://de.wikireal.org/wiki/Stuttgart_21/Stresstest/Aufruf) -der gesunde Menschenverstand und die Moral verbieten einen Bau dieses U-Bahnhofes!

  11. Allgaeuer sagt:

    Macht auch endlich der Bahn die Rechnung über den Schaden auf den sie Angerichtet haben!Stadt und Land bezahlen an die Bahn seid Jahren für den Erhalt des Kopfbahnhofs und des Gleisvorfeldes das Geld wollen wir wieder, denn es wurde Zweckentfremdet!Alles muß auf den Tisch und offengelegt werden!Auch die ganzen Fachleute die aus dem Projekt ausgestiegen sind sollten endlich zur Wahrheit finden.Denn bei einer Verantwortungsbewußten neuen Bahnführung werden gerade diese dringend gebraucht werden!Schaden werden die Erleiden die Schweigen!Es sind die Menschen in BW die Standhaft für das Beste sich einsetzen sie sind die Zukunft von uns Menschen in Europa!Nicht die Verschwender von Volksvermögen!

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