Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Die Proler: zu viel Geld in den Taschen, aber eine lendenlahme eigene Sache. Also macht man sich seine eigene Wirklichkeit. Wie es wirklich war (oder, im Fall von S21, wirklich wird) ist ja egal. Das einzige, was die Bahn seit dem Abriss des Nordflügels vor nun auch mehr als einem Jahr schon dort gebaut hat, ist eine große Werbetafel mit einer künstlichen Wirklichkeit.

Sich die "Wirklichkeit" herbei manipulieren ist bei den Prolern offensichtlich bereits derart habituell geworden, dass sie auch die Auftritte ihrer Kampagnenmatadoren durch manipulierte Bilder 'dokumentieren'.

In der online-Ausgabe der Stuttgarter Zeitung wurde der Artikel "Man ist ohnmächtig gegen diese Parkschützer" unter anderem mit diesem Bild illustriert.

Die Bildunterschrift lautet: "Auf Tour von Böblingen nach Tuttlingen: Bahn-Chef Rüdiger Grube (rechts) und Stuttgarts OB Schuster (Dritter von links) wollen die Bürger für den neuen Bahnhof gewinnen. Foto: Heiss". Der unbefangene Leser würde mutmaßen, das Bild zeigt eben einen Moment auf dieser Reise von Böblingen nach Tuttlingen.

Das Bild ist aber offensichtlich massiv bearbeitet. Hinter den Protagonisten wird es gloriolenartig hell, darüber schon blauer Himmel. Wie japanische Lackarbeit glänzt der Zug zwischen Grube und dem langeschossenen Elferratsmitglied mit Karnelvalsorden links von ihm in der aufgehenden Sonne.

Der Bahnsteig im Vordergrund, auf den Herr Grube seinen Fuß setzt, ist braun, doch im Hintergrund geht der Boden in ein unstrukturiertes Grau über. Und ich frage mich unwillkürlich, an was von beidem haben sie jetzt mehr rumgeschraubt?.

Na, wenn der Herr Grube im Sonderzug vorbeikommt, dann werden sie doch die Bahnsteige gewienert haben, mag man einwenden. Mit wienern wird es leider bei vielen Bahnsteigen nicht getan sein, und es ist ja auch viel einfacher anstatt einen Bahnhof zu sanieren die Bilder davon zu verändern.

Über der linken Schulter des - wie es leider seine Natur ist - etwas unglücklich herumstehenden Stuttgarter OB Schusters, ist nur noch ganz vage eine Bahnsteigleuchte zu sehen, überstrahlt von der nordkoreanischen Glorie des heraufdämmernden Tages. Witzigerweise ist die Spiegelung der Lampe schön deutlich im Zugfenster neben der rechten Schulter des Elferratsmitglieds zu sehen.

In der Waggontür ganz am rechten Rand des Bildes spiegelt sich eine Werbetafel, die voll von eben der Sonne bestrahlt wird die doch eigentlich erst hinter unseren Helden aufgeht.

Die Veranstaltungen der Proler werden eigentlich gar nicht offensiv beworben, steht im Artikel zu dem Bild zu lesen. Es ist gar nicht wichtig, dass jemand kommt, weil nämlich Herr Grube kommt. Und weil es ja ein Ereignis ist, wenn Herr Grube kommt, schickt die örtliche Lokalzeitung einen Reporter hin. Begleitet wird das Ganze von einer Agentur, die die Redaktionen informiert und betreut. Bei Bedarf auch Bilder liefert. Das gehört zum Gesamtpaket.

Aber können die Proler ihr Geld nicht besser ausgeben als für solche doch bestenfalls semi-professionelle Heiligenbildchen ihrer Häuptlinge? Was ist das für ein Zeichen? Nicht mal die Bilder, die sie davon verbreiten, wie ihr Vorstandsvorsitzender einen Bahnsteig betritt, entsprechen der Wirklichkeit.

Und bei der Stuttgarter Zeitung findet sich doch prompt ein Dilettant, der das Bild schafsblind angesichts der offensichtlichen Manipulation und wahrscheinlich noch froh, dass er eines hatte, unkommentiert veröffentlicht. Das war keine Heldenleistung, liebe StZ.

 

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6 Antworten zu Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

  1. sister sagt:

    Haben die STZ oder StN jemals Heldenleistungen vollbracht?

  2. MVa sagt:

    Ich denke, es wäre sinnvoller sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren, als hier seinen Verfolgungswahn auszuleben.
    Ich vermute mal (ohne es zu Prüfen), der Bahnsteig liegt in Nordsüdrichtung, würde also heißen, die Sonne geht im Norden auf. Außerdem: zwischen Grube und der Tür ist deutlich eine sonnenbeschienene Fläche zu sehen, kommt also tatsächlich von rechts.
    Ansonsten: schon mal morgens unterwegs gewesen? Zur Zeit hat’s häufig Nebel, der sich irgendwann lichtet.
    Sorry, aber so wird das nie was mit der Volksabstimmung.

    • rolf sagt:

      Welche Verschwörungstheorie? Das Bild ist öffentlich und die Bearbeitung offensichtlich. Gerade jeder, der in diesen Herbsttagen morgens draußen unterwegs ist, sieht sofort, daß so der Himmel nicht ist.

  3. James sagt:

    Die Zeit für diesen Artikel hätte man sicherlich sinnvoller nutzen können. Wie auch bei den S21 Gegnern wird auc bei den Befürwortern das „Marketing“ professionel umgesetzt. Da ist es völlig normal das man Bilder vor der Veröffentlichung noch mal kräftig bearbeitet…. wie auch hier schon zigmal geschehen.

    • rolf sagt:

      Danke für den Rat. Ansonsten: Nein, das passiert glücklicherweise nicht zigmal, nicht mal hier. Ein Bild als dokumentarisch ausgeben, das es nicht ist.

  4. Leser sagt:

    Wirklich drollig, dass man sich stundenlang mit einem Foto befassen kann, nur weil dieses vor der Veröffentlichung ggf. noch etwas bearbeitet wurde, wie dies vor der Veröffentlichung völlig üblich ist.

    Welche Unsummen sollen die Proler denn für diese Bearbeitung ausgegeben haben?

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