Bericht von der Aktion gegen HeidelbergCement

Rede von Eberhard Linckh, Robin Wood, auf der 465. Montagsdemo am 20.5.2019

Liebe Freundinnen und Freunde,

Robin Wood und mehrere Umweltorganisationen haben anlässlich der Aktionärsversammlung von HeidelbergCement in Wiesloch am Donnerstag vor einer Woche Protestaktionen gemacht. Mit dabei waren auch 17 Stuttgart-21-GegnerInnen und haben die Robin-Wood-Aktion vor Ort unterstützt.

Warum gerade HeidelbergCement?

Acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen werden durch Zement verursacht. Und HeidelbergCement steht als Zementhersteller auf Platz zwei der Weltmarktführer. Eine entlarvende Aussage des Konzernchefs Scheifele: Er sah nach der Trump-Wahl sogleich eine Gelegenheit, am Bau der Mexiko-Grenzmauer Geld zu verdienen. Er sagte, bei einer Mexiko-Mauer „wären wir in Texas und Arizona nicht schlecht bedient.“ Skrupelloser geht es kaum noch.

HeidelbergCement liefert auch den Beton für Stuttgart 21 und gehört damit zu den Profiteuren der Zerstörung unseres Parks und unserer Stadt.

Bei den Protesten vor der Aktionärsversammlung war auch die Organisation Watch Indonesia dabei. Sie hat vor allem gegen die Tochterfirma IndoCement protestiert, die in ganz großem Stil im Kendeng-Gebirge in Indonesien Zement herstellen will. Die Menschen, die dort seit Generationen leben, sollen dafür vertrieben werden.

Die Bäuerin und Aktivistin Gunarti hat an Watch Indonesia für diese Aktionärsversammlung einen Brief geschrieben, der übersetzt dort verlesen wurde.

Gunarti lebt als Bäuerin am Kendeng-Karstgebirge in Java. Sie gehört zur indigenen Gruppe der Sedulur Sikep, die seit Generationen von der Landwirtschaft leben und diese nachhaltig betreiben. Seit 2010, dem Jahr, in dem das Tochterunternehmen von HeidelbergCement IndoCement Pläne für die Errichtung einer Zementfabrik startete, leisten die Sedulur Sikep gemeinsam mit vielen weiteren Anwohner*innen energischen und konsequent gewaltfreien Widerstand.

Ich lese Euch jetzt den leicht gekürzten Brief von Gunarti vor:

Liebe Brüder und Schwestern in Deutschland,

ich sende euch achtungsvolle Grüße. Mögen wir alle innerlich und äußerlich gesund bleiben, wo auch immer wir uns aufhalten. Wir dürfen niemals vergessen, dass wir ohne Mutter Erde nicht leben können. Jeder von uns braucht das, was sie uns schenkt. Wir brauchen Wasser, brauchen Nahrung, Gesundheit, einen Ort zum Leben und Frieden. Deshalb lasst uns die Erde auf friedliche Weise beschützen! Lasst uns die Erde schützen, denn wenn wir sie verletzen, wird sie wütend werden. Überall können wir die Folgen beobachten, wenn Unternehmen nicht aufhören, die Erde so massiv auszubeuten. Wir sind Zeugen der globalen Erwärmung, wir sehen zu, wie die Pole schmelzen. Und ihr, die ihr angeblich so schlau seid dank eurer Bildung, ihr müsstet doch wissen, dass die Zerstörung des Kendeng-Gebirges auf Java Folgen für uns alle hat.

Wessen Verantwortung ist das? Die von Unternehmen? Oder von Politikern? Ich frage Sie als Aktionärinnen und Aktionäre, haben Sie überhaupt noch Gefühle? Wenn Sie noch Gefühle haben, wenn Sie noch ein Erinnerungsvermögen haben, müsste Ihnen doch klar sein, dass Sie zum Leben Essen und Trinken brauchen. Keinen Zement. Keinen Sand. Und auch keine Kohle.

Ist Ihnen bewusst, dass Sie mit all Ihrer Bildung und all ihrem Geld einen falschen Weg einschlagen? Einen gierigen und grausamen Weg. Einen Weg, der nur vom Streben nach materiellen Dingen bestimmt ist. Nach Dingen, die nicht wirklich nahrhaft sind.

Sie zerstören die Hoffnung der Bauern. Sie nehmen den kommenden Generationen das weg, was Mutter Erde ihnen schenkt. Und sie fühlen sich dabei wie Könige, die keine Rücksicht darauf nehmen, wie viele Opfer ihnen gebracht werden. Wie können Sie es nur aushalten, die Geschenke der Natur zu zerstören? Haben Sie überhaupt kein Herz?

Und merken Sie überhaupt nicht, dass Ihr Geld irgendwann nicht mehr von Bedeutung sein wird? Was sie wirklich brauchen, ist doch nicht mehr als Essen und Trinken, nicht mehr als saubere Luft, sauberes Wasser und eine saubere Umwelt.

Deshalb bitte ich Sie als Aktionärinnen und Aktionäre: Setzen Sie diesen zerstörerischen Kurs nicht fort! Bauen Sie keine Zementfabrik am Kendeng-Gebirge! Lassen Sie nicht zu, dass unsere Umwelt weiter zerstört wird!

Meine Freunde und Freundinnen, die Mutter Erde schützen wollen. Gebt nicht auf! Werdet nicht müde! Erinnert die Menschen, die schnell vergessen und die von Geld trunken sind und die überall auf der Welt noch mehr Fabriken bauen wollen. Wir müssen weiter in Bewegung sein, um Mutter Erde zu schützen. Wir müssen die Aktionärinnen und Aktionäre erinnern.

Ich sende euch Grüsse. Wir sind eine Familie. Ich wünsche uns allen Kraft, um für Mutter Erde zu kämpfen. Für uns. Für unsere Kinder. Und für unsere Enkel...

Salam Kendeng! Lestari!!!

Gunarti, Sukolilo, Pati, Zentraljava, Indonesien im Mai 2019“

Rede von Eberhard Linckh als pdf-Datei

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