Offener Brief von Peter Dübbers an Uni Stuttgart

OFFENER BRIEF an
Herrn Prof. Dr. Ing. Wolfram Ressel
Rektor der Universität Stuttgart
Keplerstr. 7
70174 Stuttgart

Ehrensenator Dr. Ruediger Grube (?)

Sehr geehrter Herr Professor Ressel,

in 3 Wochen - am 16.11.2012 - wird die Universität Stuttgart im Rahmen ihrer Jahresfeier 2012 die Ehrensenatorwürde an Herrn Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG verleihen.

Genau 60 Jahren zuvor - am 6.12.1952 - hat die Technische Hochschule Stuttgart, aus der die Universität Stuttgart hervorgegangen ist, den Architekten Prof. Dr. e.h. Paul Bonatz (1877-1956) anlässlich seines 75. Geburtstags zum Ehrenbürger ernannt (siehe Anhang).

Worin besteht nun der Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen?

Paul Bonatz hat von 1908 bis 1943 als bedeutender Architekturlehrer und durch seine beispielhaften Bauten die berühmte „Stuttgarter (Architektur-) Schule“ vor dem 2. Weltkrieg maßgeblich geprägt. Herausragend in seinem Lebenswerk und für die „Stuttgarter Schule“ war der zu Recht als Bau- und Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung anerkannte Stuttgarter Hauptbahnhof (1914-1928).
Rüdiger Grube ist als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG mitverantwortlich für die Teilzerstörung dieses Wahrzeichens Stuttgarts im Zuge der Vorbereitung für das Tiefbahnhofprojekt „Stuttgart 21“. Er hat das „Jahrhundertprojekt“ zwar nicht erfunden, steht aber eindeutig dahinter und hat die Gelegenheit zum Ausstieg über ehrliche Kosten 2009 bewusst verstreichen lassen. (Sein Vor-Vorgänger Johannes Ludewig war da mutiger!)

Als Enkel und Erbe von Paul Bonatz frage ich Sie:

Sind der Universität diese Fakten nicht bewusst, oder geht das „fundraising“ - die Drittmittelbeschaffung - allen skrupelbehafteten Bedenken vor?
Vielleicht sind die Aufträge der DB AG mit ihrer Monopolstellung für Ihr Institut für Eisenbahn- und Verkehrswesen tatsächlich überlebenswichtig (bis hin zu gelegentlichen Gefälligkeitsgutachten).
Rechtfertigen sie aber eine derartige, posthume Brüskierung eines wesentlich verdienteren, ehemaligen Mitglieds der Hochschulgemeinschaft?

Ich glaube nicht, dass Herr Grube die Ehrensenatorwürde zur Bedingung für weitere Zusammenarbeit der DB AG mit der Universität Stuttgart gemacht hat, sehe darin eher einen unnötigen, für mich äußerst befremdlichen Akt des vorauseilenden Gehorsams.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Dübbers

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13 Antworten zu Offener Brief von Peter Dübbers an Uni Stuttgart

  1. Lars sagt:

    In der aktuellen Auflistung

    ist Paul Bonatz allerdings nicht zu finden.

    Seit dem 01.09.1939 tobte der II. WK, so dass die Zeit bis 1943 m.E. nicht als Zeit vor dem II. WK bezeichnet werden kann.

    • Petra A sagt:

      Herr Lars, gutes Recherchieren war noch nie eine Stärke der S21-PROler!!!
      Universität Stuttgart: ….Zu den Ehrenbürgern zählten beispielsweise auch der Württembergische Justizminister, Innenminister und Staatspräsident Eugen Bolz (1881 bis 1945), der Architekturprofessor Paul Bonatz (1877 – 1956), der Industrielle Robert Bosch (1861 – 1942) oder der Theologe, Arzt und spätere Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer (1875 – 1965)… s. zB. HIER

  2. Als Anregung: Dieser skandalöse Vorgang, dass sich die Uni-Stuttgart auf diese Weise in den Dienst der S21-Mafia stellt, schreit nach einer Parkschützer-Mitmachaktion, die Uni Stuttgart müsste mit Protestschreiben überschüttet werden, die sich gegen die Verleigung des Dr hc an Grube wenden!
    Was meint ihr dazu?
    Viele Obenbleibgrüsse , Thomas

  3. Steffen sagt:

    Guter Brief. Wird aber leider nichts bringen.

