9 Jahre Mahnwache – Interview auf Radio Dreyeckland

Anhören: https://rdl.de/beitrag/3287-tage-mahnwache-9-jahre

'Rund um die Uhr für den Erhalt des Kopfbahnhofes: 3287 Tage - Mahnwache - 9 Jahre

Da steckt Gefühl dahinter. S21 ist noch nicht gebaut. Das Konzept S21 wankt. Die Mahnwache nicht. Doris Zilger und ihre Mitstreiter machen weiter, während die Bahn versucht ihr Konzept zu retten und es in Teilen aufgibt.'

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Von unheimlichen Löchern bei S21

Rede von Dr. Norbert Bongartz, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, auf der 474. Montagsdemo am 29.7.2019

Liebe angesichts der so vielen unerträglichen Falschheiten bei S21 mit-leidende und mit-zornige Freunde,

weil ich kein junger Hüpfer mehr bin, hab ich heute die Rolle eines Springers übernommen. Denn als letzte Woche ein Loch in der Besetzungsliste der ins Auge gefassten Hauptredner entstanden war, bin ich kurzfristig in dieses hinein gesprungen.

Damit bin ich schon beim Thema meines Vortrags angekommen: Bei den vielen Löchern, die den Weg von S21 säumen. Von denen gibt es sehr viele, die Stoff für weitere Reden abgeben könnten:

  • Da ist erst einmal das riesige Baustellen-Loch hinter dem Bahnhofsturm;
  • dazu kommt das nicht minder große Finanzloch, vor dem die Bahnmanager stehen;
  • dann gibt es die vielen aufgerissenen Löcher in den Versprechungen der Bahn und ihrer Projektpartner;
  • des Weiteren wird das Loch in der Terminplanung der Bauarbeiten von Jahr zu Jahr größer.
  • Und: der grob gestrickte Fahrplan der DB für den geplanten Tiefbahnhof hat sich – allen Beteuerungen zum Trotz – als so fadenscheinig oder löcherig erwiesen, dass die Planer auf den Kopfbahnhof, auf die oberirdischen Gleise nicht verzichten können.

Von all diesen Löchern will ich heute nicht – oder kaum – reden.

Heute will ich von den noch nicht sichtbaren, aber geplanten und demnächst entstehenden neuen Löchern im dem Teil des Bonatzbaus sprechen, der bislang von den üblen Verstümmelungen des Hauptbahnhofs verschont war.

Es geht mir heute um die geplanten Löcher im Boden der Großen Querhalle und die in der Bahnhofsfassade über der langen Pfeilerhalle, der so genannten „Arkade“ beabsichtigten Löcher.

Mittig über jeder der Pfeileröffnungen der Arkadenfront befindet sich eine auf den ersten Blick verhältnismäßig kleine rechteckige Fensteröffnung 1,30m breit und 1,70m hoch, mit einem zweiflügeligen, in je zwei mal vier Felder horizontal sprossierten Fenster.

Die von Architekt Ingenhoven entworfenen Pläne der Deutschen Bahn sehen an dieser Stelle einen zweistöckigen, um mehrere Meter zurückversetzten Hotel-Aufbau vor, was zur Folge haben wird, dass man hinter diesen Fensteröffnungen in den Himmel sehen wird.

Wir kennen offene Fensterlöcher von Bildern kriegszerstörter Gebäude oder von Burgruinen. Die Hotelpläne werden folglich zu einer Teil-Ruinierung der bislang noch intakten historischen Bahnhofsfassade führen. weiterlesen

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Soll auch der Abstellbahnhof von S21 unterirdisch werden?

Rede von Dr.-Ing. Hans-Jörg Jäkel, Ingenieure22, auf der 474. Montagsdemo am 29.7.2019

In diesen Tagen und Wochen hört und liest man ja viel von unterirdischen Bahnhöfen. Es gibt da nicht nur das Halbtiefschrägbahnhöfle als Durchgangsstation – auch S21 genannt – sondern jetzt hat das Verkehrsministerium doch tatsächlich einen unterirdischen Kopfbahnhof in die Diskussion gebracht. Dazu gibt es noch ein paar wichtige Anmerkungen im zweiten Teil der Rede.

