Stuttgart nach 21: Alternativen zum Mammutprojekt

Stuttgart 21 und kein Ende, oder doch? Viele können es nicht mehr hören, alle müssen es bezahlen. Nun aber ist die Diskussion erneut entbrannt. Wir möchten gerne die anderen Alternativen aufzeigen: "K21" etwa, oder ein neuer Fernbahnhof in Untertürkheim, oder einfach so bleiben im alten Bahnhof?
Eisenbahnromantik-Sendung vom Samstag, 23.2. | 16.45 Uhr | SWR Fernsehen

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4 Antworten zu Stuttgart nach 21: Alternativen zum Mammutprojekt

  1. Peter - es gibt nur den einen! sagt:

    Auf den Demos und auch bei der Mahnwache wird noch immer das Buch „Stuttgart und seine Eisenbahnen“ (von Andreas M. Räntsch“ verspendet. Ich kann jedem nur empfehlen sich dieses Buch sich zu Herzen zu nehmen – und man lese und staune, schon in den 40ern und 50ern des 19. Jahrhunderts (also 1848 – 1859) wurde im Stuttgarter Gemeinderat und im damaligen Landtag über den Bahnhof und die Trassen gestritten, teilweise bis die Fetzen flogen.

    Und auch, wenn es von königl. württemb. Staatseisenbahn immer wieder und wieder versucht wurde, ein Bahnhof in Cannstatt wurde mit zum Teil sehr guten Gründen, abgelehnt (weil schon damals die Aufgabe der Eisenbahn war, die Menschen und Waren in die Stadt Stuttgart hinein und nicht nur an deren Rand zu bringen). Ein Bahnhof in Cannstatt (oder wie im Film in Untertürckheim) hätte und würde diese Aufgabe nie bewältigt/en.

    Ich fahre täglich zweimal mit dem Fernverkehr durch Stuttgart hindurch – jeden Tag als Einziger von zuvor vollbesetzten Waggons. Jedes mal bin ich der Einzige der im Waggon bleibt, seit Jahren! Im letzten Jahr fuhr der Fernverkehr in Summe mehr als sechs Wochen über die Münster- resp. Schusterbahn von und zur Schnellfahrstrecke STGT-Mannheim. Und immer, wenn es nach zwei Tagen klar war, dass wieder mind. eine Woche kein Halt im Kopfbahnhof in Stuttgart erfolgen wird, waren die Fernzüge komplett leer, obwohl in Esslingen und Vaihingen a.d. Enz Anschlussmöglichkeiten für Fahrgäste von oder nach STGT eingerichtet worden waren – bis die DBAG dann mangels Nutzung den Anschluss über Vaihingen ganz aufgegeben hat. (Esslingen wurde auch nur für den sonst im Kopfbahnhof stattfindenden Lokführerwechsel beibehalten.)

    Sämtliche Pendler sind gezwungenermaßen soweit wie möglich außerhalb Stuttgarts über den Regionalverkehr oder, sofern möglich, über den ViehVransportStuttgart (VVS) ausgewichen, so dass der VVS schlussendlich zu einem Ölsardinen-Transport wurde. Und ich hatte immer ab Mittwoch Fahrten über die Schusterbahn (die übrigens regelmäßig 10 Minuten länger dauerten als sonst), in denen ich ab Plochingen oder Esslingen bis Bruchsal zwei, manchmal drei Waggons komplett für mich allein hatte – regelrechte Gespensterzüge.

    Zusammengefasst, die jetzt ins Spiel gebrachte SO21-Variante (Stuttgart-Ost21) ist eine Gespenster-Variante! Es wird sie schon aus den oben geschilderten Gründen nie geben. Aber noch viel mehr, weil

    – niemand je die Absicht hatte in Stuttgart einen funktionierenden oder gar besseren Bahnknoten zu errichten

    – in Stuttgart, im Land Baden-Württemberg und, so steht zu befürchten, sogar in ganz Europa ein Abweichen vom einmal formulierten Herrschaftsanspruch als Signal für eine grundsätzlich neue Politik (in Europa) verstanden werden würde/müsste – man denke z.B. an Florenz21.

    – das Ziel aller sog. 21er-Projekte und eben insbesondere des einzig übrig gebliebenen S21-Projektes immer nur war, eine möglichst umfassende Störung, Verhinderung oder am aller besten Zerstörung von öffentlichen (Personen- aber über Kanibalismus-Effekte eben auch des Schienen-Güter-) Verkehrs herbeizuführen.

    Und man schaue sich den Stuttgarter Eisenbahnknoten im Jahre 2013 an: Aus Sicht der DBAG, aus Sicht des Neoliberalismus, aus Sicht der Umverteilung von Unten nach Oben, aus Sicht des raubritternden Feudalismus‘ unserer Tage: Auftrag (fast schon) ausgeführt!

    Ich habe es auch an dieser (BAA-) Stelle schon öfters formuliert: es ging nie um die Errichtung irgend eines Werkes (und sei es eines Bahnhofs), es ging und geht nur um Zerstörung von öffentlicher Infrastruktur, und damit um Zerstörung von Öffentlichkeit! Es geht um Privatisierung.

    Noch ein kleiner Hinweis: „Privatisierung“ ist das Hauptwort zum Verb „privatisieren“ (so wie alle Ung-Wörter eine Substantivierung von Verben sind). Das Verb „privatisieren“ kommt aus dem lateinischen, vom lat. Verb „privare“. Dieses hat genau eine Übersetzung ins Deutsche: rauben. Damit ist die dt. Übersetzung von „Privatisierung“ wörtlich: „Raubung“.

