Als ob man im Land der Häuslebauer, ein Gebäude einfach so abreißen könnte…

Als ob man im Land der Häuslebauer, ein Gebäude unter die Erde bauen könnte, das keine Tiefgarage ist. Überhaupt: als ob man plötzlich überall Tunnel bauen könnte, als wären wir Schweizer. Sind wir aber nicht.

Als ob man im Land der Häuslebauer ein Haus bauen könnte, das keine Garage und keinen Carport hat; keine Terrasse und keinen Vorgarten; habt ihr die schwäbische Häuslebauerseele verraten.

Als ob man im Land der Sparsamen und Arbeitssamen; als ob man im Land der Leute, die den Nerz innen tragen, ihr das Geld verprassen könnt, das nicht euch gehört.

Als ob man die Menschen hier für dumm halten könnte, die ihr in den Schulen und Universitäten zu selbständigem Denken erzieht.

Als ob man den Menschen von der Wichtigkeit der Einmischung in Politik erzählen könnte, ohne zu erwarten, dass sie es ernst nehmen.

Als ob man als Bürgermeister und Landtagsabgeordneter auf einem unstürzbaren Thron sitzt, regiert ihr die Leute von oben herab, die euch das Vertrauen gegeben haben. Als ob es keinen Morgen gäbe, lasst ihr jeden eure Arroganz der Macht spüren und denkt nicht daran, dass 2011 Landtagswahl ist...

Als ob man normale Menschen zu Radikalen, Kriminellen und Chaoten stempeln könnte, seid ihr überrascht, dass so viele für ihre Überzeugung einstehen, die mehr ist als nur den Bahnhof vom Abriss zu bewahren; die auch für Mitbestimmung, Transparenz, Vernunft und Solidarität stehen. Und als ob es nicht zu erwarten gewesen wäre, ist die Polizei beleidigt, weil manche sich nicht nur hinstellen und einer Rede zuhören.

Als ob Lichtaugen zur Erleuchtung führen würden und acht Gleise der Edle Achtfache Pfad wären, predigt ihr vom Fortschritt. Dabei führt euer Weg nur ins Dunkel. Und als ob Fortschritt mehr Beton, mehr Kaufkraft, mehr Arbeitsplätze bedeuten würde, seht ihr nicht, dass wahrer Fortschritt die Entwicklung der inneren Schönheit und Freiheit der Menschen bedeutet.

Als ob es so schwierig wäre, zu sagen, "sorry, es ist zu teuer und zu kompliziert, wir machen es doch nicht", verkrampft ihr immer mehr in eurem Egoismus, der euch selbst auffrisst.

Aber als ob Stuttgart nur darauf gewartet hat, weht ein frischer Wind durch die Kaltluftschneisen der Halbhöhenlagen hinab, wirbelt im Talkessel und treibt den Mief der schwarzen Jahre den Nesenbach hinunter, auf dass er sich im Universum verflüchtige.

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5 Antworten zu Als ob man im Land der Häuslebauer, ein Gebäude einfach so abreißen könnte…

  1. Rainer sagt:

    poetisch und richtig-
    richtig poetisch

  2. Birgit Matz sagt:

    Ja, es ist eben bei allem a u c h die Frage, WAS ist heute Fortschritt!?
    Wunderbar formuliert! Danke!

    Für mich bedeutet Fortschritt auch…
    * Ökologisch und nachhaltig zu bauen
    * Soziale Dienstleistungen endlich besser zu ent/belohnen
    * Die Menschen wertzuschätzen und nicht auszunutzen
    * Neue Werte und Maßstäbe zu setzen
    * Nicht mit Druck, sondern mit „Sog“ das Leben zu gestalten und das Leben leben zu können
    * Bildung & Schulen reformieren
    … und noch vieles vieles mehr…

    Wir brauchen drigend eine/n MEDIATOR/IN, der /die eine Brücke bauen kann und sozusagen einen offiziellen Auftrag hat, in einen echten Dialog zu treten und zumindest so als allererstes das Moratorium zu bewirken, bevor Wunden geschlagen werden!

  3. Astrid Bruns sagt:

    Super, toll ausgedrückt und auf den Punkt/ die Punkte gebracht – Danke Dir!

  4. Hans sagt:

    Schön geschrieben!
    Allerdings ist glaub ich nur die Polizeiführung beleidigt. Mein Schwager arbeitet bei der Polizei und fühlt sich wie viele seiner Kollegen auch nur verarscht. Die Jungs mussten Freitag zum Einsatz anlässlich des Gelöbnisses und durften im Anschluss nicht gehen. Es gäbe da noch einen kleinen Anschlussauftrag… Wenn ichs richtig verstanden hab mussten sie teilweise 21h am Stück im Einsatz verbleiben und nach 4h Schlaf erneut zum Bahnhof. Alles kam überraschend! Offensichtlich wussten von der Aktion nur die obersten Verantwortlichen.
    Eine Schande! Erst Milliarden verschwenden und dann für den Misst noch unsere Ploizei verheizen.

  5. Dominik sagt:

    Als ob im Musterländle der Kehrwoche irgendetwas unumkehrbar sein könnte.

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