Von einem unterirdischen Abstellbahnhof habt ihr aber sicher noch nichts gehört. Es gibt auch nicht die Absicht, in Untertürkheim in den Untergrund zu gehen, sondern das ist nur übertragen gemeint. Die Qualität der Planungen ist einfach nur „unterirdisch“. Dazu hatte ich vor zwei Monaten in meinem Beitrag auf der 465. Montagsdemo einige Details berichtet. Bis 12. Juni erfolgte die öffentliche Auslegung der Planunterlagen, aber sie stehen weiter bei den Planfeststellungsunterlagen des Regierungspräsidiums Stuttgart im Netz zur Verfügung.

Bis 12. August können noch schriftliche Einwendungen gegen die Planungen für den Abstellbahnhof in Untertürkheim beim RP Stuttgart eingereicht werden. Diese Möglichkeit sollten wir alle nutzen. Entweder man nimmt sich ein paar Punkte aus meinem Beitrag heraus (bei BAA steht der Text im Archiv) oder man nutzt den Mustereinspruch der Ingenieure22 – möglichst noch mit einem individuellen Einspruchsgrund ergänzt. Einige Punkte des unterirdisch schlecht geplanten Abstellbahnhofs möchte ich aber erneut aufzählen:

  • die große Entfernung zum Hauptbahnhof erfordert Zugfahrten statt Rangieren;
  • auf Wartungskapazitäten selbst für kleine Reparaturen soll verzichtet werden;
  • beim Bau der Zuführung aus Bad Cannstatt werden die S-Bahnen S1, S2 und S3 für mehrere Jahre unterbrochen bzw. behindert;
  • für die Zufahrt zum Stuttgarter Hafen sind keine ausreichenden Kapazitäten zur Abstellung von Güterzügen vorgesehen.

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Im Steigflug in die Klimakatastrophe

Rede von Steffen Siegel, Schutzgemeinschaft Filder / Aktionsbündnis gegen S21, auf der FFF-Demo am 26.7.2019 im Stuttgarter Flughafen

Ich danke euch; wie man leicht erkennt, bin ich längst über das Alter raus, wo ich noch die Schule schwänzte.

Inzwischen bin ich Vertreter der Bürgerinitiative „Schutzgemeinschaft Filder“. Wir gründeten uns vor 52 Jahren (1967) – damals, als irgendwelche Verrückten planten, die fruchtbare Filderebene mit einem Interkontinental-Großflughafen mit drei Startbahnen zu zerstören.

Wir konnten dies verhindern, aber die Zerstörungswut nahm dennoch ihren Lauf mit einer Riesenverlängerung der Startbahn, einer 4-6-8-spurigen Autobahn, mit einer Großmesse plus Frachtzentrum. Der Plan für den Bau einer 2. Startbahn konnte verhindert werden – doch dann kam Stuttgart 21…

Lasst mich die Dramatik der Klimaproblematik und insbesondere des Fliegens an Hand eines Gedankenspiels demonstrieren: Stellt euch die Erde als Kugel mit 10 Metern Durchmesser vor, umgeben von einer Lufthülle, der Atmosphäre, in der sich die meisten Klimaprozesse abspielen. Menschliches Leben ist in dieser Lufthülle ab ca. 6 km Höhe nicht mehr möglich. Das wären in unserem Modell etwa 5 mm.

Flugzeuge fliegen deutlich höher – bis 10 km Höhe – unter lebensfeindlichen Bedingungen. 10 km wären in unserem Modell etwa 8 mm.

