SPIEGEL: Rette sich, wer kann

AUSZÜGE aus dem am 11.2. erscheinenden Artikel im SPIEGEL:

Rette sich, wer kann

Das nächste Großprojekt, die nächste Pleite: Doch anders als beim Berliner Flughafen schauen die Kontrolleure von Stuttgart 21 jetzt genau hin. Drei Staatssekretäre des Bundes sind entschlossen, die Zahlentricks der Bahn zu entlarven.

Spiegel12.2.13Einige kurze Auszüge aus dem SPIEGEL-Artikel vorab (Hervorhebungen von uns):

Was hat Rüdiger Grube schon alles ertragen müssen wegen Stuttgart 21: Wutbürger beschimpften den Bahn-Chef als Betrüger und Rosstäuscher. (...)

Einzig auf Angela Merkel (CDU) und ihre Regierung konnte sich Grube stets verlassen. Schließlich hatte die Kanzlerin den Bau des unterirdischen Verkehrsknotenpunkts zur Schicksalsfrage für den Standort Deutschland erhoben.

Damit ist es nun vorbei. Vier Stunden lang nahmen drei Staatssekretäre des Bundes am vorigen Dienstag den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn (DB) ins Verhör. Bei einem Treffen im Berliner Bahn-Tower stellten sie nahezu alle Vorlagen in Frage, die Grube zu Stuttgart 21 erarbeitet hatte.

Die Regierungsvertreter im Aufsichtsrat des Staatskonzerns zweifelten dessen Kostenprognosen an, sie bemängelten schlampige Planungen und fehlende Alternativkonzepte. (...)

Zwei Milliarden Euro, kalkuliert die Bahn, wären bei einer Stornierung von Stuttgart 21 fällig. (...)

Es gebe „Grund zu der Annahme, dass die Preise künstlich hochgerechnet wurden“, waren sich die drei einig. Grube war fassungslos über das Misstrauen seiner Kontrolleure. (...)

Eines der teuersten Bauvorhaben, das der Bund je in Angriff nahm, hat kaum noch Chancen auf Verwirklichung. Die CDU hat darüber schon eine Landesregierung und die Stadt Stuttgart verloren. Nun könnte der Provinzbahnhof auch noch den Bundestagswahlkampf belasten. Und daran hat keiner der beteiligten Akteure Interesse.

Rette sich, wer kann – nach diesem Motto suchen die Projektpartner derzeit größtmöglichen Abstand zur Baustelle am alten Stuttgarter Kopfbahnhof. Niemand will die Verantwortung für Terminchaos und Mehrkosten in Milliardenhöhe übernehmen. (...)

„Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige“, sagt ein Aufsichtsrat, „desto größer wird die Skepsis: Ist es wirklich sinnvoll, an Stuttgart 21 festzuhalten?“ (...)

Und selbst die SPD wird nervös. Besorgt verfolgen Strategen im Berliner Willy-Brandt-Haus, wie sich ihre Stuttgarter Genossen immer noch für einen Neubau verkämpfen (...)

Die Staatssekretäre wollen möglichst bald den Aufsichtsrat der Bahn zu einer außerordentlichen Sitzung bewegen; im Gespräch ist der 5. März. Das Kontrollgremium soll dann den DB-Vorstand beauftragen, mit den anderen Projektbeteiligten, Baden-Württemberg sowie der Stadt und Region Stuttgart, über die Aufteilung der Mehrkosten zu verhandeln. Vorstellbar wäre für die Bundesregierung beispielsweise, dass die Partner vor Ort die Kosten für die komplette Außengestaltung des Bahnhofs übernehmen. Die DB sei schließlich nicht dazu da, die Landschaftsplanung in der Stuttgarter Innenstadt zu finanzieren, sagt einer der Aufsichtsräte. „Wenn Stadt und Land es schön haben wollen, müssen sie es ebenauf eigene Kosten machen.“ (...)

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12 Antworten zu SPIEGEL: Rette sich, wer kann

  1. Thomas A sagt:

    Eisenbahnrevue international 2/2013 S.96 Stuttgart21…
    Auszug aus der Vorstandsvorlage V14 der DB AG vom 14.Februar 1994!!
    betriebswirtschaftliche interne Verzinsung der Strecke S-Hbf-Untertürkheim-5.+6.Gleis-nach Mettingen parallel zur Bestandsstrecke , plus Neubaustrecke Mettingen-Denkendorf-Wendlingen-Ulm beträgt 7,5% (ist das Projekt jemandem bekannt?)

