Ein Wort zu den Ordnern

Vorwort: der Artikel wurde notwendig, weil sich die Beschwerden über Ordner häufen. Natürlich sind wir dankbar für jede Hilfe. Manche Ordner verstehen ihre Aufgabe anscheinend falsch, wegen denen wurde dieser Artikel nötig.

Nachdem ich nun ein längeres Telefonat mit einem Bekannten geführt habe, möchte ich mal ein bisschen was zu den Ordnern auf den Demonstrationen schreiben. Mein Bekannter wurde am Samstag Zeuge, wie diverse Leute Rollrasen über den Bauzaun warfen. Er hielt das für eine selten dämliche Idee und hat dabei entsprechend nicht mitgemacht. Plötzlich steht ein Polizist neben ihm und will seine Personalien aufnehmen. Begründung: ein Demo-Ordner hätte ihn dabei gesehen wie er Rollrasen über den Zaun geworfen hätte. Da er eine schwarze Mütze und eine schwarze Jacke trug (wie viele andere auch), wollen wir mal von einer Verwechslung ausgehen. Von einer bewussten Falschaussage möchte ich mal nicht ausgehen.

An die Ordner: ihr seid keine Hilfspolizisten! Ihr seid auch nicht dafür zuständig, die Polizei zu unterstützen oder gar zu rufen! Die Polizei ist sowieso da. Wenn die der Meinung ist, es passiere etwas Illegales, wird sie sich schon darum kümmern. Eure Aufgabe ist auf gar keinen Fall, irgendwelche Anschuldigungen die Demoteilnehmer betreffend zu äußern! Im schlimmsten Fall beschuldigt ihr nämlich Unschuldige und das kann mit einer Gegenanzeige geahndet werden. Ihr sollt nur für einen friedlichen und geordneten Ablauf der Demo sorgen, also z.B. darauf aufpassen, dass niemand aus Versehen vor ein Auto läuft. Ordner, die sich als Hilfssherrifs aufspielen, stehen ab sofort unter sehr kritischer Beobachtung.

An die Demoteilnehmer: da jeder Ordner werden kann, ist es sehr schwer, zu kontrollieren, wer eine Ordnerbinde abbekommt. Wenn sich ein Ordner "daneben" benimmt, versucht, mit der Demoleitung (an der Bühne) Kontakt auf zu nehmen. Auch wenn viele immer noch die Verschwörungstheoriekarte ausspielen: wir stehen von allen Seiten unter Beschuss. Das kann auch Ordner einschließen, die die Bewegung zu kriminalisieren versuchen. Lasst euch nicht ins Boxhorn jagen. Ordner, die gegen uns arbeiten, müssen zur Rede gestellt werden. Wenn ihr meint, einen besseren Ordnerjob erledigen zu können: meldet euch! Wir sind auf eure Hilfe angewiesen.

Sollte der besagte Ordner diesen Artikel lesen: meld Dich mal bei uns. Du hast nichts zu befürchten, aber Du kannst Deine Tat wieder gut machen, wenn Du als Zeuge zugunsten meines Bekannten aussagst. Er sieht sich jetzt eventuell einem strafrechtlichen Verfahren ausgesetzt, das nur aufgrund Deines Irrtums in Gang gesetzt wird. Wenn Du also etwas Gutes tun willst, meld' Dich bei uns. Gerne anonym in den Kommentaren, Hauptsache die Mail-Adresse stimmt (die sehen nur wir Administratoren, sonst keiner).