Diese Lufthülle um unsere Erde ist also ein ganz dünnes, nur wenige Kilometer dickes Häutchen, das uns gegen das unendliche, unwirtliche Weltall schützt und durch das unser Leben auf der Erde erst ermöglicht wurde. In dieses empfindliche Häutchen blasen wir tagtäglich unvorstellbare Mengen von Gasen und Teilchen, die nicht der natürlichen Zusammensetzung der Luft entsprechen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis das Gleichgewicht in der Atmosphäre, das sich über Jahrmillionen ausgebildet hat, nachhaltig gestört wird. weiterlesen

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Die Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs

Rede von Hannes Rockenbauch, Stadtrat der Fraktionsgemeinschaft SÖS - LINKE - PLuS, auf der 473. Montagsdemo am 22.7.2019

Hallo Stuttgart-21-Widerstand seid ihr da, ja??? warum hör ich dann nichts? Ja, ich finde an Tagen wie diesen dürfen, nein müssen wir wieder lauter werden! Es sind diese Tage, die uns schon fast schmerzhaft klar machen, warum wir unermüdlichen Welt- und Stadtverbesserer nicht locker lassen dürfen, nicht leise sein dürfen, nicht einfach den Kopf in den Anhydrit stecken dürfen.

Es sind diese Tage, die klar machen, warum wir Montag für Montag demonstrieren müssen, warum wir Klage für Klage, Brief für Brief und Sitzung für Sitzung argumentieren müssen. Es sind die Tage, an denen uns die Wirklichkeit wieder mal Recht gibt. Weil die Kosten erneut explodieren, die Termine sich verschieben oder die Häuser Risse bekommen. Es sind die Tage, die belegen, dass wir auch mit der Leistungslüge von S21 Recht haben, aber kein Recht bekommen dürfen. Weil irgendjemand meint, der Käse sei gegessen oder die Katz sei den Baum nauf. Es sind aber auch Tage wie diese, Tage, die klar machen: unser Planet brennt!

Tage, an denen die streikenden SchülerInnen für Klimagerechtigkeit klar machen, dass nichts so bleiben darf wie es ist, wenn wir wollen, dass etwas bleiben soll, für das es sich lohnt zu leben.

Es sind aber auch die Tage, in denen die Politik voller Hektik versucht, ihr Gesicht zu wahren und ihr Versagen mit Aktionsplänen kaschiert. Auf einmal ist Geld da fürs Klima, aber nachdenken und umsteigen will niemand – besonders, wenn es um den Bahnhof in Stuttgart geht. Es sind Tage, an denn offensichtlich wird, dass die Tunnelparteien nichts verstanden haben und nichts verstehen wollen. weiterlesen

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Video der 473. Montagsdemo vom 22.7.2019

Danke an Parkschützer doppelmeter fürs Mitfilmen!

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Die 476. Montagsdemo am 12.08.2019

Die 476. Montagsdemo findet am 12. August 2019 ab 18 Uhr auf dem Schlossplatz in Stuttgart statt. Ab 18.40 Uhr beginnt der Demozug, ausgehend vom Schlossplatz über die Königstraße (rechte Seite der Baumallee) in Richtung Arnulf-Klett-Passage, weiter geradeaus über die Schillerstraße, dann nach rechts bis vor die Kleine Schalterhalle. Dort endet die Demonstration mit dem Schwabenstreich.

Redner:

  • Dr. Hermann Biehler, Vorsitzender des Rosenheimer Forums für Städtebau und Umweltfragen e.V.; "Die geplante zweigleisige Neubaustrecke im Inntal"

Motto: "Raus aus der Grube"
Musik: Gerd Schinkel; Liedermacher, Autor und Sänger aus Köln
Moderation: Jürgen Horan, Kernen 21

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Klima – Umwelt – Brasilien

Rede von Gerd Ratgeb, Leiter des Projekts POEMA („Armut und Umwelt in Amazonien“), auf der 473. Montagsdemo am 22.7.2019

Als ich vor fünf Jahren hier gesprochen habe, ging es um die Probleme bei Großprojekten weltweit. Hier natürlich um S21 und in Brasilien u.a. um das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt Belo Monte im Amazonasgebiet.

