Presseerklärung: Stuttgart 21 – Bahn missachtet Artenschutz!

Fledermäuse im Schlossgarten und im Bonatzbau gefährdet

Stuttgart, 29. September 2010: Die Abriss- und Rodungsarbeiten am Stuttgarter Hbf zerstören nach EU-Recht geschützte Quartiere für Fledermäuse. Zu dieser Erkenntnis kommt der Arbeitskreis Artenschutz der Parkschützer, der zusammen mit namhaften Fledermausexperten die Populationen in den Schlossgartenanlagen untersucht hat.

Es konnten fünf verschiedene Fledermausarten nachgewiesen wurden [1]. Durch Beobachtung des Ausflugs der Tiere aus ihren Baumhöhlen wurde bewiesen, dass Fledermausquartiere unmittelbar von der Rodung bedroht sind [2]. Bei Auswertung der Ultraschalllaute wurde anhand von Balzlauten festgestellt, dass sich mindestens eine Fledermausart im mittleren Schlossgarten fortpflanzt [3]. Schließlich wurden fotografische Beweise angefertigt [4].

„Mit unseren Erhebungen konnten wir die Aussagen der Projektbetreiber, es gäbe im mittleren Schlossgarten nur Nahrungshabitate, eindeutig widerlegen“, sagt Parkschützer Frank Schröder. „Vielmehr handelt es sich um eine Fortpflanzungs- und Ruhestätte nach der EU-Richtlinie 92/43/EWG. Im Gegensatz zu den reinen Nahrungsgebieten sind Quartiere nach EU-Recht streng geschützt. Die Bahn muss jetzt reagieren und ein Artenschutzgutachten in Auftrag geben.“

Damit dieses Artenschutzgutachten den Anforderungen des EU-Rechts entspricht, müssen folgende Fragen beantwortet werden:
• Gibt es Wochenstuben im Schlossgarten und im Südflügel?
• Gibt es weitere Fledermausarten, die sich im Schlossgarten fortpflanzen?
• Überwintern Fledermäuse in den Baumhöhlen der Platanen und Kastanien, in den Kellern, Dachstöcken oder Fassaden des Bonatzbaus?

Um diese Fragen zuverlässig zu beantworten, ist es zwingend erforderlich, bis Juli 2011 keine weiteren Abrissarbeiten durchzuführen und Rodungsarbeiten zu unterlassen. Alle anderen Vorgehensweisen würden zu einem Verbotstatbestand seitens der Bahn AG führen, der bei nachgewiesenem Vorsatz als Straftat verfolgt wird. Nachdem sich erst letzte Woche die Angaben der S21-Projektbetreiber zum Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) als falsch herausgestellt hatten, stehen der Bahn damit neue Probleme ins Haus.

Anlage zur Presseerklärung vom 29. September 2010

[1]    Nachgewiesene Arten (22.09.2010)
Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) (Rote Liste: gefährdete wandernde Tierart)
Kleiner Abendsegler (Nyctalus leislerei) (RL: stark gefährdet)
Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) (RL: Status unbekannt, Daten defizitär)
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) (RL: gefährdet)
Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) (RL: gefährdete wandernde Tierart)
Alle Arten sind nach FFH-Richtlinie Anhang IV „besonders und streng geschützt“.

[2]    Quartiere zur Überprüfung
Im Bereich Hängebrücke/F.-Leitner-Steg
Baum 20/21 Verdacht auf kl. Abendseglerquartier
Baum 14 Verdacht auf Quartier Zwerg-/Mückenfledermaus
Baum 16/17/18 Verdacht auf gr. Abendseglerquartier
Baum 59/61 Verdacht auf gr. Abendseglerquartier
Plan mit Baumnummern ist auf Anfrage verfügbar.

[3]    Abendsegler im Bereich Biergarten (23.09.2010)

[4]    Sonogramm der Balzrufe der Mückenfledermaus (Baumgruppe 14-18, 20.09.2010)

Bilder sind auf Anfrage in höherer Auflösung verfügbar.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Antworten zu Presseerklärung: Stuttgart 21 – Bahn missachtet Artenschutz!

  1. Holger sagt:

    Kommisch, dass sich alle artgeschützten Tiere in den vom Bau betroffenen Gebieten aufhalten sollen. Ich habe übrigens diese Woche einen Bären im Park gesehen 😉

    • Top sagt:

      Logisch, eben diese Bereiche wurden beobachtet. Diese sind relevant.

    • Gisa Scheschonka sagt:

      Nein, nicht „komisch“. Mit seinen alten Bäumen, die einen großen Stammdurchmesser und viele Höhlen haben, stellt der Schlossgarten ein geeignetes Habitat für viele Fledermausarten dar, einige haben in den Baumhöhlen auch ihre Winterquartiere.

      Je nach Art jagen die Tiere dann im Schlossgarten oder fliegen bspw. zur Futtersuche bis an den May-Eyth-See.

      Zu sehen sind die Tiere gut, wenn man gegen Einbruch der Dämmerung z.B. auf dem Rasenstück vom Hbf kommend rechter Hand vor dem Ferdinand-Leitner-Steg mal nach oben schaut. Dort leben v.a. Abendsegler und Zwergfledermäuse, die gut zu beobachten sind…

      Wo lebt der „Bär“?

    • Max sagt:

      Einen Bären? Also ich seh‘ lauter Laubfrösche im Park…

  2. FriendofEarth sagt:

    @Holger – Komisch, Du hast nichts verstanden – versuche es noch einmal.

  3. Dan Cortez sagt:

    Leute, das ist doch absolut kindisch. Und ihr werft den Projektbetreibern vor, man habe das Projekt mit juristischen Tricks durchgeboxt? Kleiner Tip: die eigene Nase ist nicht weit.

  4. S21 ist Gut sagt:

    Fledermäuse können doch fliegen …. sollen die einfach auf den nächsten Bum fliegen. Ihr tut j so, als ob der Parkt komplett betoniert werden soll. Hallo?! Es werden doch lediglich ein par Bäume gefällt … und später kaum ein paar Meter weiter wieder angepflanzt. Deppen.

    [Anmerkung des Admins]: Deine beschissenen Trollkommentare werden ab sofort wieder rigoros gelöscht. Dieser hier bleibt nur stehen, damit die Leute sehen, wes Geistes Kind Du bist.

Kommentare sind geschlossen.