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41 Antworten zu Ein Wort zu den Ordnern

  1. Aktivist sagt:

    Super Stellungnahme, musste echt mal gesagt werden! Hatte auch schon diskussionen mit Ordnern deren Verhalten sehr fragwürdig war, einer hat daraufhin seine Ordnerbinde abgelegt (da es eh keine angemeldete Demo sondern eine Sponti und Ordner daher eh überflüssig waren). Leider verstehen sich viele Ordner als Hilfssherrifs oder „Polizeibeschützer“, evtl. wegen dem „Gefühl der Autorität“…

  2. Meiner Meinung nach, der sinnloseste Text, den ich bisher im Zusammenhang mit #s21 gelesen habe. Wir können froh sein, dass es Leute gibt, die sich einsetzen. Ich persönlich habe noch nie etwas Negatives bei den Ordnern gesehen, auch nicht als ich selbst als einer unterwegs war. Und selbstverständlich ist es einem Ordner erlaubt, die Polizei zu rufen, wenn er eine strafrechtlich relevante Tat sieht. Dass er nicht selbst Polizist spielen darf ist logisch. Und die Stelle

    „Er sieht sich jetzt eventuell einem strafrechtlichen Verfahren ausgesetzt“

    ist genauso sinnlos, den entweder gibt es Zeugen, die den Vorfall bestätigen können, oder das Verfahren wird sowieso eingestellt.

    • Wolfgang sagt:

      Gerne schließe ich mich dieser Meinung an.

    • Bananenbieger sagt:

      Den Zeugen gibt es ja, nämlich den Ordner. Der Polizist, der die Personalien aufgenommen hat, bestätigt das gerne vor Gericht, und das reicht dem Richter für eine Verurteilung. Fertig ist die Laube.
      Von daher war der Artikel sehr nötig.
      Unser Aktionskonsens schließt mit dem Zivilen Ungehorsam auch das Begehen von vertretbaren Straftaten ein. Das heißt, ein Ordner, der sich berufen fühlt, Hilfspolizist zu spielen und Aktionen durch Hinzuziehen der Polizei zu stören, ist schlichtweg bei uns fehl am Platze. Noch schlimmer, wenn dadurch Unschuldige in die Mühlen der Justiz geraten!

      • Gewaltloser sagt:

        Wer spricht immer davon, dass S21-Gegner kriminalisiert wird? Der Konsens sieht das doch vor, oder?

      • Aktivist sagt:

        „Und selbstverständlich ist es einem Ordner erlaubt, die Polizei zu rufen, wenn er eine strafrechtlich relevante Tat sieht.“

        Natürlich ist er das, die Frage ist eher ob er das sollte bzw. ob so jemand als Ordner geeignet ist. Ich meine ganz eindeutig: NEIN! (Ausnahme natürlich: Straftaten die absolut garnichts mit der Demo zu tun haben oder sonstwie „schlimmes“ wie gefährliche Körperverletzung usw.)

  3. Wolfgang sagt:

    Mal was schief gegangen? Ok – das sollte ihr versuchen nicht öffentlich klarstellen und zu richten. Das dürfte sicherlich möglich sein. ( Zeuge/n und Akteneinsicht ). Seit froh, dass ihr die netten Helfer ( Ordner ) habt und anstatt herum zu hacken, könntet ihr euch mal lobend äußern und für die freiwillige, entgeltlose Unterstützung danken. Ich meinerseits denke, nach diesem Artikel und dem Kommentar – bloß gut, dass ich mich nicht als Ordner eingebracht habe.

  4. Max sagt:

    Die Beschwerden häufen sich. Glaubt nicht, dass ich so einen Artikel wegen EINES Fehlverhaltens schreibe.

  5. Dan Becker sagt:

    Hallo,

    ich möchte Euch mal ein wenig zur Besonnenheit aufrufen! Das mit den Ordnern bei einer Demo ist nicht immer ganz einfach, erstens für den Veranstalter und zweitens für den Ordner selbst. Ich bin der Meinung das man darauf achten sollte dass jeder Ordner auch von Fachkräften eingewiesen wird und nicht einfach bei Beginn der Demos die Ordnerbinden wahllos verteilt werden, ich glaube es gibt genug Personen die sich als Ordner (festes Team) freiwillig bereit stellen würden. Die Ordner tragen einen großen Punkt für die Sicherheit und für einen reibungslosen Verlauf der Demo bei. Man sollte auch Grundsätzlich immer einen neuen Ordner einen erfahrenen zuteilen, damit solche geschilderten Fälle nicht passieren. Zur der Rechtslage ist zu sagen, dass ein Ordner nur das jedermanns Recht ausübt und keinerlei Polizeilichen- oder Vollzugsrechte besitzt, er hat auch keinerlei Befugnisse eines Sicherheitsmitarbeiter da sonst den § 34a Bewachungsgewerbe haben müsste . Sollte der Ordner aber Straftaten feststellen so kann/sollte er im Rahmen des jedermanns Recht auch eingreifen oder melden.
    Ich bewundere jeden der sich als Ordner freiwillig meldet und damit seinen Teil zur Demo bei trägt, aber immer bedacht an die Sache ran gehen und immer Beobachten, Hilfe leisten und Ereignisse an den Demoleiter melden.

