ROBIN WOOD-AktivistInnen: Baumbesetzer gegen S21 bleiben oben

ROBIN WOOD-Pressemitteilung: Zur Unterstützung des Widerstandes gegen das Bahn- und Immobilienprojekt Stuttgart 21 halten ROBIN WOOD-AktivistInnen bis auf weiteres fünf alte Bäume im Mittleren Schlossgarten besetzt. Sie fordern, den Abriss des denkmalgeschützten Bahnhofs sofort zu stoppen sowie auf den Neubau des unterirdischen Bahnhofs und damit zusammenhängende Baumfällungen zu verzichten.

Die besetzten Bäume liegen gegenüber vom Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs, dessen Abriss bereits Anfang dieser Woche begann, obwohl er im planmäßigen Bauablauf der Bahn erst für August 2012 vorgesehen war. In der Krone einer über 150 Jahre alten Platane, etwa 50 Meter von der Baustelle für das Grundwassermanagement entfernt, haben die ROBIN WOOD-AktivistInnen bereits im November vergangenen Jahres ein Baumhaus gebaut. Drei weitere jahrhundertealte Platanen und eine Schwarzpappel in der Nähe haben sie mit Plattformen ausgestattet. Dort harren sie trotz eisiger Kälte seit Monaten aus, um sie vor der Fällung zu bewahren.

ROBIN WOOD hält – auch nach Schlichtung, Stresstest und Volksabstimmung – öffentlichkeitswirksame Protestaktionen gegen den sinnlosen, milliardenteuren Abbau von Bahninfrastruktur für legitim und notwendig. Dies gilt insbesondere auch deshalb, weil die Bahn den Stresstest nur aufgrund systematischer Manipulation bestanden hat.

Der so genannte Stresstest war Ende Juli 2011 das Ergebnis der Schlichtung. Er sollte den Nachweis erbringen, dass der geplante und extrem teure Tiefbahnhof leistungsfähiger sein würde als der bestehende Kopfbahnhof – und zwar um 30 Prozent. Das entspräche nach DB-Angaben der Abfertigung von 49 Zügen in der Spitzenstunde zwischen sieben und acht
Uhr morgens im neuen Tiefbahnhof.

Originalfahrpläne von 1969 aber belegen, dass bereits im bestehenden Kopfbahnhof planmäßig 51 Züge zur Spitzenzeit verkehrten. Und auch ein Leistungsnachweis über 49 Züge wurde nie überzeugend erbracht. So weichen die Behauptungen der Bahn beim Stresstest eklatant von der zugrunde liegenden bahneigenen Datendokumentation ab. Nach allen Regeln
der Eisenbahnbetriebstechnik und Auswertung der bahneigenen Dokumentation können bei guter Betriebsqualität in einer Stunde bis zu vier Züge auf einem Gleis abgefertigt werden. Das sind bei den acht im Tunnelbahnhof vorgesehenen Gleisen in der Summe 32 - und nicht die von der DB behaupteten 49 Züge. Wie Recherchen der Internetplattform WikiReal inzwischen ergaben, wurde diese Zahl unter anderem dadurch erreicht, dass die Bahn bereitgestellte Züge ohne Fahrgastaufkommen in der Simulation mitgezählt hat. Die Deutsche Bahn hat bislang keine Anstrengungen unternommen, die öffentlich geäußerten Betrugsvorwürfe zu entkräften oder rechtlich dagegen vorzugehen.

Nicht auszuschließen ist zudem, dass die Bahn – entgegen allen schönen Worten zum Arten- und Baumschutz bei der Schlichtung – widerrechtlich Bäume im Schlossgarten fällen lässt. „Das haben wir am Schwarzen Donnerstag im Oktober 2010 bereits einmal erlebt, als ein von uns besetzter Baum geräumt und illegal gefällt wurde. Es gab eine Geldstrafe
für die Bahn – und es waren wieder einmal Fakten für ein unsinniges Großprojekt geschaffen“, sagt Kei Andrews von ROBIN WOOD Stuttgart. Weil die Bahn beim Artenschutz geschlampt hat, ist beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg noch ein Verfahren anhängig, das der BUND angestrengt hat.

„Wenn Ministerpräsident Kretschmann jetzt nicht die Notbremse zieht und Abriss und Fällungen sofort stoppt, wird Stuttgart dank der ersten grün-roten Landesregierung künftig eine Bahnhofsruine mit angeschlossenem Einkaufszentrum haben – und für diesen Murks auch noch sehr viel Geld an die Deutsche Bahn zahlen”, sagt ROBIN WOOD-Verkehrsreferentin Monika Lege.

Kontakt:
Monika Lege, Verkehrsreferentin, 040 / 380 892 12
Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 040 / 380 892 22, presse@robinwood.de
 
ROBIN WOOD-AktivistInnen sind seit den Anfängen der Proteste gegen S21 in Stuttgart im Schlossgarten präsent und haben seit 2008 auch wiederholt Bäume im Schlossgarten besetzt. Aktuelles und Infos zur Vorgeschichte unter: http://www.robinwood.de
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