    Fernbahntunnel mit Anbindung -S-Hbf , FH, neue Messe und Gäubahn interne betriebswirtschaftliche Verzinsung unter Addition günstigster Annahmen bzgl. Erlöserwartungen und Bauzeitverkürzung (Kreisch) … 6,56%
    Herr Kefer hat doch seinem Vorstand berichtet die Rendite sei bei 7,5% (siehe auch Interview in StN mit Isenberg) gewesen. Leider hat er sich beim falschen Projekt bedient . Wo macht der Halt?

  2. Peter - es gibt nur den einen! sagt:

    Natürlich wünschen wir uns alle dass das S(chwachsinn)21 genannten Projekt ein baldiges Ende finden möge, aber …

    auch wenn ich (hiermit entschuldige ich mich hierfür) kein Mitglied der Blockadegruppe bin, möge man/frau sich keiner Illusion hingeben:

    das was hier von den drei Staatssekretären (wer erinnert sich da nicht an die drei Musketiere ihrer Majestät Angie?) inszeniert wird, ist eben genau das, eine Inszenierung nach dem Motto „gut, dass wir mal drüber geredet haben“.

    Das Publikum, wir, soll glauben, sie (die drei) haben sich ernsthaft und redlich bemüht. Und der Bösewicht ist ja auch schon gefunden worden: Räuber Grubenplotz.

    Nee, hier geht es nur um eines – das Debakel über den 22. September 2013 hinaus zu verschleppen, derweil die ohnehin geplante – besser: ausbaldowerte – Zerstörung von Infrastruktur für öffentlichen Personenverkehr zugunsten von mehr Raubtierkapitalismus munter weiter geht.

    Nee, getreu dem alten Spontisprichwort: es gib nichts Gutes außer man tut es! Heißt mit Stéphane Hessel gesprochen: Empört euch! Und auf schwäbisch: Oben bleiben!

    P.S. So leicht wird die Gier nicht zu überwinden sein. Da braucht es schon mehr als drei Musketiere. Und so schwer es uns allen auch fallen mag, wir werden zur Überwindung von S(chwachsinn)21, also der Todsünde Gier (gegrüßt seien die Christen gegen S21), über solche Sachen wie Kommunismus zu reden haben. Wir werden die öffentliche (sic!) Schieneninfrastruktur auch in Stuttgart nur dann bewahren (also konservativ!) wenn wir sie den Klauen der Räuber (dt. privatisieren = lt. privare = rauben) entreißen, wenn wir sie in größerem Zusammenhang (BaWü? Deutschland?) vergesellschaften – mein Vorschlag hierfür: Allmende (ohne Verfügungsgewalt einer Exekutive/Regierung).

  3. uli völker sagt:

    Die Fragen der 3 Staatssekretäre wurden hier in Stuttgart schon lange gestellt, die meisten Antworten hätte ihnen jeder Mahnwachen-Mitarbeiter schon vor über einem Jahr weitgehend zutreffend beantworten und erklären können.
    Es ist auch nicht so, dass die Kosten im Dezember 2012 „explodiert“ sind, sondern die Bekanntgabe nicht länger hinausgezögert werden konnte.
    Es ist auch nicht so, dass die geplante Finanzierung von 4,5 Mrd überschritten wurde, sondern die geplante Finanzierung- mit diesen Zahlen hat man sich immerhin die Genehmigungen und Gerichtsurteile erschlichen- lagen bei 2,5 Mrd DM (Deutsche Mark!). Die Formulierung „höher als geplant“ ist also eine Nebelkerze, richtig wäre „höher als zuletzt gelogen“.
    Es ist nicht ohne Grund, dass tausende Stuttgarter/innen regelmäßig Lügenpack skandieren, wenn ein Bahnsprecher oder manche Politiker incl. der Kanzlerin in Stuttgart öffentlich den Mund aufmachen.

    • Uwe sagt:

      Das einzige, was wir jetzt sicher wissen, ist, wieviel S21 mindestens kostet; insofern haben wir eine qualitative Veränderung. Alles andere ist Gelalle, egal von wem. Auf der anderen Seite kann das Rechthaben bei S21 auch in eine politische Sektiererei ausarten, die S21 fördert. Schließlich ist es durchaus möglich, dass S21 derart zum Wahlkampfthema wird, dass die Flut an Falschinformation mit sandwitchartigen Wahrheitsschichten zur Glaubwürdigkeitserhöhung die Volksabstimmung mehrfach in den Schatten stellt. Fazit: als erstes sind Wahlen abzuschaffen und über „Kommunismus zu reden“ wie Peter oben empfiehlt. Dann ist das Dutzend Schreiber hier mit Sicherheit unter sich.