    Wichtige Hinweis an Demo Teilnehmer:
    Gerade wir die Demoteilnehme sollten aber auch den Anweisungen der Ordner Folge leisten, damit die Demo so abläuft wie sie vom Veranstalter und Amt für öffentliche Ordnung gedacht ist!

    Macht weiter so und OBEN BLEIBEN

    • Aktivist sagt:

      „Sollte der Ordner aber Straftaten feststellen so kann/sollte er im Rahmen des jedermanns Recht auch eingreifen oder melden.“

      Kann, sollte er aber in der Regel meiner Meinung nach nicht, denn dann würde er sich eben zum Hilfssheriff aufspielen. Wie der Name schon sagt: Das Jedermannsrecht gilt für Jedermann, da hat ein Ordner weder ein besonderes Recht noch eine besondere Verpflichtung dies anzuwenden. Ich war selbst schon oft Ordner. Im allgemeinen beschränkte sich meine Aufgabe schlicht darin die Ordnerbinde zu tragen da vom Ordnungsamt halt eine bestimmte Anzahl an Ordnern vorgeschrieben sind. Nicht mehr und nicht weniger. Und damit hatte ich bisher immer gute Erfahrungen. Wenn Ordner meinen sie hätten eine besondere Autorität oder eine besonders tolle Weisungsbefugniss sind sie meiner Meinung nach fehl am Platz. Eine Demonstration ist eine demonstration und kein durchstrukturierter, von hinten bis vorne geordneter Marsch.

  6. Dan Becker sagt:

    Hallo,

    nur dass keine Mißverständnisse durch meinen Beitrag entstehen, ich bin vom Fach und habe mich auch schon für das Deeskalationsteam-Demo beworben!

  7. Ebse sagt:

    Provokateure sollten wir uns nicht einhandeln … drum prüfen.

    • Wolfgang sagt:

      Richtig. Alle haben doch ein Stückweit mit ihren Antworten recht, damit dürfte hierzu das meiste gesagt sein oder ?

  8. Baumschützer sagt:

    mich würde mal interessieren ob man wirklich bestraft werden kann weil man rollrasen über einen bauzaun schmeißt! 1. ist das doch keine umweltverschmutzung da rollrasen logischerweiße natürlich ist und zusammengerollt verrotten würde 2. kein hausfriedens bruch (vorraussetzung das gelände gehört wie in diesem falle dem bauherr [was ich bezweifle])

    mir jedenfalls ist kein artikel des GG bekannt der dies verbietet… würde mich freuen wenn du mir schreiben könntest welche wirkliche „straftat“ ihm vorgeworfen wird (so wie es in der anklage lauten würde)

    ich wünsche deinem bekannten natürlich viel glück dass er ungeschoren aus der sache rauskommt (wird warscheinlich aus mangel an beweißen eingestellt oder verschwindet im papierkorb da niemand weiß wie die anklage lauten soll) und der ordner sich vielleicht meldet…

    wer wirklich wieder will dass im schlossgarten graßwächst sollte an feuchten tagen im frühjahr kommen und rasensamen verteilen. und da das im baugelände eh nichts bringt tut das bitte an den stellen die nicht eingezäunt sind… es wird ja nicht verboten sein den park wieder hübsch zu machen