Es waren und sind Projekte, die nicht demokratisch legitimiert sind und weder ökologischen noch ökonomischen Mindeststandards entsprechen. Nicht die Menschen im Land haben davon profitiert, sondern Interessengruppen wie Banken, Baufirmen und viele korrupte Politiker. Es sind bekannte Seilschaften, die solche Projekte auf den Weg bringen und sie wissentlich mit falschen Zahlen politisch durchsetzen. Weder bringt das Kraftwerk Belo Monte die versprochene Leistung, noch leistet der Stuttgarter Tiefbahnhof die angekündigte Zahl an Zugbewegungen, und dies alles bei Kostensteigerungen ohne Ende. Schon längst müsste gegen die Treiber dieser Projekte ermittelt werden – wegen Untreue und Betrug!

Interessant und nicht zu verschweigen dabei ist, dass die Projekte in Brasilien und in Stuttgart von sozialdemokratischen Parteien forciert und letztlich mit durchgesetzt wurden. Wo ein klarer Blick in die Notwendigkeiten der Zukunft angebracht wäre, sehen sie in der Menge von Beton und in der Länge von Tunnels die Zukunftsfähigkeit des Landes. Diese Politik ist zwar beton-, aber nicht enkeltauglich. Und auch so mancher grüne Funktionsträger sollte sich schamhaft in den Tunneln verstecken, wenn unsere Enkel fragen: „Wie konnte denn der Kretschmann davon reden, dass der Käse gegessen ist? Er stinkt doch heute noch zum Himmel!“ weiterlesen

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Appell an den neuen Stuttgarter Gemeinderat: Klimanotstand! Stuttgart 21 stoppen!

Pressemitteilung des Aktionsbündnisses gegen S21 vom 23.7.2019

Appell an den neuen Stuttgarter Gemeinderat: Klimanotstand jetzt ausrufen! Innehalten bei Stuttgart 21!

Während täglich neue Hiobsmeldungen über klimabedingte Katastrophen über die Nachrichtenticker laufen und ein Hitzerekord nach dem anderen die Lebensbedingungen im Stuttgarter Kessel immer stärker bedrohen, veranstaltet die Stadt Wettbewerbe zum Zubauen der zentralen Frischluftschneise und will einen Flughafenbahnhof bauen und damit noch mehr CO2-emittierenden Flugverkehr ermöglichen. „Klimawandel ist jetzt“, so Bündnissprecher Dr. Norbert Bongartz, „und deshalb muss die Stadt den Klimanotstand jetzt ausrufen.

Das Aktionsbündnis unterstützt daher inhaltlich, und von ihrem Anbeginn auch aktiv, die Forderungen der jungen Klimaschutzbewegung und fordert in diesem Zusammenhang anlässlich der Eröffnungssitzung des neuen Gemeinderats am 25. Juli für Stuttgart 21 ein mindestens einjähriges Moratorium ...

  • bis bewiesen ist, dass S21 die allseits geforderte Verdoppelung der Fahrgastkapazitäten auch wirklich leisten kann,
  • bis bewiesen ist, dass der Deutschlandtakt (ITF) im Fern- und Regionalverkehr auch in Stuttgart garantiert werden kann,
  • bis sicher gestellt ist, dass die Gäubahnverbindung oberirdisch erhalten wird,
  • bis belegt ist, dass eine Klima- bzw. Umweltverträglichkeitsbilanz für den Weiterbau positiv ausfällt.

Während landauf landab Städte und Länder, auch mit konservativen Mehrheiten, den Klimanotstand erklären und damit ihre Entscheidungen und Vorhaben unter den Vorbehalt der Klimaverträglichkeit stellen, lehnt ausgerechnet unsere grün regierte Stadt diesen überfälligen Schritt ab. Grund dafür dürfte die Befürchtung sein, dass Stuttgart 21 bei einem Stresstest zur Klimaverträglichkeit mit Pauken und Trompeten durchfallen würde.

