Zur heutigen Debatte im Stuttgarter Umwelt- und Technikausschuss zu den geplanten SSB-Baumaßnahmen im Zuge von Stuttgart 21
Der BUND Regionalverband kritisiert den Beginn der Bauarbeiten an der Heilbronner Straße in den nächsten Wochen, obwohl Stuttgart 21 vor unlösbaren Finanzierungsproblemen steht. Die SSB zieht sich auf die Haltung zurück, egal was kommt, wir bauen die Tunnels unter dem Kriegsberg trotzdem; die Bahn bzw. der Bund zahlen in Form von GVFG-Mitteln in jedem Falle.
„Es wäre wahrlich ein Schildbürgerstreich, sollte für ca. 80 Millionen Euro ein aufwendiges Stadtbahn-Tunnelbauwerk auf Vorrat gebaut werden, das bei einem Aus für Stuttgart 21 aber gar nicht mehr benötigt wird“, sagt Gerhard Pfeifer, BUND-Regionalgeschäftsführer. Pfeifer weiter: „Letztendlich geht es sowohl bei den Bahnmitteln, als auch bei den GVFG-Mittel um öffentliche Gelder, die an anderen Stellen für eine Verbesserung des ÖPNV fehlen.“
Das Argument von SSB-Vorstand Arnold, dass die U12 wegen der Kurvenradien durch das neue Europaviertel geführt werden muss, ist ein öffentliches Eingeständnis der SSB, dass man über die vielen Jahre der S21-Planungsgeschichte versäumt hat, einen Plan B zu entwickeln, der eine Ausschleifung aus der jetzigen Strecke zwischen Arnulf-Klett-Platz und Stadtbibliothek ermöglicht hätte.
Sollte Stuttgart 21 nicht kommen, ist eine Aufsiedelung des sog. A2-Geländes bzw. des Gleisvorfeldes nicht möglich. Somit entfällt schlicht der Bedarf für eine Stadtbahnerschließung, zumal die geplante Haltestelle Budapester Platz nicht in der Mitte des Europaviertels, sondern am Rande an der Ecke Wolframstraße/Nordbahnhofstraße liegt. Von daher könnte die U12 über die bisherige Trasse an der Friedhofstraße geführt werden, auch mit dem Vorteil, dass dadurch der Pragfriedhof gut angebunden bleibt, was bei der U12 durch das Europaviertel entfiele. Die meisten Orte des Viertels um die Stadtbibliothek sind sehr gut mit der bestehenden Haltestelle Stadtbibliothek, ehemals Türlenstraße, erschlossen, was man jetzt schon leibhaftig erproben kann.
Die SSB will laut Zeitplan im Juli 2013 mit dem Tunnelanschlag unterhalb der Heilbronner Straße beginnen. Aufgrund der großen Tiefe benötigt sie dazu das Grundwassermanagement. Da für die noch laufende siebte Planänderung zum Grundwassermanagement, aufgrund massiver Einwände, kaum eine Genehmigung erwartet werden kann, ist der Baubeginn auch wegen der bisherigen Erfahrungen von Verfahrenszeiträumen utopisch. Die SSB hat daher überhaupt keinen Druck und auch keine Handhabe mit der Baumaßnahme vorzupreschen, zumal die Bahn selber mit ihren Zeitplänen hoffnungslos im Verzug ist.
Hier ist Fritz Kuhn als neuer SSB-Aufsichtsratsvorsitzender gefordert.
Fragt doch mal die SSB, wie lange sie die permanente Baugrundvereisung um die Haltestelle Türlenstraße noch betreiben kann. Denn wenn diese Anlage ausfällt, säuft die Station ab.
Das dürfte der Grund für die Eile der SSB sein.