  9. Malte sagt:

    Ich war schon ewig nicht Ordner, aber ich sehe eine wichtige Aufgabe (auch) bei den Ordnern: Nämlich Eskalationen zu verhindern / zu vermeiden.
    Das bedeutet aber auch, daß ich von den Ordnern (und Ordnerinnen) ein großes Maß an Urteilsvermögen verlange. Wenn jemand Grassoden über einen Zaun wirft, oder in ein Gebüsch pinkelt, oder Aufkleber auf Schilder klebt, braucht ein Ordner wohl nicht einschreiten. Andererseits erwarte ich von Ordnern auch, daß sie frühzeitig einschreiten, wenn sich eine brenzlige Situation, z.B. mit „blockierten“ Autofahrern aber auch mit aggressiven Teilnehmern, anbahnt. Und in dem Fall würde ich es ggf. auch für geboten halten, die Polizei hinzuzurufen.
    Der Ermessenspielraum ist hier groß, und ich erwarte auch, daß Ordner sich nicht als Hilfsscherriffs aufführen. Deshalb heißt (für mich) „Ordner“ mehr als nur eine Binde zu tragen.

  10. Olaf Gärtner sagt:

    Also das mit dem Ordner, der die Polizei geholt hat wegen fliegenden Rasenstücken… Fangen wir jetzt schon an uns öffentlich in die Haare zu bekommen? Weiß eigentlich jemand, ob es sich da um einen Fehler des Ordners oder um Sabotage unserer Sache handelt? So was braucht man hier wirklich nicht in der Weise breit zu treten und öffentlich zu klären. Und schon gar nicht in Drohgebärden verfallen. Von wegen: Du hast nichts zu befürchten, wenn du dich meldest, weil du es ja wieder gut machen kannst… Das klingt doch fast nach Erpressung oder zumindest Gängelung. Ein Ordner sollte sicherlich gut über unser Verhältnis zur Polizei nachdenken. Aber selbst bei leichten Körperverletzungen (ich beziehe mich jetzt auf einen Kommtar zu der Ordnersache) und wenn der Konflikt zwischen den Parteien offensichtlich nicht geschlichtet werden, kann muss meiner Meinung nach die Polizei einschreiten. Dafür ist sie da. Denn wie schon gesagt: Ordner sollen ja grade nicht die Aufgaben der Polizei übernehmen. Also: hübsch die Augen auf. Bei Sachbeschädigung auf jeden Fall deeskalieren!!! Wir haben ja übrigens ein Deeskalationsteam! Baggatellen gehen die Polizei sicher nichts an! Bei nicht zu verhindernder Körperverletzung ist jedoch höchste Vorsicht geboten. Wenn wir hier die Polizei mit einbeziehen, wirft das ein gutes Licht auf uns und die Zeugenfrage dürfte in so einem Fall ja auch geklärt sein. Hadelt es sich bei dem Agressor um einen verdeckten S21-Typ kann man den bei der Polizei sogar vorführen. Auch nicht schlecht.

    • Isidor sagt:

      Oeffentlich zu dem Problem Stellung zu beziehen duerfte die sinnvollste Taktik sein. Seit dem Vorfall am Samstag werde ich jedenfalls oefters angefragt, wie sich die Sache weiterentwickelt hat. Das ist nur verstaendlich, immerhin befuerchten manche (moeglicherweise zu Recht), auch Probleme durch falsche Anschuldigungen zu bekommen, wenn sie sich friedlich an den Protesten beteiligen wollen. Und bevor sich solche Befuerchtungen, oder gar Verschwoerungstheorien ueber Protestordner, die fuer die Gegenseite arbeiten, ungehindert weiterverbreiten und Demonstranten verscheuchen, ist es doch besser, wenn man die Leute auf Seiten wie diese verweisen kann, wo man sieht, dass das Problem von Organisatorenseite Ernst genommen wird. Und hoffentlich auch bald auf ein oeffentliches Statement, dass das Problem geloest wurde. So kann man Vertrauen schaffen.