Das Aktionsbündnis setzt darauf, dass der neue Gemeinderat, in dem die alten S21-Parteien CDU, SPD u.a. deutlich geschwächt vertreten sind, das Klimathema endlich ernst nimmt und Probleme der Gesichtswahrung und längst widerlegte Überzeugungen hintanstellt. Nicht nur die Option Umstieg21, auch die Kombimodelle von BUND und Matthias Lieb / VCD erfordern ein Innehalten, eine klimapolitische Inventur von Stuttgart 21.

Das Aktionsbündnis gegen S21 fordert auf zur Teilnahmen an der

  • Kundgebung zur 1. Sitzung des neuen Stuttgarter Gemeinderats am Donnerstag, 25. Juli ab 14.15h (und um 17h) vor dem Rathaus und zu der
  • FridaysForFuture-Demo, diesmal am Flughafen, 26.7., 13h, Terminal 1, Ebene 4: “Im Steigflug in die Klimakatastrophe”. U.a. mit Steffen Siegel, Schutzgemeinschaft Filder (im Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21)
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Brasilianisches Tropenholz für S21-Baustelle

Gerade erst wurden alarmierende Daten zur Regenwald-Rodung in Brasilien publik: Die Abholzung des Regenwaldes hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Und was macht die Deutsche Bahn AG? Sie setzt auf brasilianisches Tropenholz für die S21-Baustelle in Feuerbach. 

Fotos: Ernest P.

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Stuttgarter Gemeinderat ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse zu Deutschlandtakt bei S21

Pressemitteilung des Aktionsbündnisses gegen S21 vom 18.7.2019

Gemeinderatsmehrheit ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse zu Deutschlandtakt bei S21

Raus aus der postfaktischen Filterblase!

Vor dem Hintergrund, dass Stuttgart 21 die größte klimapolitische Stellschraube der Stadt ist, kann der Umgang der Rathausmehrheit mit der neuen Faktenlage beim Thema Bahnhofskapazität nur noch als beschämend bezeichnet werden, so Bündnissprecher Dr. Eisenhart von Loeper. Offensichtlich sei die Dramatik der Klimaentwicklung bei den Verantwortlichen in Stuttgart noch nicht angekommen.

Ausgerechnet der Grüne Stadtrat Jochen Stopper war es, der mit seinem Eingangsstatement in der Sitzung des S21-Ausschusses am 16.Juni einen Beitrag des aus München angereisten Bahnexperten Dr. Christoph Engelhardt zum Thema Deutschlandtakt ablehnte. Engelhardt hatte in Verbund mit einer Reihe teils internationaler Bahnwissenschaftler in seinem Faktencheck-Portals WikiReal.org wochenlang die Zielfahrpläne der Bahn für S21 analysiert und war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Einführung des Deutschlandtakts, des bundesweit akzeptierten Schlüssels zur dringend gebotenen Aufwertung des Schienenverkehrs, bei Stuttgart 21 “absolut nicht fahrbar“ ist. Engelhardt schlussfolgert in seinem nicht gehaltenen Folienvortrag, dass der Tiefbahnhof weite Teile Baden-Württembergs vom Deutschland-Takt abhängen würde. Es ergäbe sich zwangsläufig ein ungeordneter „Kraut-und-Rüben-Fahrplan“ mit viel längeren Umsteigezeiten. „Wer etwa von Würzburg nach Zürich umsteigen wolle, muss 58 Minuten auf seinen Anschluss warten, bei Umstieg von Tübingen nach Karlsruhe sind es 21 bis 26 Minuten, von Straßburg/Freudenstadt nach Würzburg/ Nürnberg 37 bis 51 Min.“

