Rede von Dr. Lutz Fähser, Leitender Forstdirektor i. R., auf der 598. Montagsdemo[1] am 31.1.2022
uten Tag liebe Stuttgarter und Stuttgarterinnen,
ich bin eingeladen worden, heute ein paar Minuten über Waldwirtschaft und Behandlung von Wäldern allgemein zu sprechen. Mein Name ist Lutz Fähser, ich bin pensionierter Forstdirektor aus Lübeck, ganz im Norden, habe aber aus meiner Ausbildung und über viele Freunde einen guten Kontakt zu Stuttgart. Die Stuttgarter Szene hat das Lübecker Modell – eine bestimmte Art der Natur angepassten Waldwirtschaft – entdeckt und hatte mich früher schon eingeladen, im Rahmen einer Bürgerinitiative die Dinge um den Stadtwald von Lübeck mit zu betrachten und mit zu diskutieren. Das hat dazu geführt, dass wir vor zwei Jahren eine Einladung bekamen, vor dem Ausschuss für Umwelt der Stadt Stuttgart zu referieren. Mit dem Erfolg, dass in Stuttgart nun ein Waldbeirat gegründet wurde, der über die Dinge dieses Waldes mit diskutierte, und dass eine ökologisch-soziale Zertifizierung nach dem Forest Stewardship Council (FSC) eingeführt wurde.
Insofern bin ich schon ein wenig vorbereitet, und ich bin heute gebeten worden, einmal darüber zu sprechen, wie die Verhältnisse in Lübeck, die ich gut kenne, und die Verhältnisse in Stuttgart, die ich ein wenig kenne, vielleicht miteinander vergleichbar sind, und was wir gegenseitig aus diesen verschiedenen Situationen lernen können.
Wenn wir uns die Gegebenheiten in Stuttgart und Lübeck im Vergleich ansehen, gibt es sehr viele Ähnlichkeiten. Die Höhe über normal Null ist natürlich unterschiedlich, Lübeck liegt nur 10 bis 90 Meter über dem Meeresspiegel, während Stuttgart auf 200 bis 500 Meter liegt. Die Niederschläge sind sehr ähnlich, nur etwas anders verteilt. In Stuttgart ist es im Sommer heißer. Die Flächengröße Lübecks ist doppelt so groß als in Stuttgart, aber Stuttgart ist groß genug für einen eigenen Wald. Der Vorrat an Holz – also an Biomasse, die auf der Fläche steht – ist allerdings in Lübeck etwas höher, mit 470 Kubikmetern pro Hektar gegenüber Stuttgart mit 350 Kubikmetern pro Hektar. Wir haben in beiden Flächen „natura 2000“-Schutzgebiete, und der Anteil der Laubwälder, also sagen wir mal der naturnahen Wälder, ist in Stuttgart und Lübeck mit ungefähr 80% fast gleich. Die Zertifizierung, also die neutrale Anerkennung von außen, hat in Stuttgart mit FSC begonnen, in Lübeck gibt es die Naturland- und auch die FSC-Zertifizierung schon seit 1997. weiterlesen →