      Dabei kann ich gut verstehen, wenn der oder die verantwortlichen Ordner selbst nicht oeffentlich schreiben wollen „Hallo, ich heisse XXXX und ich habe im Park Unschuldige angeschwaerzt“. Aber dass derjenige sich vertraulich zurueckmeldet, und das Problem wiedergutmacht, kann man schon erwarten. Und das hat nichts damit zu tun, dass man ihn unter Druck setzen will. Wenn ich Wiedergutmachung erzwingen wollte, koennte ich auch einfach eine Gegenanzeige stellen. Aber ich denke nicht, dass wir innerhalb der Protestbewegung zu so einem Umgang miteinander gezwungen sein sollten.

      Bezueglich „Deeskalationsteam“, ich war der Auffassung, dass die Ordner mit den Reflektorjacken das Deeskalationsteam sind. Zumindest habe ich auf diesen Jacken auf dem Ruecken die Aufschrift „Deeskalationsteam“ gelesen. Ich fand es auch sinnvoll, dass diese Leute eingegriffen haben, als es damit anfing, dass Rollrasen geworfen wird. Aber Unschuldige anzuzeigen wirkt nicht deeskalierend. Und wenn man Unschuldige anzeigt, um „ein gutes Licht auf uns zu werfen“ wie du sagst, ist das ziemlich schlechter Stil und kann ziemlich uebel nach hinten losgehen.

  11. Rainbow sagt:

    Habe auch schon Emails mit Verbesserungsvorschlägen zum Thema Ordner geschickt. Was ich noch nie verstanden habe: Warum greift ihr denn nicht auf euren Ordnerpool zurück (könnt doch auch die Adressen von den betreffenden einfordern, damit ihr wisst wer das ist) und dann nur die ordnern lassen? Warum sagt ihr denn auf jeder Demo durch \Wer will noch Ordner machen?\ Klar, dass ihr dann nicht wisst, wer da wirklich Ordner macht. Und sich dann hinterher beschweren… man man.

  12. Isidor sagt:

    Mir ist etwas sehr aehnliches passiert, und ich denke auch, dass man die Problematik ansprechen sollte, bevor solche Tendenzen noch groesseren Schaden in der Protestbewegung anrichten. Meine Erfahrung habe ich u.a. auf Facebook veroeffentlicht.

    Der verantwortliche Ordner in meinem Fall war zumindest mal in der Zeit ab 19:00 am Samstag beim Bauzaun aktiv. Vielleicht war es ja sogar derselbe?

    Wolfgang, ich denke nicht, dass es hier darum geht, Ordner oder andere Helfer anzugreifen. Ich muss zugeben, ich war nach dieser Erfahrung zuerst sehr veraergert ueber das Verhalten des Ordners. Aber noch sind das offenbar Einzelfaelle, die meisten Ordner habe ich als sehr vernuenftige Menschen kennengelernt. Und es geht hier auch nicht darum, anzuprangern, sondern diese schlechten Erfahrungen sollten meiner Meinung nach als konstruktive Kritik in die Protestbewegung einfliessen, damit solche Patzer kuenftig vermieden werden koennen. Und ich denke, das sollte offen und menschlich geschehen, nicht dadurch, dass man irgendwann nur noch mit genuegend potentiellen Zeugen auf die Proteste geht, und die Mittel der Rechtshilfefonds irgendwann durch die Faelle erschoepft werden, bei denen innerhalb der Protestbewegung jemand nicht genau hingeschaut hat und unschuldige angezeigt hat.

