Baustelle – betreten verboten!

"Frühstück am Bauzaun", beobachtet von Petra Brixel

Rund 30 Protestler gegen S21 waren es heute Morgen, die sich um 6.30 Uhr am Eingang zum stillgelegten Grundwassermanagement trafen und ihre Kundgebung mit den Worten begannen „Die Erde ist eine Scheibe und Stuttgart 21 ist kein Murks“. Natürlich war das ironisch gemeint, denn am Tag zuvor hatte nur ein einziger herabgefallener Stein aus dem Mauerwerk am Gleis 16 bewirkt, dass dort eine Stütze des Bahnsteigdachs abbrach und das Dach sich daraufhin senkte. Bis die Statiker untersucht haben, wie es nun weitergeht, sind die Gleise 15 und 16 gesperrt und die Abbrucharbeiten am Südflügel ruhen. So konnten sich die Demonstranten auf das GWM konzentrieren, wo lt. Gerichtsbeschluss eigentlich nicht gebaut werden darf, wo aber nach wie vor morgens Angestellte der Wasserbaufirma auf das Firmengelände fahren (wollen) und heute auf Grund der Kundgebung vor dem Tor ihre Autos dort stehen lassen mussten, um nun zu Fuß an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Dass sie dort arbeiten, unterstellen ihnen natürlich nur die S21-Gegner. Die Polizei war ab 7.00 Uhr mit fünf Fahrzeugen vor Ort, es kam aber weder zu einer Räumung noch zu einem Platzverweis.
Die Bestätigung, dass dieses "Frühstück am Bauzaun" nach wie vor sinnvoll und wichtig ist, kam auch von der Straße, denn immer wieder wurden die Demonstranten von vorbeifahrenden Autos durch beifälliges Hupen und zustimmende Handzeichen unterstützt. Ein umfangreich diskutiertes Thema am Tor  war das bevorstehende Treffen des Lenkungskreises, bei dem sich am kommenden Freitag, 23. März, Vertreter von Land, Stadt und Bahn zusammensetzen (Kundgebung dazu siehe Kasten oben). Die Kosten- und Risikobewertung steht hierbei im Vordergrund. Wird die Bahn schon diesmal das Kaninchen aus dem Hut zaubern und zur Überraschung aller den Finanzrahmen sprengen, d.h. endlich zugeben, dass 4,526 Mrd. Euro für das Projekt nicht zu halten sind? Oder wird sie weiterhin mit Tricksereien die vielen gutgläubigen Bürger und die Baden-Württembergische Regierung zum Narren halten? „Nomen est omen“, sagte ein Demonstrant und meinte damit den begründeten Verdacht, dass ein Machtkonsortium von Politik, Geld und Bahn das Projekt S21 am Allgemeinwohl vorbeilenkt. Umlenken, ablenken, … auf jeden Fall wird in ein Milliardenloch und in den Tunnel gelenkt, den keiner in der Bewegung gegen S21 haben will.
Am kommenden Freitag ist zu befürchten – und viele sind sich hier bereits sicher - , dass Lenken einfach nur bedeutet, der Stuttgarter und Baden-Württembergischen Bevölkerung weitere Betrugs- und Lügengeschichten zuzumuten. Auch die grüne Regierung ist mit dem Tunnelblick gesegnet, da sie immer noch meint, die Politik- und Politikerverdrossenheit bezöge sich auf alle anderen Parteien, nur nicht auf die mit dem Heiligenschein. Inzwischen sind viele Bürger in der Realität angekommen und der Widerstand gegen S21 wird fortgeführt, so zum Beispiel mit dem "Frühstück am Bauzaun", jeden Dienstag um 6.30 Uhr. Die heutige Demonstration mit der Forderung „Baustopp jetzt – wir wi(e)dersetzen uns“ hat das deutlich gemacht. Während am Südflügel ein von der Baufirma selbstgemachter Baustopp stattfand, konnten die Demonstranten am GWM durch ihre Präsenz aufzeigen, dass dort täglich sehr wohl Arbeiten verrichtet werden. Die ankommenden Fahrzeuge der Baufirma bewiesen es. Um 8.30 Uhr beendeten die Demonstranten ihre Versammlung.

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