Baden-Blockade vor dem GWM und im Unteren Schlossgarten

Mit dem Motto „Taten statt Reden“ des badischen Revolutionärs Friedrich Hecker von 1848 betonte die „Badener Initiative gegen S21“ am Dienstagmorgen ihre Entschlossenheit. Sie begann um 5:30 eine höchst wirksame Aktion gegen das Bahnhofsprojekt S21. „Wir Badener zeigen Flagge in Stuttgart. Stuttgart 21 geht auch uns in Baden etwas an“, sagte der Sprecher der Initiative. Dabei schwenkte er die riesige rot-gelbe Fahne. Aus Baden-Baden, Karlsruhe, Bretten, Ettlingen und Stutensee waren 25 Widerständler gekommen. Sie setzten sich vor die Einfahrt zum Grundwassermanagement und blockierten diese für zwei Stunden. 120 Stuttgarter Demonstranten solidarisierten sich mit ihnen.

„Unserer Sitzblockade ist ein Protest gegen verschwendete Milliarden in einem unterirdischen Bahnhof, während wir in Baden von der Bahn vernachlässigt werden. Dringend nötig ist der viergleisige Ausbau der Rheintalbahn von Karlsruhe nach Basel. Dass wichtige Bahnprojekte auf Jahre hinaus ad acta gelegt werden, nennen wir Kannibalisierung! ,“ rief Michael Kaufmann aus Bretten.
Das Badenerlied war umgedichtet worden und laut wurde gesungen „In Karlsruh´ ist die Residenz, in Mannheim die Fabrik, in Stuttgart steht der Kopfbahnhof und das ist Badens Glück“ .

Der Vertreter von SÖS im Stadtrat, Hannes Rockenbauch und der Friedensforscher Wolfgang Sternstein waren genauso vor Ort wie der am 30.9. 2010 durch den Wasserstrahl eines Wasserwerfers fast erblindete Dietrich Wagner. Die Wirksamkeit von Sitzdemonstrationen wird belegt durch die Tatsache, dass im Innenministerium täglich Buch geführt wird über die Anzahl der Blockierer und Demonstranten. 145 kann man dort heute vermerken.

Nach der erfolgten Blockade am Grundwassermanagement marschierten die Demonstranten in den Unteren Schlossgarten, wo derzeit an der Platanenallee – trotz angeblichen Baustopps – Rohre verlegt werden. Die blaue Rohre wurden besetzt, die Bagger mussten 1 ½ Stunden warten, bis die Polizei die Blockade beendete.

Badener, die erstmals das Projekt mit eigenen Augen sahen, waren verwundert über das Ausmaß der bereits verlegten Rohre. „Wie will die Polizei das durchhalten, tägliche Blockaden, ein weitläufiger Park, Rohre im Stadtgebiet und dazu der Widerstand?,“ fragte sich ein Teilnehmer aus Karlsruhe.

In einem Demozug zum Landtag zeigten die badener Widerständler, dass man auch in Baden sehr genau die Vorgänge beobachtet und diskutiert und sich mit dem Widerstand solidarisiert. „Wir sind nicht gewillt, dass unsere Steuergelder in das vermurkste Bahnprojekt fließen, wir wollen das auch in Baden nicht zulassen,“ sprach Michael Kaufmann und stieg kurz entschlossen zusammen mit weiteren Demonstranten in den Eckensee. Ihr Banner „Das wollen wir nicht ausBaden“ zeigte eindeutig ihre Absicht.

Michael Kaufmann, der regelmäßig zu den Stuttgarter Montagsdemos kommt, war beeindruckt von der Unterstützung der Aktion durch Blockadegruppe, Versorger, Demo-Sanitäter und Musik. „Die Stimmung war super, es gab ein warmes Frühstück mit Rührei, Tee und Kaffee, zwei Musikkapellen sorgten für Entspannung und durch klare Ansagen am Megafon fühlten wir uns gut eingebunden in die Blockade. Wir kommen gerne wieder.“

Weitere Fotos hier: http://ohne-unten.posterous.com/27-september-2011-fruhstuck-der-badenerinnen

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9 Antworten zu Baden-Blockade vor dem GWM und im Unteren Schlossgarten

  1. Beobachter sagt:

    Wir sind nicht gewillt, dass unsere Steuergelder in das vermurkste Bahnprojekt fließen, wir wollen das auch in Baden nicht zulassen,

    Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Und in einer Republik gehe ich deshalb wählen und wähle Vertreter, die meine politischen Ansichten bestmöglich vertreten.

