BUND: Phantomgüterzüge sollen Neubaustrecke retten

"Die Neubaustrecke nach Ulm steht volkswirtschaftlich auf der Kippe, sie soll durch unrealistische Phantomgüterzüge gerettet werden", kommentiert Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Baden-Württemberg das heute vorab bekannt gewordene Ergebnis der Neuberechnung der Wirtschaftlichkeit der Schienenwegeprojekte des Bundes. "Der Wert von 1,2 in der Nutzen-Kosten-Untersuchung belegt, dass der Nutzen der Schnellfahrstrecke nur minimal über den zu erwartenden Kosten liegt. Die Kosten des Projekts stehen in einem krassen Missverhältnis zu dem erwarteten Nutzen im Personen- und Güterverkehr", sagt Dahlbender. "Werden auf der Neubaustrecke weniger Personen- oder Güterzüge verkehren als kalkuliert oder steigen die Baukosten wie von unseren Gutachtern befürchtet, ist die Wirtschaftlichkeit sehr schnell nicht mehr gegeben." Angesichts dieser Ergebnisse müssten die Signale für die Neubaustrecke eigentlich sofort auf rot gestellt werden.

Scharf kritisiert der BUND die heutige Äußerung von Umwelt- und Verkehrsministerin Tanja Gönner zum Verfahren der Wirtschaftlichkeitsberechnung. "Frau Gönner hat unrecht, wenn sie den Gegnern von Stuttgart 21 unterstellt, sie würden die Methodik der Nutzen-Kosten-Untersuchung nur anzweifeln, weil ihnen das Ergebnis nicht in den Kram passe. Das ist eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit. Richtig ist vielmehr, und das weiß Frau Gönner sehr wohl, dass alle standardisierten und anerkannten Verfahren von der Qualität ihrer Eingangsdaten abhängen", so Dahlbender. Und diese Eingangsdaten seien bei der vorliegenden Wirtschaftlichkeitsberechnung geschönt.
"Klar ist: Die Neubaustrecke nach Ulm ist nur deshalb knapp wirtschaftlich, weil 17 leichte Güterzüge auf ihr verkehren sollen. Diese Güterzüge sind reine Phantomprodukte, die niemals aufgegleist werden und nur deshalb in die Rechnung eingestellt wurden, um die Wirtschaftlichkeit und damit Stuttgart 21 zu retten", begründet Dahlbender. Typisch sei, dass fast alle Neubaustrecken der Bahn nach ihrer Realisierung die ursprünglich kalkulierten Güterzüge nicht sehen. So sei auf der Neubaustrecke von Nürnberg nach Ingolstadt heute kein einziger von den ursprünglich angesetzten 90 Güterzügen unterwegs. Zwischen Mannheim und Stuttgart verkehren heute nur 40 statt der geplanten 120 Güterzüge - ein Schwund von fast 70 %. Und von Hannover nach Würzburg fahren heute nicht die kalkulierten 120, sondern nur 60 Güterzüge. "Auf der Schnellfahrstrecke nach Ulm werden niemals Güterzüge verkehren - einfach deshalb, weil kurze und leichte Güterzüge sich für die Transportbranche nicht rechnen und nicht marktfähig sind", so Dahlbender abschließend.

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5 Antworten zu BUND: Phantomgüterzüge sollen Neubaustrecke retten

  1. Thomas sagt:

    Frau Dahlbender hat natürlich Recht, das diese Kosten-/Nutzenrechnungen so hingebogen werden, das S21 und die Neubaustrecke gebaut werden können. Das weiss Frau Dahlbender, ich und hunderttausender anderer Bürger.
    Unabhängig was bei den laufenden Schlichtungsgesprächen noch für Erkenntnisse gewonnen werden, die Regierung in Berlin und in Baden-Württemberg sowie Herr Grube werden dieses Projekt „durchziehen“, koste es was es wolle. Dieses Projekt kann nur noch parlamentarisch oder durch Klagen gestoppt werden oder durch ein Wunder?

    • Fink sagt:

      Habe soeben einen Beitrag mit Strategievorschlag gestellt mit Zitat aus aktueller Ramsauer Studie zu Güterverkehr
      über Neubaustrecke.
      http://www.parkschuetzer.de/statements/45318
      Finde auch Juristen sollten sich des Themas annehmen
      ob nicht vorsätzliche arglistige Täuschung bei der Studie vorliegt bzw. sonstige Tatbestände.

      • Fink sagt:

        Der Wirtschaftlichkeitwert wurde wie ich schon gestern abend schrieb auf 1,5 festgesetzt. Persönlich sehe ich das als pure Absicht da unter Rausrechnung der Phantomzüge man mit Faktor 1,2 unter Limit liegen würde. Und die wissen ganz genau daß die Lüge mit den Güterzügen zweifelhaft durchkommt deshalb wurde gestern nachmittag noch schnell nach der Bundestags-Ausschußsitzung der Bedarfsplan auf 1,5 hingetrimmt. So gehts da lang, hochkriminelle Zahlenjonglade
        mit Folgen von Milliardenzahlungen. Das wäre m.E. Stoff für einen Extra- Untersuchungsausschuß !

  2. Laellabaebbl sagt:

    Leider überholt!

    Ein NKV von 1,2 stand laut StZ gestern noch in den Unterlagen, heute ist es ein gesundes 1,5 und damit sind es dann auch ohne Güterzüge noch um die 1,2!

    Man hat einfach einfach ein paar andere fest geplante Bahnprojekte in Deutschland rausgerechnet (z.B. Mottgers-Spange) und schon fahren viel mehr Züge über Ulm-Wendlingen, so einfach ist das!

    Zugegeben auch nicht dumm, denn es sind ja unsere eigenen Argumente, dass durch S21 dann das Geld für andere bereits geplante Bahnprojekte fehlen wird und diese dann nicht gebaut werden können.

  3. Illg sagt:

    In einem der Schlichtungsgespräche ging es um die Güterzüge auf der Schnellbahntrasse. Herr Kefer sagte damals dass Güterzüge für die Schnellbahntrasse nach Ulm \nicht relevant\ seien. Auch Leichtgüterzüge bis 1000 Tonnen fahren dort unwirtschaftlich, weil die Steigung zu groß – über 30 promille – und der Höhenunterschied – 160 m höher als die Geislinger Steige – unter 30 promille – ebenfalls den Betrieb unwirtschaftlich machen. Diese Leichtgüterzüge gibt es bis heute jedoch gar nicht, weil sie generell unwirtschaftlich sind. Das ist wie wenn man statt einem LKW mehrere Kleintransporter auf die Strecke schickt.

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