Kommentar zu: Neubaustrecke Wendlingen-Ulm wird teurer

Die dpa meldete gestern: "Inflation verteuert ICE-Trasse". Dazu ein Kommentar von Dipl.-Ing. Frank Distel von den SPD-Mitgliedern gegen Stuttgart 21:

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man sich als Gegner dieses Wahnsinns diebisch freuen, wieder mal Recht behalten zu haben. Im Erfinden von Ausreden ist die Bahn – anders als bei ihren Planungen – sehr kreativ. Erst 2 Milliarden für die Neubaustrecke, seit 2010 dann 2,9 und jetzt 3,3 Milliarden. Die weitere Steigerung der Kostenkurve lässt sich leicht voraussehen; man muss das Ganze nur „Inflationsfortschreibung“ nennen. Seit wann haben wir über 4 % Inflation pro Jahr? Und warum rechnet die Bahn für die Preis- und Lohngleitklauseln sowie Inflation über die Bauzeit nicht von vornherein Steigerungsraten ein, die sich zumindest der Größenordnung nach voraussehen lassen? Dieses Versäumnis ist gelinde gesagt ein empörend verantwortungsloser Umgang mit öffentlichen Mitteln. Was lernen wir daraus? Die gleichen Steigerungsraten auf Stuttgart 21 angewandt, steigen die Kosten dort bis 2015 von jetzt 6,8 Milliarden auf dann ca. 7,7 Mrd. „inflationsbedingte Normalisierungskosten“. Man darf auf die nächsten Wortschöpfungen der Bahn gespannt sein.

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6 Antworten zu Kommentar zu: Neubaustrecke Wendlingen-Ulm wird teurer

  1. Friedrich sagt:

    Worin sollte denn ein Versäumnis liegen, wenn die Bahn mit dem Bund eine solche Berechnung vereinbart hat?

    So hat es doch den Vorteil, dass sich jeder schön aufregen kann und die Zeitungen etwas zu berichten haben.

    Eine Prognose über viele Jahre im Vorraus wäre übrigens wesentlich ungenauer.
    Welchen konkreten Einfluss sollte die Verfahrensweise aber auf die
    öffentlichen Mittel haben?

    Der Bund muss diese Kosten so oder so tragen.

    • K. Neumann sagt:

      Ob Bund oder Land ist sekundär. Es sind die öffentlichen Haushalte, die die Mehrkosten aber auch die Folgekosten bezahlen müssen und damit der, der für diese aufkommt: Sie und ich.

      Aber die Endkosten, die nach meinem Dafürhalten so bei 8-10 Milliarden für diese NBS landen werden sind ja nicht alles: 200-300 Millionen p. a. Erhaltungskosten in Folge über die gesamte Lebensdauer der NBS. Wahrscheinlich bei der Schwierigkeit des Karstes mehr. Gefährdung des gesamten Quellsystems am Albtrauf, weil auf der Strecke nach bahninternen Unterlagen Wasserdrücke von bis zu 10 bar abgeleitet werden müssen, um überhaupt den Tunnel bauen zu können. Der Blautopf, Wimsener Höhle und Lauter dürften auf der Gefährdungsliste ganz oben anstehen.

      In diesem Lochkäse mit noch unbekannten Höhlensystemen, die sich über mehrerer hundert Meter erstrecken können wie die Bärenhöhle und als solche nicht durch Probebohrungen vorher zu erkunden sind, kann es noch zu ganz anderen Überraschungen kommen als nur zum Versiegen von Quellen und Flüssen: da kann auch mal ein ganzes Gebirge in sich zusammenfallen und eine riesige Doline formen. Möglicher worst case. Warnendes Beispiel war der bei weitem weniger schwierige Karst zwischen Ingolstadt und Nürnberg: HIER