    Dominik, dass ein Ordner die Polizei hinzuziehen kann, wenn er Straftaten beobachtet, halte ich zumindest in meinem Fall (der ja dem von Max geschilderten Fall sehr zu aehneln scheint) fuer einen unpassenden Einwand. Eben die Ordner, die mich spaeter zum Bahnhof verfolgt haben, um mir ein Ermittlungsverfahren zu bescheren, haben zuvor „Straftaten“ zuhauf beobachtet. Ich habe sie naemlich am Bauzaun gesehen, wie sie zu Leuten, die tatsaechlich Rollrasen geworfen haben, hingerannt sind und ihnen klargemacht haben, dass das eine dumme Idee ist. Die waren aber offenbar nicht schlimm genug, um ihnen die Polizei auf den Hals zu hetzen. Zu dem Zeitpunkt fand ich das eigentlich ziemlich gut, dass die Ordner da waren, und sich darum bemueht haben, dass die Protestbewegung nicht den Eindruck von randalierenden Idioten erzeugt. Aber mich wundert bis heute, warum der Ordner, der spaeter nach Hinzuziehen der Polizei behauptete, er haette mich beim Rollrasen werfen beobachtet, nicht einfach zu mir hingegangen ist wie zu den anderen, um mich darauf anzusprechen. Dann haette man das Missverstaendnis sicher am einfachsten aufklaeren koennen. Und ich denke, so sollte die Arbeit eines Ordners auch normalerweise aussehen. Es mag Extremfaelle geben, wo man die Polizei braucht. Aber erstmal geht es doch darum, Demonstranten mit etwas weniger Verantwortungsbewusstsein einfach mal darauf hinzuweisen, dass bestimmtes Verhalten ein schlechtes Licht auf die Protestbewegung wirft und man es besser sein laesst. Und besonders als unerfahrenerer Ordner wuerde ich eigentlich nicht leichtfertig Demonstranten anzeigen.

    Ich ziehe nach wie vor keine Gegenanzeige gegen der verantwortlichen Ordner in Erwaegung. Zum einen, weil ich denke, dass es ein (wenn auch grobes) Versehen von ihm war. Zum anderen, weil meiner Meinung nach die Staerke unserer Protestbewegung gerade darin besteht, dass sie menschlich ist und Kommunikation eben nicht bloss mit dazwischengeschalteten Behoerden funktioniert, wie es die Stuttgart-21-Bau-und-Abriss-Maschinerie uns vormacht. Ich hoffe stattdessen, dass der oder die Ordner, die sich so verhalten haben, stattdessen freiwillig einen Schritt auf ihre Opfer zugehen und das Missverstaendnis aufklaeren. Damit koennten sie naemlich die Authoritaet des Ordner-Postens, die sie in Frage gestellt haben, wieder staerken.

    • Max sagt:

      Ganz genau so war der Artikel gemeint. Manchmal scheine ich kein so gutes Händchen mit Worten zu haben, so wie ich hier zum Teil mißverstanden werde. Naja, wenigstens einer scheint es ja richtig verstanden zu haben.

      • Isidor sagt:

        Naja, es ist eben schon ein heikles Thema. Wenn man solche Probleme anspricht, halten manche das gleich fuer Kritik an der Protestbewegung an sich, oder fuer Organisatoren-Bashing, und haetten es scheinbar lieber, wenn man schweigt. Andererseits waren die Leute aus meinem Bekanntenkreis, die von dem Vorfall erfahren haben, darueber schon erschrocken. Daher denke ich, man sollte solche Probleme nicht unter den Tisch kehren, sondern aus ihnen lernen, wie man den Protest besser organisieren kann.

  13. Dan Becker sagt:

    @Isidor

    dem ist nicht hinzu zu fügen!

    Ich habe gestern bei der Montagsdemo ein paar Ordner beobachtet und mir meinen Teil dabei gedacht und ich werde dieses auch persönlich mit dem Verantwortlichen bereden, falls es einen gibt?!

    Ich würde mich freuen wenn der Verantwortliche sich bei mir meldet, damit man in ruhe darüber reden kann.

    • Isidor sagt:

      Ich gehe davon aus, dass die verantwortlichen Ordner irgendwem bekannt sind. Die werden ja nicht im Alleingang unbemerkt die Ordnerkleidung aus dem Versorgungszelt geholt haben. Und in meinem Fall hatte ich den Ordner auch (in zivil) spaeter am samstag nochmal fluechtig im Park gesehen, und ein Freund von mir meinte, er war am Montag auch da. Es sollte also eigentlich kein Problem sein, die Sache nochmal persoenlich anzusprechen und aus der Welt zu schaffen.

