Besuch bei Ernest im Gefängnis – ein Kurzinterview

Ernestine bei der Feinstaub-Aktion

Ernest, unermüdlicher Mitstreiter und Aktivist gegen Stuttgart21 und   f ü r  Umstieg21, wird am kommenden Sonntag, 7. April um 10 Uhr, aus der Haft in der JVA Stammheim entlassen. Ernestine, Aktivistin und Mitglied bei den SeniorInnen gegen Stuttgart 21, hat ihn dort besucht. In einem Kurzinterview berichtet sie darüber:

Ernestine, wie geht es Ernest ?

E.:  Soweit ganz gut. Diesmal hat er eine Einzelzelle und auch seine Ruhe! Er ist ganz guter Dinge und ich glaube, dass er die Restzeit auch einigermaßen hinter sich bringen kann. Froh sind aber alle, dass er aus Protest keinen Hungerstreik gemacht hat.

Wie hat es mit der Vereinbarung des Besuchstermins geklappt?

E.:  Für mich hat das eine Bekannte übernommen. Aber das war ziemlich schwierig. Erst wollte man einen Termin erst in 14 Tagen „gestatten“. Aber nach dem Hinweis, dass er da ja nicht mehr dort wäre, wurde ein Termin morgens um 6.30 Uhr (!) „vorgeschlagen“. Nach einigem Hin und Her, hat aber dann doch der Wunschtermin am 1. April geklappt.

Und wie war das Prozedere, bis du Ernest gesehen hast?:

E.:  Oh je. Das hat gedauert!!! Und man wird nicht vor dem Anmeldetermin reingelassen. Erstmal musste ich in eine kleine Kabine und dort meine Taschen, Mantel, Schlüssel usw. ablegen. Und dann wird man abgetastet, ob nicht irgendwo irgendwas verborgen ist. Ich bin mir wie beim Arzt vorgekommen. Schwierigkeiten habe ich auch mit dem Schließsystem gehabt, wo dann die ganzen Sachen hineinkommen. Eine Besucherin hat mir aber dann dabei geholfen. Sonst hätte ich schon länger gebraucht. Nach einer mindestens halben Stunde „Vorarbeit“ konnte ich dann das Besuchszimmer betreten. Dort sind mehrere Abteilungen mit Tischen. Die Tische, an denen „Sträfling“ und „Besucher“ sich gegenüber sitzen,  sind auch noch durch eine Glaswand abgetrennt. Nur zur Begrüßung und beim Abschied kann man sich umarmen.

Und wie ist der Besuch abgelaufen?

E.:  Zuerst einmal: Er hat sich sehr über meinen Besuch gefreut. Angezogen war er in Gefängniskleidung: Blaue Hose, roter Pulli und nagelneue Schuhe. Wie gesagt, er hat eine Einzelzelle. Und ich glaube, es geht ihm ganz gut. Aber er ist bestimmt froh, wenn er wieder „draußen“ sein kann. Seine Familie bestimmt auch! Aber schon eine komische Situation mit dieser Glaswand. Die drei Wärter*innen, die den Raum bewacht haben, waren zum Glück zurückhaltend und haben sich unterhalten. Und es waren auch noch andere Besucher bei anderen Sträflingen da. Und die Zeit ging schnell rum. Wir haben nicht so viel von den Gründen, weswegen er in Haft ist, gesprochen. Da war auch keine Zeit dazu. Aber Ernest lässt sich nicht unterkriegen. Das merkt man ihm schon an.

Hat er auch Post von den S21-Gegnern bekommen?

E.:  Ja, einige Briefe und Karten. Die werden aber immer gesammelt, und er bekommt sie schubweise. Und das dauert dann eine Weile.  Ich glaube aber,  dass er durch diese Solidarität Kraft bekommt, die Strafen zu ertragen. Ich soll auch noch alle unseren MitstreiterInnen von ihm grüßen.

Und wann darf er wieder raus?

E.:  Also genau am Sonntag, 7. April, um 10 Uhr! Ich werde ihn auf jeden Fall dort abholen. Und er wird sich ganz bestimmt freuen, wenn andere auch zur Begrüßung da sind!

Für alle, die Ernest abholen wollen:

Sonntag, 7. April, 10 Uhr, JVA Stammheim, Asperger Str. 60, 70439 Stuttgart.

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