    Darum geht es beim sog. S21, um Raub – und sonst um gar nichts!

    Wenn der Kopfbahnhof (samt Zulaufgleise) erst einmal ausreichend lahmgelegt oder zerstört ist (wann kommt das Dach?), werden die Pendler schon noch auf’s Auto umsteigen – mit entsprechenden Profiten bei unserer Super-HighTech-Autostau-Industrie, als Raub von a priori öffentlichem Volkseinkommen. Ebenso, wenn dann durch eine sog. Neubaustrecke Milliarden in der löchrigen Alb verbuddelt worden wäre und damit kein Geld für Güterverkehrswege auf der Schiene mehr zur Verfügung stünde – wie eigentlich schon jetzt. Es geht immer, und immer nur um den Raub an a priori (Brutto-Nationaleinkommen vulgo:) Volkseinkommen. Die Raubritter (lateinisiert: die Privatisierungsritter) sind unter uns! Der Feudalismus war und ist de facto nie beendet (worden) und zeigt mit S21 nur eine zynischen Neuerscheinung.

    Deswegen wird es nichts nützen nur S21 zu Fall zu bringen, weil das eigentliche Ziel (Verschwendung von öffentlichen Geldern die für wirkliche öffentliche (Verkehrs-) Infrastruktur gebraucht wurde und wird) schon beinahe vollständig erreicht wurde und der jetzige desolate Zustand für dieses Ziel sogar noch besser ist als ein – und sei es in 20 Jahren – scheinbar fertiggestelltes S21 es je erreichen könnte. Wenn das Merkel21 jetzt also scheinbar zwei weitere Milliarden raus rückt, dann nur um die Zerstörung soweit fort zu setzen, dass die Baden-Württemberger im Herbst und darüber hinaus nie wieder sog. Alternativen (ja, das waren die Grünen mal) wählen.

    Gegen Raubritter hilft – soviel zum Trost – nur Solidarität. Deswegen brauchen wir (ich auch!) die Montagsdemos! Deswegen brauchen wir die Samstagsdemos, deswegen brauchen wir die Parkschützer, die Blockadegruppe (ich vermag das nicht zu leisten), die Versorgergruppe wie die Luft zum Atmen. Wer wirklich über Alternativen zum sog. S21 nachdenken will, muss über die Abschaffung, die Überwindung des Obrigkeitsstaates, des Feudalismus wie er leibt und lebt, nachdenken. Wer statt dessen mit Suttgart-Ost21 (SO21) antwortet, glaubt noch immer an den Weihnachtsmann respektive die DB AG woll(t)e eine bessere Zukunft für den Schienenverkehr in Stuttgart. Das war nie ihr Auftrag und nie ihr Ziel!

    Ich danke, wenn ihr meinen Kommentar veröffentlicht und verbleibe

    mit dem solidarischen Gruß

    Oben bleiben!

    P.S. Ich habe erst mit S21 bzw. mit den besseren Alternativen angefangen, mir die Sendungen von Hagen von Ortloff anzuschauen. Auf eine gewisse Weise würde ich fast sagen, wenn einem manchmal im Zusammenhang mit S(chwachsinn)21 so richtig zum Kotzen ist, dann helfen nur noch seine Eisenbahnromantik genannten Sendungen. Schon die erste jedesmal neu gedrehte Sequenz, die immer im Rosensteinpark gefilmt wird, ist Balsam für unsere geschunden Seelen. Danke, Hagen von Ortloff!

  2. Hans- Jürgen Schroeder sagt:

    Leider Gottes ist es hierzulande inzwischen üblich geworden, daß bei relevanten Themen die Bevölkerung „nichts zu sagen hat“. Es wird über die Köpfe der Menschen hinweg einfach beschlossen was den „Großkopferten“ im Lande und der sie stützenden „Politik“ nütz-lich erscheint und die leider „willfährigen“ Medien spielen da einfach mit.
    Drei Beispiele gefällig?:
    Die EU- Verträge bedürfen anscheinend hierzulande keiner Zustimmung der Bevölkerung.
    Ebenso sieht es doch mit einer Verfassung für das „wiedervereinigte“ Deutschland aus!
    Bei „Stuttgart 21“ ist es wiederum so. Missliebige Unterlagen verschwinden reihenweise in der Versenkung um dann eine „Volksbefragung“ zu inszenieren, die in Wahrheit wertlos ist!
    So sieht sie inzwischen aus, die „marktkonforme Demokratie à la Merkel!
    Zynisch gesprochen müßte man all‘ den Befür-wortern von „Stuttgart 21“ wünschen, daß sie bei den befürchteten Tunnel- Fehlbohrungen allesamt „absaufen“!
    hjsbi

  3. Hans- Jürgen Schroeder sagt:

    Noch ein kleiner Nachtrag:
    Wenn dann in etlichen Jahren das Projekt
    „Stuttgart 21“ auf Kosten der Steuerzahler
    fertiggestellt sein wird, dann läßt sich
    sicherlich auch noch ein „Investor“ finden, der die DB. AG. zum „Schnäppchenpreis“ über-nehmen kann.
    Ich vermute mal, daß wird dann wohl der Dr. Michael Otto sein, eventuell zusammen mit einer Investorengruppe aus dem Kreis der
    „Großkopferten“ im Lande!
    So sieht „Vermögensbildung“ wirklich aus, allerdings nicht in „Arbeitnehmerhand“!
    hjsbi-nrw

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