    • Isidor sagt:

      Man kann mich zu diesem Sachverhalt a href=http://www.facebook.com/profile.php?id=100000558896062 title=Isidor rel=nofollowauf Facebook/a kontaktieren (oder man spricht sich im Park).

      • Isidor sagt:

        wordpress frisst seit neuestem html tags??

        • Max sagt:

          Nö, nicht alle. Es sind halt nur wenige erlaubt, genau die, die unter dem Eingabefeld stehen.

        • Max sagt:

          kleiner test: klick mich
          Geht 🙂

        • Isidor sagt:

          komisch… am Dienstag gings, aber die selben Tags in meinen Mittwochskommentaren hats alle zerlegt.

        • Isidor sagt:

          Die „rel=nofollow“ Attribute stammen uebrigens nicht von mir. Sieht auf den ersten Blick so aus wie ein Linkspam-Abwehrmechanismus, der an der falschen Stelle gegriffen hat.

        • Max sagt:

          Bei URLs brauchst Du eigentlich gar keine Tags, die macht WordPress schon von alleine rein. Dass Wp sich am Mittwoch ein bisschen verschluckt hat, kann ich jedoch nicht ausschließen 😉

        • Isidor sagt:

          Dann eben ohne Tags: http://www.facebook.com/profile.php?id=100000558896062 … aber ich werde am Samstag auch schauen, ob ich im Park bei den Staenden jemanden finde, der ueber diesen Sachverhalt im Bilde ist.

          PS: ist die Umwandlung von Links irgendwo dokumentiert? Ich bin erst auf die Idee mit den HTML-Tags gekommen, weil das die einzige Variante unterm Eingabefeld war, wo ich mir sicher war, dass nachher Links im Kommentar stehen.

        • Max sagt:

          Ich bin leider nicht bei Facebook, sehe dort also nicht viel.

          Aber Du kannst mich am Samstag gerne am Parkschützer-Tshirt-Stand besuchen. Ich werde zwar sicher nicht allzu viel Zeit zum Quasseln haben, aber komm tritzdem ruhig mal vorbei.

          PS: nee, das mit den Auto-Links ist nirgends erläutert. Das kriegen die meisten nach einmaligen Posten einer URL in ein WordPress-Blog schon mit 🙂

        • Isidor sagt:

          Mit Facebook verpasst man auch nicht allzu viel. Aber darueber wird nach meiner Erfahrung noch weniger Unfug getrieben, als wenn man eine E-Mail-Adresse veroeffentlicht.

          Ich werde schauen, dass ich heute mal beim Stand vorbeischaue. Samstag war zu chaotisch.

  14. ghandi sagt:

    Schöne Kritik am manchmal überschwenglichen Ordnertum hier – endlich wird das auch mal von offizieller Seite thematisiert. Wer jetzt gleich beleidigt ist, ist selbst schuld.
    Auch ich habe schon einige krude Erfahrungen mit Ordnerinnen und Ordnern gemacht im Stuttgart21-Protest. Freilich verhalten sich nicht alle so. Aber es ist doch immer wieder bemerkbar, wie wichtig sich die Ordner hier nehmen und schon zu oft jegliche Intiative unterbunden haben.
    Ordner zu stellen ist eine Auflage des Ordnungsamts. Genau so sollte man diesen \Job\ auch behandeln und wahrnehmen. Ein Ordner sollte die Route kennen usw und leute etvl darauf hinweisen, dass man jetzt die Route verlässt, wenn das passiert – es kommt aber auf die Form an, wie man es tut!
    Noch etwas: Auf Spontandemos nach den Demos haben Ordner usw versammlungsrechtlich nichts zu suchen!

  15. Dan Becker sagt:

    Hallo,

    nach dem was ich hier lese, kann ich den Veranstalter nochmal anbieten sich mit mir in Verbindung zu setzen. Ich bin vom Fach und habe auch Erfahrungen mit dem Ordnungsamt, Sicherheit und Veranstaltung (Berufausbildung). Ich bin gerne bereit mein Wissen und Erfahrung in den Bereich der Ordner einzubringen.

