Globaler Klimastreik

Rede von Ajla Salatović, Fridays for Future, auf der 703. Montagsdemo am 15.4.2024

Hey, ich bin Ajla, 22 Jahre alt und Aktivistin bei Fridays for Future.

Ich würde euch gerne eine Geschichte erzählen aus dem Jahr 2019: Stellt euch vor, ihr sitzt in eurem Haus und merkt auf einmal, dass ihr kein fließendes Wasser mehr habt, weil es euch abgestellt worden ist. Ihr hört Explosionen, laute Knalle. Ihr schaut verängstigt aus dem Fenster raus und seht die Polizei und Kohlebagger. Genau das passiert seither nämlich im Südwesten der Türkei.

Dort soll der Akbelen-Wald, zusammen mit den umliegenden Dörfern, abgeholzt und geräumt werden, um den dortigen Kohletagebau nochmal massiv zu vergrößern. Wir haben hier auf diesem Platz die Berichte von Aktiven vor Ort gehört, die um ihre Häuser, ihre Existenz und ihre Lebensgrundlage kämpfen. Und wir in Stuttgart stehen in besonderer Verantwortung den Menschen vor Ort gegenüber.

Ausgerechnet eine Bank, die zu 25% dem Land Baden-Württemberg – unter einer grün geführten Landesregierung – und zu 19% der Stadt Stuttgart gehört, finanziert den Kohleabbau des türkischen Energiekonzerns Limak im Akbelen-Wald.

Die LBBW wirbt auf ihrer Webseite mit der Finanzierung von Windkraft und Solaranlagen, aber finanziert gleichzeitig die Firma Limak, um die Kohlekraftwerke im türkischen Akbelen-Wald zu bauen und somit Menschenrechtsverletzungen voranzutreiben! Die LBBW profitiert und betreibt gleichzeitig verlogenes Greenwashing. Wir fordern ein sofortiges Ende aller Verträge, die fossile Energieträger finanzieren und ein Ende der Zerstörung von Lebensraum durch deutsche Konzerne.

Das war hier auf der Demo schon sehr früh Thema, als ihr das Projekt Tren Maya in Mexiko kritisiert und euch mit den Indigenen solidarisiert habt, die dabei vertrieben werden.

Dass heute Profite über dem Menschen stehen, wird auch schnell klar, wenn wir nach der Demokratischen Republik Kongo schauen: Ein Genozid, der vor den Augen der Menschen geschieht, während weggeschaut wird. Derzeit zirkulieren in den sozialen Medien grausige Fotos und Videos aus dem Kongo: verstümmelte Leichen im Gras, gefesselte Männer zusammengepfercht in einem Loch. Und warum das Ganze?

Die Demokratische Republik Kongo ist reich an Ressourcen wie Kobalt, Diamanten, Kupfer, Gold und Coltan. Coltan ist eines der begehrtesten Mineralien der Welt. Laut Schätzungen sollen sich etwa 60 Prozent der weltweiten Reserven im Osten der DR Kongo befinden. Coltan ist für die Herstellung von technischen Geräten wie Handys, Spielkonsolen oder Fernsehbildschirmen unverzichtbar. Die Gewinnung dieser Mineralien hat jedoch einen großen Haken: Die Coltan-Minen werden oft von militanten bewaffneten Gruppen kontrolliert.

Für die Gewinnung der Mineralien werden Zivilisten ausgebeutet : Sie werden mit Gewalt dazu gezwungen werden, in den Minen zu arbeiten.

Außerdem ist der Kongoregenwald der zweitgrößte tropische Regenwald der Welt, also ein riesiger CO2 Speicher, dort leben indigene Völker, und er ist auch für die Artenvielfalt unverzichtbar. Im Zentrum des Regenwaldes befindet sich das größte Moor der Welt. Beides soll zerstört werden, um das darunterliegende Öl zu fördern. Dadurch werden bis zur 12 Milliarden CO2 frei!

Shell und TotalEnergies beispielsweise, werden auch von der Deutschen Bank finanziert, um das Öl zu fördern.

Der Verlust dieses Regenwaldes und des Moores würde eine humane und ökologische Katastrophe bedeuten. Das darf nicht hingenommen werden, auch deshalb wird am Klimastreiktag am 19.4. demonstriert! Ein System, das auf rücksichtsloser Ausbeutung fossiler Energien und brutaler Unterdrückung beruht, gehört abgeschafft! Die Interessen von Mensch und Natur müssen im Mittelpunkt stehen, nicht die Profite von einigen wenigen und der Zwang zu endlosem Wachstum!

Die Staaten des Globalen Nordens haben durch den maßlosen Verbrauch fossiler Energieträger den Grundstein für die Klimakrise, Ausbeutung und Unterdrückung gelegt, und heizen diese auch heute noch drastisch an. Währenddessen sind es insbesondere die Länder des Globalen Südens, die am meisten unter der Klimakatastrophe, der Ausbeutung und Unterdrückung leiden.

Es ist die moralische Krise unserer Zeit, dass diejenigen, welche kaum dazu beigetragen haben, den höchsten Preis für unsere fossile Zerstörung zahlen müssen.

Für uns als FFF ist daher klar: Klimagerechtigkeit geht nur international, und das auch nur antifaschistisch und gemeinsam gegen Rechts. Denn die Klimakrise macht an keiner Grenze halt und Klimagerechtigkeit bedeutet globale Gerechtigkeit.

Wir alle wollen leben, gesund sein und ein sicheres Zuhause haben.

Die menschen- und flüchtlingsfeindlichen Parolen der AfD, aber auch der konservativen Parteien, sowie der immer mehr nach rechts rückenden Ampelregierung: Das schadet der Klima-Krisenbekämpfung und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt! Wir stehen dagegen für eine solidarische Gesellschaft, in der wir global füreinander Verantwortung übernehmen und gemeinsam die Klimakrise bewältigen.

Wir merken, es gibt noch so verdammt viele Stellschrauben. Hier bei uns in Stuttgart ist die größte der Verkehrssektor!

Wir brauchen dringend eine sozial gerechte Verkehrswende! Das bedeutet auch, dass es keine weiteren gigantischen Bauprojekte wie Stuttgart 21 geben darf, und weitere Neubauten, sei es eine neue Schleyer-Halle, ein Pfaffensteigtunnel oder neue Autobahnen, müssen gestoppt werden.

Vor nicht allzu langer Zeit hat die 700. Montagsdemo stattgefunden. Man hat die Verantwortlichen schon vor dem Bau von S21 gewarnt, während des Bauens, genau wie jetzt noch weiterhin. Und was merken wir? Dass all die Kritik sich bewahrheitet. Es werden aber weiterhin Millionen Tonnen CO2 in Kauf genommen – und das für einen nicht funktionierenden Bahnhof und in der Folge mehr PKW-Verkehr statt weniger!

So stehen wir hier gemeinsam für Klimagerechtigkeit: heute Abend auf dem Schlossplatz und am Freitag um 14 Uhr ebenso hier, denn da findet der globale Klimastreik von FFF statt!

Wir würden uns freuen, wenn wir uns also am Freitag, um 14 Uhr, wieder auf dem Klimastreik sehen würden ! Herzliche Einladung an alle!

Dankeschön, und gemeinsam oben bleiben!

Rede von Ajla Salatović als pdf-Datei

 

 

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