      In diesem Dokument heisst es auf S.56: „Am 13.5.2006 wurde die Strecke, die letztendlich 3,6 Milliarden Euro gekostet hatte, feierlich eröffnet. Hoffnungsfroh stimmte hierbei
      auch die Aussage von Bahnchef Mehdorn, dass
      man in Zukunft nicht mehr so blauäugig bauen werde.“

      Nun ja, die Zukunft dauert bei der Bahn eben nur weniger als ein Jahrzehnt und dann ist alles vergessen. Die Planungskosten locken eben als Geschäftsmodell. Und der Steuerzahler ist in der Pflicht. Es ist ja nicht das Geld der Politiker oder der Bahn, über das hier so leichtfertig verfügt wird und mit dem unsere Heimat zerstört werden soll.

      Erst die Stadt platt machen und dann die Landschaft, die zum Naherholungsgebiet des Ballungsraumes gehört. Für unbegrenztes Geld und für nur etwa 5 % der Reisenden, die ein paar Minuten Zeitvorteil haben und die dazu mit doppeltem Energiewaufwand zu dem jetzigen nach Ulm transportiert werden. Wir wollen nicht vergessen, dass Herr Palmer ausdrücklich immer für diesen Fortschritt war und es auch weiterhin ist.

  2. Friedrich sagt:

    P.S.

    Auch der Vergleich / Bezug auf S 21 geht ins Leere. Dort wurden die prognostizierten Inflationskosten nämlich berücksichtigt.

    M.E. sollte man sich also vor dem Posten solcher Kommentare schon mit den Fakten vertraut machen.

  3. Peter - es gibt nur den einen sagt:

    Es ist kein Bon Mot dass das ganze (S(wachsinn)21 funktioniert nur mit der sog. Neubaustrecke) Projekt mind. 21 Milliarden kosten wird:

    Die Stuttgartger Tunnelei wird schon nach DBAG-internen Schätzungen zw. elf bis 13 Milliarden kosten (wenn man realisitische 177 Mio pro Tunnelkilometer zugrunde legt und nicht die lächerlichen 98 Millionen/km), sagen wir also zwölf Milliarden für die Tunnelei samt Mineralwassergrube (manchmal auch Untergrundbahnhof genannt).

    Wenn man diese 177 Millionen/km auch bei der sog. Neubaustrecke zugrunde legt, wird schnell klar, dass die fehlenden neun Milliarden bis zur Erreichung der 21 Milliarden nicht reichen.

    Ach ja, die 177 Millionen/km sind der Durchschnitt der letzten 20 Jahre pro Tunnelkilometer bei (geologisch betrachtet) deutlich einfacheren Verhältnissen als in Stuttgart oder in der Alb.

    Der Grund warum die DBAG bislang mit 98 Millionen/km kalkuliert hat:

    – irgendwie muss man die Schein-Politik ja belügen, und

    – wenn man nicht lügen würde, käme womöglich das eine oder andere Verbrecherprojekt gar nicht erst ins Rollen.

    Dass Lügen kurze Beine haben sieht man an den scheinbaren Auftragnehmern der DBAG, nicht zuletzt die österreichische Alpine, die jetzt so schön Pleite gegangen ist; heute ja auch die deutsche Tochtergesellschaft.

  4. M.G.-B. sagt:

    Wieder so’n „Alternativ-Los“, das nur eine Niete ist. Und die AlternativLos-Mutti gewinnt angeblich in „den“ Umfragen weiter an Zustimmung. Dass solche Lose gewinnen MÜSSEN wir verhindern!

  5. HaJo sagt:

    Nicht nur Palmer war offiziell für die NBS – m.E. aber aus pragmatischen Gründen. Man wollte bei der Schlichtung nicht die danze Ulmer/Biberacher/Ravensburger Region gegen sich aufbringen, sondern einen begrenzten Feind zur Strecke bringen. Das ist leider nach hinten los gegangen. Ich bin mir sicher, dass klar denkende S21-Gegner keine Sekunde echte Sympathien für die NBS aufgebracht haben! Auch nicht Palmer. Aber so geht wohl Politik.

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