    Gruß Dan OBEN BLEIBEN

    P.S.: Um Ordner bei bestimmten Sachverhalten zu identifizieren kann man auch Nummern an den Warnwesten anbringen!?!?

    • Isidor sagt:

      Das mit den Nummern ist evtl. ne zweischneidige Sache. Einerseits koennte man so gegenueber offiziellen Ordnungskraeften mit gutem Beispiel vorangehen (ich bin schon seit Jahren dafuer, dass Polizisten zumindest auf Demos eindeutig und gut sichtbar identifiziert werden, um Amtsmissbrauch vorzubeugen). Andererseits schafft das eine groessere Kluft zwischen Ordnern und normalen Demonstranten, waehrend ich eigentlich sagen wuerde, dass es etwas schoenes an unserer Protestbewegung ist, dass sie bisher so menschlich und dezentral ist.

  16. Versammlungsleiter sagt:

    Mal als Anregung wie ich mal als Versammlungsleiter (hatte nichts mit S21 zu tun) gehandelt hab:

    Hatte eine stationäre Kundgebung angemeldet, von der Kundgebung aus ist dann eine Spontandemo aufgebrochen. Der für meine Kundgebung zuständige Polizeiführer ist natürlich gleich zu mir hin und wollte wissen was es mit der Demonstration auf sich hat und das ich das doch unterbinden müssen. Hab daraufhin nur erwidert dass ich nur für meine Kundgebung zuständig bin und ich mit meinen Ordnern am Kundgebungsort bleibe, die Spontandemo geht mich da sie ja den Kundgebungsort verlässt rein garnichts an und ich hab ihm auch keinerlei mögliche Auskünfte über die Demo gegeben. Fertig. Der gute Herr war natürlich etwas verärgert, erwidern konnte er aber natürlich nichts. Als Versammlungsleiter sollte man seine Rechte und Pflichten kennen und mit der Polizei möglichst souverän umgehen. Und als Ordner hat man der Polizei gegenüber ganz einfach garkeine Pflichten, man muss ausschließlich auf den Versammlungsleiter hören. Wenn man Ordner ist und die Polizei will einem was sagen sollte man ihn freundlich aber bestimmt darauf hinweisen das die Polizei (genauer: der zuständige Verbindungsbeamte) dies mit dem Versammlungsleiter zu klären hat. Auch wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelt, es geht ums Prinzip und das sollte man nicht zugunsten der Polizei einreißen lassen sondern von vornherein die Grenzen bzw. rechtlichen Gegebenheiten aufzeigen.

  17. judaz sagt:

    Sehr guter Text! Manchmal erinnern mich die Ordner an die Schweine aus Orwels Farrenkopf der Tiere. Aber aus Fehlern kann man lernen

  18. Belly sagt:

    Auch im Deeskalationsteam findet sich ein emsiger Mitarbeiter (mit Hund), der gerne mal Parkschützer/innen, der Polizei zuspielt oder konträr, die Polizei sinnbefreit provoziert. Sein Auftreten im Deeskalationsteam darf als kontraproduktiv bewertet werden. Als Parkschützer, schäme ich mich für solche „Ehremamtlichen“, sind sie in ihrem Auftreten – der Sache nicht dienlich.

  19. timo kabel mitgl spd stuttgart ost sagt:

    ja belly die betreffende person ist mir auch schon aufgefallen. bisher habe ich nichts positives oder negatives erlebt. aber ich hatte einfach ein ungutesgefühl bei der person.

  20. Belly sagt:

    Inzwischen hatte ich leider nochmals eine Begegnung mit ihm. Der Typ ist einfach unter aller Sau: Laut, aggressiv und nicht tragbar. Diesmal hat er völlig ungeniert über ein anderes Mitglied vom Deeskationsteam abgelästert. Der Teamkollege stand ca einen Meter entfernt! Sollte ich ihn weiterhin auf den Demos antreffen, mache ich einen großen Bogen um ihn.

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