Rede von Werner Sauerborn, Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21, auf der 480. Montagsdemo am 9.9.2019

Liebe Montagsdemonstrant*innen,

wir feiern ja am 8. Oktober zehn Jahre Montagsdemo mit einer großen Veranstaltung im Theaterhaus mit dem Team der Anstalt. Zehn Jahre Volkshochschule unter freiem Himmel, zehn Jahre Infos zu Stuttgart 21, und da es dabei ja um mehr geht als um einen Bahnhof, ging es auf dieser Bühne auch immer viel um die damit zusammenhängende Politik, um Demokratie, um Verkehrspolitik, in letzter Zeit verstärkt um die uns allen brennende Klimafrage.

Politische Inhalte sind wichtiger als die Strukturen, in denen wir arbeiten und kämpfen, aber ab und an muss man auch über Strukturen reden. Deswegen geht es bei mir heute um das Aktionsbündnis, das sein Sprecherteam erweitert und neue Mitstreiter und Bündnispartner gewonnen hat.

Das AB ist ja nicht ein Zusammenschluss von Einzelnen, sondern von relevanten Gruppen, Initiativen, einer Partei und einem parteifreien Bündnis, die jeweils ein oder zwei Vertreter schicken, die idealerweise ihr Tun und Lassen in ihren Gruppen rückkoppeln – auch wenn das in manchen Gruppen natürlich nicht mehr so ideal läuft wie zu unseren Hochzeiten.

Zur Zeit im AB sind dabei…

  • Eisenhart von Loeper als Sprecher
  • Norbert Bongartz für die ArchitektInnen für K 21, als zweiter Sprecher
  • Barbara Weber für die Netzwerke21
  • Steffen Siegel und Frank Distel für die Schutzgemeinschaft Filder
  • Walter Kubach für die LINKE
  • Christine Pfisterer für SÖS
  • Hermann Schmid und Klaus Riedel für die SPD-Mitglieder gegen S21
  • Reinhard König und Heidemarie Hug für die Stuttgarter Stadtteilgruppen
  • Andi Kegreiss für das Expertenbündnis Bürgerbahn statt Börsenbahn
  • Klaus Behrendt für die Parkschützergruppe
  • Sidar Carman für DIDF (Aktivierung der Mitarbeit geplant)
  • Martin Poguntke für die Theologinnen und Theologen gegen S21
  • Werner Sauerborn für die GewerkschafterInnen gegen S21

Hinzugewonnen haben wir …

  • Martin Poguntke als dritten Sprecher neben Eisenhart und Norbert
  • Jenö Egan-Krieger für den Eisenbahnerstammtisch, zuvor Parkschützerrat
  • Doris Zilger für die Mahnwache
  • Ernst Delle für das Bündnis Rems-Murr für Kopfbahnhof Stuttgart
  • und Markus Mezger für den VCD Stuttgart…

… was insofern erfreulich und eine kleine Sensation ist, als der VCD ja mit dem BUND, ProBahn und Grünen damals das AB verlassen hatte. Näheres zu diesem Vorgang gleich im Forum 3.

Das AB ist sicher ein wichtiger Akteur in dieser Bürgerbewegung, aber beileibe nicht der einzige. Schlüsselrollen spielen namentlich die Mahnwache und das Demoteam und viele Gruppen, wie die Ingenieure, wikireal, die Senior*innen, die Gruppe „S21 ist überall“, die Capella und die Trommler*innen und viele mehr. Mit allen, ob im AB oder nicht, gibt es eine sehr kooperative und freundschaftliche Zusammenarbeit.

Das ist alles etwas unübersichtlich, woran man sieht, dass diese Strukturen der Bürgerbewegung gegen S21 nicht am Reißbrett oder in einer konstituierenden Versammlung entstanden, sondern über die Jahre organisch gewachsen sind.

Manchmal wird eingewandt, das könnte man doch übersichtlicher und straffer organisieren, sich damit Doppelarbeit ersparen. Ich glaube im Gegenteil: Gerade diese flexible, offene Struktur ist einer der Gründe, dass es uns nach so vielen Jahren noch gibt – und gemessen an vielen anderen Bürgerbewegungen – auch noch so stark und lebendig gibt.

Wolfgang Sternstein, der sein ganzes Leben in der Friedensbewegung und in Bürgerbewegungen gegen Atomkraft gekämpft, viel dazu geschrieben hat und sicher auch heute wieder unter uns ist, hat mal gesagt: wenn Bürgerbewegungen scheitern, dann meistens nicht an ihren Gegnern, sondern an sich selbst, an Streit und Spaltungen.

Vielleicht sind es gerade diese gewachsenen Strukturen, die uns vor diesem Schicksal bewahrt haben.

Streit gab‘s natürlich auch. Vor allem in der Phase zwischen Regierungsübernahme der Grünen bzw. der Volksabstimmung – und ihrem Ausscheiden aus dem Aktionsbündnis 2014. Da knallten öfter mal die Türen und einzelne verließen zornig die Sitzungen.

Den Abgang der Grünen würde ich nicht als Spaltung bezeichnen. Sie haben das Aktionsbündnis und die Bürgerbewegung verlassen, weil sie unser Ziel, S21 zu verhindern, nicht mehr teilen. Und seit dieser schmerzhafte und kräftezehrende Konflikt ausgestanden war, herrscht im Aktionsbündnis der „himmlische“ Friede.

Und das wird mit Martin, unserem dritten Sprecher und mit den neuen Bündnispartnern, vertreten durch Markus, Doris und Ernst, erst recht so weitergehen.

Näheres zu diesen Veränderungen können wir gleich im Forum 3 beim sogenannten bewegungsinternen Infoabend besprechen. Ansonsten stehen da – wie auch bei den Montagdemos – natürlich die inhaltlichen Dinge im Vordergrund.

Was das im Einzelnen ist, sagt Euch jetzt Michel...

Rede von Werner Sauerborn als pdf-Datei

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