    Bei der vergangenen Landtagswahl wählten knapp 25 % der Wähler Vertreter in den Landtag, die gegen die Fortführung von S21 eintreten. Etwas mehr als 75 % der Wähler wählten jedoch Vertreter in den Landtag, die für die Fortführung von S21 eintreten.

    Ich werde mich zwar weiterhin gegen S21 aussprechen, weil ich nicht einsehe, daß mein Eigentum (Steuern) erst mit Gewalt genommen und dann für solche Dinge ausgegeben wird. jedoch teilt eben leider nur eine Minderheit der Wähler meine Ansicht. Ich werde deshalb selbstverständlich meine Ansichten niemandem mit Gewalt aufzwingen oder andere an der Ausübung ihrer Rechte hindern. Genau das taten und tun die Blockierer. Wie sehr sie damit nicht nur der Republik und der Freiheit, sondern auch der Sache schaden, sieht man an der stetigen Zunahme der Zustimmung für S21 – wie es alle repräsentativen Umfragen belegen.

    Schlechtere Kämpfer gegen den Mißbrauch unserer Steuergelder hätte´man kaum finden können. Aber fast vergaß ich es – diesen „Kämpfern“ ging es ja noch nie um die Einsparung von Steuergeldern. Ganz im Gegenteil – sie wollen sie nur selbst ausgeben.

    • Tremmer sagt:

      …was ist denn das für eine spinnige hinterwäldlerische Beobachtung?

    • Jäger sagt:

      Ach was?!

      „Schlechte Kämpfer, die anderen mit „Gewalt“ etwas aufzwingen, etc. …“

      1.) Ich glaube nicht, dass Du wirklich komplex gedacht und dann geurteilt hast.

      2.) Mach einen Vorschlag, wie „WIR“ es besser machen können. Ich würde sehr gerne mal endlcih wieder ganz normal mein Geschäft machen und mich weiterhin auf anderem Weg um Schadensvermeidung und eine wahrhaft besser „Umwelt“ kümmern.

      Deine Antwort sollte bitte möglichst an ALLE gerichtet sein, damit auch alle etwas davon haben.

      Danke und gute Nacht!

      • Beobachter sagt:

        Wir wir es besser machen können? Ganz einfach:

        Wir tun friedlich und vor allem ohne andere in ihren Rechten zu verletzen (also keine Bloackaden) unsere Meinung kund. Öffentlichkeitsarbeit aber auch mediale Präsenz (wo möglich) und Demonstrationen gehören dazu. Friedliche Demonstrationen (das heißt ohne auf Zivilpolizisten loszugehen), die für unsere Sache werben (also keine Blockaden) und bei den Bürgern für Sympathie werben (warum muß man mit seinen Demos dann den Berufsverkehr blockieren, wo es genügend Ausweichorte gibt, an denen man niemanden behindert).

        Und in einer Republik treffen unsere Vertreter für uns politische Entscheidungen. Diese Vertreter wählen wir alle selbst. Wenn uns nicht gefällt, was sie tun, dann wählen wir bei der nächsten Wahl andere oder stellen und selbst zur Wahl. Ich habe beides bereits getan. Wenn aber nicht einmal 25 % der Wähler Vertreter wählen, die unser Anliegen teilen, dann kann ich nicht so tun, als würde ich die große Mehrheit des Volkes repräsentieren. Das tue ich schlicht und ergreifend nicht. Ich repräsentiere eine Minderheit. Also muß ich Überzeugungsarbeit leisten. Und durch Rechtsbrüche und die Behinderung des Berufsverkehrs wurde bisher noch niemand überzeugt.