Die Logik des Deutschlandtakts, im Fachjargon Integraler Taktfahrplan ITF genannt, ist die Gleichzeitigkeit der Ankünfte und Abfahrten von Fern- und Regionalzügen in einem Zeitfenster von ca. 12 Min, der sogenannten Knotenzeit, die kurze Umstiege ermöglicht. Dies erfordert eine Kapazität von mindesten 14 Gleisen zuzüglich Reservegleisen. Um diese mathematischen Unausweichlichkeit zu umgehen, stellt die DB den ITF einerseits als für S21 gar nicht erforderlich dar, andererseits praktiziert sie die seit dem Stresstest vertraute Strategie des manipulativen Hochrechnens der Kapazität von S21– etwa durch die Annahme völlig unrealistischer Gleis-Belegungsgrade von bis zu 100% (60% gelten bahnwissenschaftlich als absolutes Maximum) oder durch gar nicht zulässige Dreifachbelegungen der Bahnhofsgleise.

Von allem die Herren Kotz (CDU) und Körner (SPD), aber leider auch die Rathaus-Grünen, wollen von alledem lieber nichts wissen, spulen ihre altbekannten Sprechblasen und Ideologien runter und verharren, Klimawandel hin oder her, in ihrer „postfaktischen Filterblase“ (Engelhardt).

Einziger Lichtblick in diesem Trauerspiel ist der Vorstoß von Verkehrsminister Hermann, der immerhin einräumt, dass mit Stuttgart 21 die angestrebte Verdoppelung der Fahrgastzahlen nicht möglich ist. Aber auch er will die Gleise des Kopfbahnhofs abreißen, die mühelos den ITF und eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen ermöglichen würden und fordert stattdessen ergänzend zu S21 einen verkleinerten unterirdischen Kopfbahnhof, der weitere Kosten von vermutlich über 1 Mrd. € auslösen würde, die im Zweifelsfall Land und Stadt mit der Begründung „Verbesserung von S21“ übernehmen würden. Vor allem bedeute das eine erneute Betonorgie verbunden mit weiteren massiven CO2-Emissionen, so von Loeper.

Das Aktionsbündnis begrüßt, dass in der Sommerpause eine Arbeitsgruppe über das Problem ITF bei S21 beraten soll. Von Loeper: „Dabei müssen die Erkenntnisse der Bahnexpert*innen um Dr. Engelhardt und Prof. Wolfgang Hesse am besten durch deren Beteiligung an der Arbeitsgruppe Berücksichtigung finden. Von Verkehrsminister Hermann erwarten wir, dass er nicht weiter mit Halbwahrheiten und fragwürdigen taktischen Kompromissangeboten operiert, sondern die ganze Wahrheit als Voraussetzung für Lösungen in der Sache auf den Tisch bringt.“


Folienvortrag von Dr. Christoph Engelhardt als PDF-Datei

Video der Pressekonferenz der Fraktion SÖS-Linke-PluS mit Dr. Christoph Engelhardt:

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Die 473. Montagsdemo am 22.07.2019

Die 473. Montagsdemo findet am 22. Juli 2019 ab 18 Uhr auf dem Schlossplatz in Stuttgart statt. Ab 18.40 Uhr beginnt der Demozug, ausgehend vom Schlossplatz über die Königstraße (rechte Seite der Baumallee) in Richtung Arnulf-Klett-Passage, weiter nach links auf den Gehwegbereich vor der Mahnwache. Dort endet die Demonstration mit dem Schwabenstreich..

Redner:

  • Gerd Ratgeb, Leiter des Projekts POEMA „(Armut und Umwelt in. Amazonien“); "Umweltzerstörung am Beispiel Brasiliens"
  • Hannes Rockenbauch, Stadtrat der Fraktionsgemeinschaft SÖS - LINKE - PLuS; "Die Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs"

Motto: "Raus aus der Grube"
Musik: David Stützel, Obertonsinger, Stimmakrobat und Klangkünstler
Moderation: Stefan Notter, Parkschützer

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