Bericht vom „Frühstück am Bauzaun“

Ob die dienstägliche Aktion „Frühstück am Bauzaun“ oder „Blockade“ genannt wird, ist letztlich egal. Der regelmäßige Protest am Dienstagmorgen gehört jedoch zu den Aktionen gegen S21, die in den letzten zwei Jahren mit Leben gefüllt wurden. „Frühstück am Bauzaun“ besagt nach wie vor, dass sich Menschen, die sich gegen das Bauvorhaben S21 und die Zerstörung der Stuttgarter Innenstadt zur Wehr setzen, dies deutlich sichtbar zeigen. Sie versammeln sich seit zwei Jahren jeden Dienstagmorgen um 6:30 Uhr an der jeweils wichtigsten Baustelle. Zunächst war das am Nordflügel, dann am Grundwassermanagement, dann am Südflügel, dann am H7 und inzwischen am Nordausgang des Hauptbahnhofs. Bei großen Blockaden kommen die Versorger, ansonsten bringt jeder sein Frühstück selber mit. Der Begriff „Frühstück“ soll das Gemeinsame der Aktion herausstellen. Und das sind die Proteste, ist die Demonstration gegen das Unrecht, das in dieser Stadt geschieht.
Am vergangenen Dienstag hatten sich mehr als 100 S21-Gegner vor dem Bautor zum geplanten Technikgebäude an der Nordseite des Bahnhofs versammelt. Einen Monat zuvor waren es sogar 250 Protestierer gewesen. Sie alle sind empört, dass die Bauarbeiten weitergehen, obwohl das neue Planfeststellungsverfahren für die Entnahme der mehr als doppelten Wassermenge am Grundwassermanagement noch nicht begonnen hat. Die DemonstrantInnen forderten einen sofortigen Baustopp. Sie wollten ein Zeichen setzen gegen ein Großprojekt, das niemand braucht – außer den Spekulanten und Lobbyisten der Bau- und Immobilienbranche. Die Protestierenden fühlen sich als Teil des europäischen Widerstands gegen unsinnige Großprojekte. Hier Erikas Bericht vom vergangenen Dienstag: „Bei heißem Tee und Kaffee von den Versorgern, begleitet vom rhythmischen  Trommeln der Lokomotive, herrschte trotz kühler Morgentemperaturen gleich gute Stimmung unter den Protestierenden. Mit Transparenten, Bannern und Sitzkissen ausgerüstet hatten sich etwa 120 Menschen zur Frühstücksblockade eingefunden. Banner wie „Baustopp selber machen“, „Viel zerstört – nichts gewonnen“ und „Häußler weg! – Einstellung aller Verfahren gegen S21-Gegner“ bzw. „Baustopp sofort“ zierten den Zaun an der Baugrube zum geplanten Technikgebäude. Gegen 7:00 Uhr fuhren drei Polizeiwannen der Stuttgarter Polizei vor, gefolgt von zwei weiteren Wagen der Bundespolizei. Diese Fahrzeuge parkten vor der LBBW, die meisten Polizisten blieben jedoch in ihren Wagen sitzen. Erst als gegen 7:30 Uhr ein kleiner Bagger auf das Seitentor der Baugrube zufuhr und von einigen Blockierern aufgehalten wurde, verließen mehrere Polizisten ihre Fahrzeuge und filmten den Vorgang. Einer der Blockierer, der seine K21-Fahne wohl zu heftig vor der Kamera geschwungen hatte, erhielt einen sofortigen mündlichen Platzverweis. Zwischenzeitlich schleppten vier Bauarbeiter zwei große Gasflaschen aus einer Seitentür des Baugeländes und legten sie auf die Baggerschaufel, worauf sich der Bagger wieder entfernte. Um 7:50 Uhr wurde ein Transporter einer Betonbohrfirma an der Zufahrt zur Baustelle gehindert, um etwa 20 Minuten später unverrichteter Dinge wieder abzufahren. Entlang der Heilbronner Straße stellten sich Protestierende mit Bannern und K21-Schildern auf, um den vorbeifahrenden Berufsverkehr auf die Aktion aufmerksam zu machen. Andere Teilnehmer verteilten den Tunnelblick an Passanten. Für den Kameramann von Regio TV setzten wir uns gegen 9:00 Uhr zu einem letzten Gruppenfoto zusammen, bevor wir unsere Aktion um 9:30 Uhr offiziell auflösten.“

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