  4. Toni sagt:

    Den Brief könnte man als Flyer an der Uni und in deren Mensa auslegen zu Informationszwecken!
    Auch ein Besuch der „Veranstaltung“ wäre angebracht…falls Publikum schauen darf…

  5. Marcel sagt:

    der Ruf der Uni Stuttgart sinkt ins Bodenlose.
    haha, Dr. h.c. Grube
    Besser: Dem Lügenbeutel Prof. Ullrich Martin, Direktor des Instituts für Eisenbahn- und Verkehrswesen, gehört der Professor entzogen und und die Verbannung von der Uni für betrügerisch wissenschaftlichen Unfug in der Beweisführung zur angeblichen Verdoppelung der Leistungskapazität von S21 gegenüber dem Kopfbahnhof.
    Der Eindruck entsteht die Uni Stuttgart prostituiert sich als über ihre Institute als Drittmittelbeschafferin
    Fazit: Mehr Geld für eine unabhängige Forschung und Lehre an den Universitäten.

    • Petra A sagt:

      Mehr zu dem Herrn Ullrich Martin HIER & HIER. Seine Unfähigkeit wird u.a. in diesem StN-Artikel zum Ausdruck gebracht:
      ….“Bekannte Engpässe wurden ausgeblendet“

      Als Nachweis hat die Bahn ein Gutachten des Stuttgarter Verkehrswissenschaftlers Professor Ullrich Martin vorgelegt und dieses nochmals ergänzt. Das Eba lässt an den Arbeiten kein gutes Haar: Die Leistungsuntersuchung und die ergänzende Betrachtung seien „nicht geeignet“ den geforderten Nachweis zu erbringen. Das angewandte Rechenmodell sei „zu allgemein, um die spezifische und grenzwertige Betriebssituation abzubilden“. Es sei, bemängelt die Kontrollbehörde weiter, „völlig unklar, auf Basis welcher Eingangsgrößen“ die Aussage zur Leistungsfähigkeit von dem Stuttgarter Uni-Institut getroffen worden sei. „Bekannte Engpässe “ seien „ausgeblendet“, nötige Pufferzeiten nicht berücksichtigt worden.

      Würde das Eba Schulnoten vergeben, hätte die Bahn für ihre Unterlagen wohl ein ungenügend erhalten… weiterlesen HIER

  6. Uwe sagt:

    man muss da ja nicht studieren

  7. Alexander sagt:

    Herr Grube wird nicht nur Ehrensenator. Er gibt auch gelegentlich Vorlesungen am Institut für Eisenbahn- und Verkehrswesen:
    HIER
    HIER
    HIER
    Damit schließt er sich in die Reihe derer, die im S21-Kontext an besagtem Institut lehren:
    HIER

  8. Petra A sagt:

    Grube wird auch mit der „Goldenen Victoria für Integration 2012“ ausgezeichnet.

    Mitglieder des Kuratoriums: Prof. Dr. Hubert Burda (Vorsitzender), Aydın Doğan, Liz Mohn und René Obermann.

    Bundeskanzlerin Merkel ist Schirmherrin der Stiftung.

    s. HIER

  9. Stephan sagt:

    Die Uni Stuttgart war sich auch nicht zu schade der Diktatoren-Gattin Suzanne Mubarak 2004 die sogenannte „Ehrenbürgerwürde“ zu verleihen s. HIER

  10. seriousguy47 sagt:

    „Smash It: Who Cares?“ titelt The New York Review of Books einen Beitrag, in dem Martin Filler sich mit dem Kultur-Vandalismus beschäftigt, dessen Opfer jetzt zum wiederholten Male auch Stuttgart geworden ist. Und Stuttgart21 wird dort ausführlich als aktuelles Beispiel für solchen Vandalismus beschrieben – und als Beispiel dafür, wie mächtig sich eine Bürgerbewegung dagegen erhebt.
    HIER
    Während also die Stuttgarter Provinz-Uni sich im Kultur-Vandalisten und Milliarden-Versenker Grube sich einen weiteren schrägen Vogel ins Nest holt, ist man sich jenseits von Provinz mit dem Stuttgarter Widerstand einig im Entsetzen über das, was faschistoide Spießer wie Dürr, Teufel, Heimerl, Grube, Schmiedel, Reißig usw. hier an Gewalt austoben.

  11. Fledermaus sagt:

    Aus dem „Handbuch für Selbstbetrüger“: „…und wer nicht mehr in den Spiegel zu sehen wagt, stille seine Eitelkeit an erkauften Loorbeeren“. Grubes Ernennung zum Ehrensenator ist eine bemerkenswert peinliche Anekdote.

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