Baumfällungen im Rosensteinpark

Rede von Eberhard Linckh, Parkschützer, auf der 405. Montagsdemo am 19.2.2018

Liebe Freundinnen und Freunde,

letzten Dienstag habe ich 4 Stunden lang im Rosensteinpark einen Baum besetzt, um gegen die kriminellen Baumfällungen zu protestieren. Ich wurde gebeten, darüber zu berichten.

Zuerst will ich aber noch ein paar Sätze dazu sagen, dass der Projektsprecher Hamann seit Freitag die Medien mit Juchtenkäfer-Kot flutet und die Bahn auf seinen Haufen noch eins draufsetzt  –  mit der Behauptung, das Präparieren von Großprojekt-Baustellen mit Tierspuren sei gängige Praxis von Umweltschützern, um den Bau zu verzögern.

Es kann einen nur noch wundern, wie bereitwillig dieselben Journalisten auf diese absurde Fake-Fäkalien-Nummer der Bahn abfahren, obwohl die doch gerade erst erlebt und kritisiert haben, wie die Bahn auch sie systematisch täuscht. Es kann einen nur noch wundern, dass sie nicht einmal die ur-journalistische, naheliegende Frage stellen: Wem dient es?

Die ganze Sache stinkt. Und steht in einer Linie mit den ‚Pflastersteinen‘, die erfunden wurden, um die Opfer der Polizeigewalt vom 30.9. zu Tätern zu stempeln. Genau wie bei der Pflastersteinlegende von 2010 wird auch von der Fake-Fäkalien-Legende der Bahn nichts übrig bleiben außer einer kurzfristigen Ablenkung von ihren gigantischen Problemen!

Es muss schon richtig verzweifelt zugehen bei den S21-Befürwortern hinter den Kulissen, dass sie darauf angewiesen sind, sich mit Hilfe der Medien mit so etwas Entlastung zu verschaffen. Denn mit ihrem eigentlichen Projekt können sie ja in der Öffentlichkeit keinen Stich mehr machen. Sie werden inzwischen wahrgenommen als das, was sie sind: Blender, Lügner, Stadt-, Bahn- und Parkzerstörer!

Unseren Protest gegen diese Zerstörung konnte ich mit meiner Baumbesetzung am Rosensteinhang vergangenen Dienstag sichtbar machen. Das ist auch ganz gut gelungen, weil die Medien das Bild groß verbreitet haben – und damit das Signal, dass kein Baum ohne unseren Protest gefällt werden kann! Das haben auch die SEK-Leute klar erkannt, die mich mit Zwang vom Baum holten und mich wütend daran hinderten, mein S21-Banner im Hubsteiger zu zeigen mit den Worten „Genug Propaganda!“

Manche Mitstreiter waren aber unglücklich, dass wir vor Ort nicht genug waren, um die Rodungen länger zu behindern. Ja, wir waren nicht sehr viele. Aber ich finde, dass wir füreinander Verständnis haben müssen: Ohnmachtserlebnisse sind nicht für alle gut auszuhalten. Niemand muss sich das Splittern des Holzes anhören, sondern hat auch das Recht, sich und seine Seele zu schützen.

Auch ich bin direkt, nachdem ich vom Baum geholt wurde und meine Personalien aufgenommen wurden, zur Arbeit gefahren und habe mir das Schreddern und das Baum-Massaker nicht weiter angetan. Baumbesetzungen sind für mich persönlich eine Aktionsform der Selbstermächtigung, bei der ich mich eben nicht ohnmächtig fühle. Dass ich so etwas kann, habe ich übrigens Robin Wood zu verdanken!

Die vielen Stunden auf dem Baum waren eine wertvolle Lebenszeit. Die Farben der Natur und den Sonnenaufgang konnte ich oben in der Hängematte genießen. Schwäne sind vorbei geflogen, seltene Entenarten sind auf dem Nachbar-Baum gelandet, die Gelbkopfamazonen haben vorbei geschaut.

Dieses Stück Natur war trotz der Zerstörung ringsum eine kleine Oase, die mir Kraft für die Aktion gegeben hat. Die Idee, einen Baum durch Besetzen zu schützen, so lange es eben geht, entstand spontan am Abend nach der letzten Montagsdemo, auch weil in der Presse mal wieder behauptet wurde, es gäbe kaum noch Widerstand.

Und das, obwohl der Widerstand lebt und weitergeht, wie wir hier jeden Montag beweisen und wie es auch die Mitstreiter*innen bewiesen haben, die am Rosensteinhang vor Ort waren und sich dem schmerzhaften Anblick ausgesetzt haben. Stellvertretend für sie will ich hier Wolfgang Rüter danken, der ständig vor Ort ist und mit blutendem Herzen den Baumfrevel dokumentiert hat! Danke Wolfgang, danke euch allen!

Mir ist heute eins besonders wichtig zu sagen: Jeder soll das tun, was er kann und was ihm gemäß ist:
zum Beispiel Leserbriefe schreiben, Demo-Plakate und Banner malen, hier stehen und demonstrieren, Aktionen planen, zivilen Ungehorsam begehen, die Mahnwache unterstützen! Jede ist wichtig, gemeinsam und jede einzeln für sich!

Die Montagsdemos hier mit Euch allen auf dem Platz sind für mich eine unverzichtbare Kraftquelle weiterzukämpfen für Baustopp und für Umstieg!

Danke euch allen, dass ihr da seid! Oben Bleiben!

Rede von Eberhard Linckh als pdf-Datei

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