Guten Abend, verehrte Protestgemeinde von Stuttgart,
Sie wissen vielleicht, mein Hobby ist der Blick vor die eigene Haustür, auf den Sumpf unserer unmittelbaren Umgebung, womit ich nicht nur die braun gefärbten Ablagerungen im Landtag da vorne meine.
Da drüben, liebe Freundinnen und Freunde, steht das Neue Schloss, ein Denkmal des Feudalismus, in dem heute der Finanzminister residiert. In diesen Gemäuern empfing 2017 seine grüne Durchlaucht King Kretschmann Baden-Württembergs Adel. Ich muss nicht sagen, wofür der Adel auch heute noch steht: für reaktionäre Gesinnung und Sehnsucht nach dunkler Vergangenheit. Der Ministerpräsident ehrte die Herrschaften für die Pflege von Schlössern, Wiesen und Wäldern. Der Kabarettist Max Uthoff sagt dazu in seinem aktuellen Bühnenprogramm: „Kretschmann dankt denen, die uns das Silberbesteck gestohlen haben, weil sie es putzen.“
So weit zu unseren Blaublütlern und ihrem Gefolge. Heute halte ich keine meiner sonst üblichen Reden, die Sie eh nicht mehr hören können. Hier auf dem Schlossplatz hat neulich das historische Volksfest stattgefunden, eine Hommage an die Schaubuden und den Puderzucker des Jahrmarkts. Selbstverständlich war ich dort – und habe zufällig König Wilhelm den Zweiten getroffen. Daraus habe ich eine Glosse zur Revolution 1918 gemacht. Sie heißt der Starke August. weiterlesen