Großprojekte: Grundsätzlich schlecht? Immer teurer?

Im Rahmen der zugegebenen Kostensteigerungen bei S21, aber auch bei der Elbphilharmonie und dem Berliner Flughafen heißt es immer wieder, dass solche Kostensteigerungen bei Großprojekten üblich, ja sogar system-immanent seien. Das sagen die, die sonst zugeben müssten, dass sie selbst bei Planung oder Aufsicht versagt haben. Journalisten und große Teile der Bevölkerung glauben solche Behauptungen gerne, denn Gegenbeispiele werden nie zitiert.

Wirklich nicht? Schaun wir mal in den schweizer "Blick" vom letzen Montag: "Flughafen-Debakel in Berlin: Liebe Deutsche, schaut mal, wie man so was baut!"

Da werden gleich mehrere Großprojekte in der Schweiz genannt, die planerisch, finanziell und terminlich erfolgreich abgeschlossen wurden. Wie kommt das, werden Sie sich jetzt fragen. Nein, es liegt nicht daran, dass der Blick (wie unsere BILD) gerne mal etwas übertreibt. Es liegt daran, dass in der Schweiz bei Bahnprojekten zuerst ein fahrplantechnisches Ziel vorgegeben wird (z.B. 30-Minuten-Takt zw. Zürich und Bern oder integraler 30-Min-Takt an allen Tagen bis 23 Uhr im Tessin). Erst, wenn dieses Ziel (und viele andere Ziele im gesamten schweizer Bahnnetz) definiert sind, schaut die SBB, was am Streckennetz und an den Geschwindigkeitsprofilen wie getan werden muss. In Deutschland baut man erst einmal ein paar Tunnel und Brücken und trickst dann auf dem Papier eine Rechtfertigung für die Fehlplanung irgendwie hin - und verkauft das als Fortschritt. Das augenfälligste Beispiel dafür hier in Stuttgart kennen wir zu genüge.

Aber nicht nur die Schweiz ist beim Bewältigen von Großprojekten besser als Deutschland, auch aus Spanien, Italien und Skandinavien gibt es Beispiele. Dies haben wir zum Anlass genommen, das Thema "erfolgreiche und sinnvolle Großprojekte" einmal bei einer der nächsten Montagsdemos zu thematisieren. Kirchenmusiker und Eisenbahn-Autodidakt Jürgen Schwab hat sich zu diesem Thema ein unglaubliches Detailwissen angearbeitet.

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