Stuttgart, 11. Dezember 2025
Stuttgart 21-Lenkungskreissitzung
Sehr geehrte Frau Palla!
Herzlich willkommen zur Lenkungskreissitzung in Stuttgart, bzw. in Stuttgart 21!
Verständlicherweise reisen Sie mit dem Flugzeug an, so bleibt Ihnen allerdings erspart, was die Bahn Bürger*innen und Reisenden hier seit vielen Jahren zumutet.
Wir haben uns von Anbeginn an gegen dieses Projekt gestellt, von dem u.a. Ihr Vorgänger Richard Lutz sagte, dass man es mit dem Wissen von heute (das war schon 2018) nie gebaut hätte. Wir haben in jeder Phase des Projekts Alternativen auf dem jeweiligen Entwicklungsstand angeboten, so auch jetzt, wo das Projekt in wesentlichen Teilen erstellt ist – und sich all unsere fachliche Kritik bestätigt.
Stuttgart 21 sollte das Glanzstück deutscher Ingenieurkunst und ein Vorzeigeprojekt der Deutschen Bahn werden. Nun steht es für die tiefgreifende Krise der Bahn.
Für all das tragen Sie persönlich keine Verantwortung. Die Bahn soll aber jetzt von den eigentlichen Treibern des Katastrophenprojekts als Alleinverantwortliche vorgeführt werden. Zudem muss die Deutsche Bahn auch noch die offenen und alle künftigen Milliardenkosten des Stuttgarter Abenteuers tragen, wie juristisch plausibel sowohl vom VG Stuttgart als auch vom VGH Mannheim vor kurzem entschieden wurde. Tatsächlich waren es die hiesigen Projektpartner, die Stuttgart 21 gegen alle Vernunft und Betriebswirtschaft mit ihrem drängenden Weiter-so über alle Hürden hinweggeholfen haben, seien es Kostenexplosionen, Terminverschiebungen, Zulassungshemmnisse, technische Sollbruchstellen.
In dieser Situation setzen wir große Erwartungen in Sie. Sie haben mutige Ankündigungen gemacht, haben versprochen, schonungslos alles auf den Prüfstand zu stellen. Sie sind nicht auf ein unbedingtes Weiter-so verpflichtet und sind frei von ideologischen Fixierungen und Gesichtswahrungsproblemen, die es den unbeirrten Weitermachern so schwer machen, ihre Irrtümer, Fehleinschätzungen und ihre Desinformationspolitik einzugestehen.
Bitte reden Sie mit uns, denen Ministerpräsident Kretschmann, und viele andere sinngemäß sagen, dass wir in allen Punkten Recht gehabt hätten. Über die vielen Jahre der Befassung mit diesem Projekt hat sich bei uns eine bahntechnische und ingenieurwissenschaftliche Kompetenz entwickelt, die wir bei der Bahn und ihren Projektpartnern nicht mehr erkennen können. Gehört wurden wir ab und an, aber regelmäßig ohne jede Konsequenz.
Unsere Bitte um ein Gespräch müsste auf Ihrem Schreibtisch liegen.
Mit freundlichen Grüßen
Für das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21
Dieter Reicherter, Martin Poguntke, Werner Sauerborn