        Und noch eine persönliche Anmerkung: Wenn mir jemand helfen will, wenn ich ausgeraubt werde, dann freue ich mich natürlich über diese Hilfe. Wenn aber jemand nur den Räuber vertreiben will, um mich dann selbst auszurauben, dann ist er nicht besser als der Räuber, den er vertreibt.

        Ich war von Anfang an gegen S21, weil hier uns allen mit Gewalt unser Eigentum in Höhe von €4-8 Mrd. geraubt und für so etwas Sinnloses ausgegeben wird. Diese Anti-S21-Bewegung will aber nicht etwa uns Bürger vor diesem Raub schützen – was ich sofort unterstützen würde – sondern will die Beute nur selbst verteilen. Und für eine solche Bewegung sollen die Bürger Sympathie entwickeln?

    • S21-Nein-Danke sagt:

      Weißt du, was wirklich das Problem dieser Demokratie ist? Das andersdenkende und legitim -handelnde Ruck-Zuck von den ach so „Der Herrgott ist über S21-Gebetsbrüdern“ in die Kriminellenecke geschoben werden (ich rede hier von den 99,99% sich an das Versammlungsrecht haltende Demonstranten!), weil man „Ruhe“ haben will. Hey, was glaubst du wohl, wie ruhig „ihr“ es alle haben werdet, wenn das Teil doch gebaut wird? Stau ohne Ende – nicht nur 1 x wöchentlich für ein paar Minuten , Lärm, Gestank und Erschütterungen ohne Ende, KEIN Park mehr, mal sehen, wie der Stuttgarter Schweizer Käse zusammen bricht, wie das Mineralwasser versaut wird, mal sehen, wieviel Anhydrit sich so ausbreiten wird usw. usw. – Lieber jetzt legitim laut und unbequem sein, solange es noch möglich ist, wenn erstmal gebaut wird, ist es zu spät und dann werdet „ihr“ genauso mit den Konsequenzen zu leben und sie zu zahlen haben, wie „wir“. FÜR den Ausstieg – OBEN BLEIBEN!

      • S21-Nein-Danke sagt:

        bevor noch das Totschlagargument kommt: aber wir bekommen doch einen viel größeren: Wann denn? Und zu was für einem Preis? Bevor auf dem alten Bahngelände etwas anderes gemacht werden kann, muss der Boden großvolumig saniert werden – diese Kosten werden natürlich unter der Decke gehalten und tauchen trotz durch die Bahn verursacht nirgends auf!

  2. Pingback: Rückblick: Baden-Blockade am 27.09.2011 | Baden unterstützt: Oben bleiben! Kein Stuttgart 21!

  3. Peter Illert sagt:

    Schon wieder diese Diskussion. Es wäre gut, wenn sie immer an einem konkreten Sachverhalt geführt wird. Zumindest im Gericht – wo ich bald auch sitzen werde- wird das verlangt, hier sollte es auch so sein. Die Baden-Blockade ist doch ein gutes Beispiel, wie unterschiedliche Ansätze und Positionen erfolgreich verbunden werden können. Die Thematisierung der Rolle Badens bei S 21 auf der Blockadeaktion nutzt der Stuttgart-fernen Mobilisierung für die Volksabstimmung. Die Solidarisierung von Leuten aus Baden mit der Frühstücksblockadegruppe unterstützt die Verhinderung einer platten Kriminalisierung und auch Spaltung der Aktiven und unterstreicht unseren Standpunkt, keine vollendeten Tatsachen zu akzeptieren. Das nutzt sowohl den BlockiererInnen als auch den LegalistInnen. Nicht zu vergessen: Im Sommer letzten Jahres ist es bei den Spontandemos und bei den Blockaden zu einer gewissen Selbst-Mündigkeitserklärung einer grossen Zahl „normaler“ BürgerInnen und Bürger gekommen. Die waren bereit, Regeln und bestimmte Gesetze der öffentlichen Ordnung zu überschreiten. Wenn das nicht passiert wäre, bräuchten und könnten wir heute über das Thema S 21 gar nicht mehr diskutieren.

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