    • martin mueller sagt:

      Die Kanzlerin hat S21 Als Schicksal für Deutschland erklärt. Ja da muß ich ihr Recht geben. Wer Deutschland so schädigt wie die Regierung Merkel ( S21, BER und andere Projekte , wo der Rechnungshof 25 Milliarden als Verschwendung deklariert, wo ich sage das ist Untreue im Amt und Diebstahl am Bürger ),und Deutschland anscheinend mit Absicht gegen die Wand fährt, der hat sehr wohl mit dem Schiksal Deutschlands zu tun.

  4. Helmut Maier sagt:

    „Diiiiie Lösung

    Am besten wär’s freilich am Schluss
    der Tiefbahnhof fasst‘ den Entschluss,
    träte selber zurück.
    ach wär‘ das ein Glück:
    Merkel redet beim Abschied gern Stuss.“

  5. Reini sagt:

    Anscheinend geht es nur noch um „Gesichtswahrung“! Keiner will schuldig sein an diesem unglaublichen Betrug! Die Medien tragen eine große Mitverantwortung, doch die werden wie immer jegliche Schuld von sich weisen. Also brauchen wir Verantwortliche die gehen müssen! Merkel wird es niemals sein, denn sie ist der Liebling der Massen(medien)!

    Somit bleibt nur die übliche Lösung…feuern und mit Ablöse gehen. Die Reihenfolge habe ich für merkel schon mal notiert:

    Grube soll den Kefer feuern….Ramsauer den Grube….Merkel den Ramsauer….das Volk die Merkel!!
    Fehlt noch der Öttinger der alles eingefädelt hat…und Schuster, der 67000 Unterschriften verschwinden lassen hat! Soll doch Häußler eine Anklage erheben…bevor er selbst des Amtes enthoben wird!!

    Dann…und nur dann, würde ich wieder meinen Glauben an den Rechtstaat erlangen!!

    • Walli sagt:

      Hallo Reini, Merkel ist NICHT der Liebling der Massen(medien) – auch wenn das Tag für Tag gebetsmühlenartig wiederholt wird. Das ist plumpeste Wiederwahlpropaganda.
      Und noch eins: Bei all jenen, die wir dereinst geteert und gefedert aus dem Land jagen, darf Tanja Gönner nicht fehlen!

      • Reini sagt:

        Hallo Walli…Natürlich wird merkel von den Medien als Liebling der Nation gefeiert.
        Die Medien gehören der Wirtschaft und die hat sich die merkel als Lobbyistin ausgesucht.

        Nicht das Volk ist so begeistert von merkel…aber die Wirtschaft wird alles tun, damit es dem dummen Volk suggeriert wird.
        Und die Gönner….die ist mit sich selber genug bestraft ;-)))

      • K. Neumann sagt:

        Das hat mir gefallen:

        „Somit bleibt nur die übliche Lösung…feuern und mit Ablöse gehen. Die Reihenfolge habe ich für merkel schon mal notiert:

        Grube soll den Kefer feuern….Ramsauer den Grube….Merkel den Ramsauer….das Volk die Merkel!!“

        Das könnte durchaus etwas Prophetisches an sich haben. Nur Gabriel und Roth wär´s dann eben auch nicht wie in BW an Winni und Klein-Nils zu sehen.

        Haben wir nicht auch in BW die Kartoffelkäferplage weg gewählt und jetzt eine Gelbkäferplage ähnlichen Ausmasses? Und ist die nicht viel gefährlicher als die vorherige, wenn sie den Wechsel und das Gehörtwerden propagiert, aber exakt den selben Stiefel weiter macht, wie die Kollegen davor, das aber der Bürger so nicht mehr erkennt?

        Bleibt mal wieder wie die letzten Male für mich nur ungültig zu wählen. Niemand soll durch meine Stimme autorisiert sein, für mich reden dürfen.

        Bei 50% der Stimmen, die bewusst ungültig gewählt haben, wären die mit ihrer arroganten Selbstsicherheit und behaupteten demokratischen Legitimation am Ende und müssten uns fragen und zusammen mit uns etwas machen und nicht dauernd gegen uns.

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  7. M.G.-B. sagt:

    Den Verantwortungs“trägern“ scheint jetzt immerhin gehörig der A…. auf Grundeis zu gehen; sie sehen endlich mal auch ihre eigenen, ganz privaten Felle wegschwimmen. Die Schuldzuweisungen sind in vollem Gang. „Ein Königreich für einen Tunnel“! Diesmal aber als Versteck.
    Reinis Streichliste würde mir sehr gefallen! Sicher könnte diese noch um einige üble Gestalten verlängert werden. Arbeiten wir weiter dran! Der Endspurt wird hart, aber hoffentlich halbwegs fair.

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