Presseerklärung: Sicherheit statt ‚Prinzip Stuttgart 21‘, Herr Ramsauer!

Parkschützer fordern Konsequenzen aus bekannten Mängeln

Stuttgart, 24. Juni 2013: Bei der heutigen 177. Montagsdemo gegen Stuttgart 21 spricht Matthias Ilg von den Ingenieuren22 zum Thema 'Staatsgeheimnis Fahrgastsicherheit – die Bahn schweigt zur Katzenbergtunnel-Übung': Am Beispiel der Katzenbergtunnel-Übung zeigt er, wie verantwortungslos die Bahn mit der Sicherheit ihrer Fahrgäste umgeht. Die Bahn hatte Ende 2012 im neu gebauten Katzenbergtunnel (Rheintalstrecke) eine Evakuierungsübung abgehalten – mit negativem Ergebnis, obwohl nur 300 'Reisende' zu evakuieren waren. Die Bahn schweigt bis heute über den konkreten Verlauf der Übung.

Der Katzenbergtunnel ist in Aufbau und Geometrie genauso angelegt, wie die S21-Tunnel geplant sind, mit dem einzigen Unterschied, dass die meisten der S21-Tunnel noch enger gebaut werden sollen.

Mit einer Postkartenaktion fordern die Parkschützer Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer auf, öffentlich zu machen, wie viele der zu rettenden Personen nach der kritischen Zeit von 15 Minuten noch im verrauchten Tunnel waren. Des Weiteren soll der verantwortliche Verkehrsminister Auskunft geben, wie lange die Evakuierung eines mit 2.000 Fahrgästen besetzten Doppelstockzuges dauern würde – und für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen – Ulm die Konsequenzen ziehen. Statt die desaströse Sicherheitsplanung der Bahn mitzutragen, muss er die gefährlichen S21-Tunnel verhindern.

„Wenn es in einem Tunnel brennt, haben Menschen etwa 15 Minuten Zeit, um aus diesem Tunnel zu fliehen“, sagt Matthias von Herrmann. „Wer in dieser Zeit nicht schafft, den verrauchten Tunnel zu verlassen, hat kaum Überlebenschancen; darin sind sich die Experten einig. Nach der Evakuierungsübung im neu gebauten Katzenbergtunnel weiß die Bahn ganz genau, wie viele Menschen zu Tode kämen, wenn es in einem der geplanten Tunnel zwischen Stuttgart 21 und Ulm brennt – aber statt die Konsequenzen zu ziehen und den gefährlichen Tunnelwahnsinn zu stoppen, weigert sich die Bahn, den Verlauf der Übung öffentlich zu machen. Das ist menschenverachtend und unverantwortlich! Der zuständige Bundesverkehrsminister muss das Sicherheitsfiasko Stuttgart 21 jetzt beenden! Peter Ramsauer darf nicht weiter nach dem 'Prinzip Stuttgart 21' den Kopf in den Sand stecken.“

Durchschnittlich brennt in Deutschland etwa einmal im Monat ein Zug. Ursache ist fast immer ein Motor oder eine Bremse, also ein technischer Defekt am Zug.

Sollte es auf der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm zu einem Feuer kommen, so wäre die jeweils nächstgelegene Ortsfeuerwehr für die Rettung von Reisenden und für die Brandbekämpfung zuständig, egal ob im Tunnel oder auf freier Strecke. Für die meist kleinen freiwilligen Feuerwehren entlang der Strecke ist es unzumutbar, ihre Mannschaft für eine gefährliche Bahn-Tunnelevakuierung auszubilden und die notwendige Infrastruktur dafür vorzuhalten. Sie können eine solche Aufgabe nicht stemmen.

Siehe auch die Rede von Werksfeuerwehrmann und Dipl.-Ing. Karsten vom Bruch bei der 149. Montagsdemo zum Thema Brandschutz.

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3 Antworten zu Presseerklärung: Sicherheit statt ‚Prinzip Stuttgart 21‘, Herr Ramsauer!

  1. peter grohmann sagt:

    „Die neue Bürgerrechtsbewegung im Taksim Gezi Park erinnert in vielem an die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21: Auch in Istanbul geht es um die Rodung eines Parks in der Innenstadt, um ein großes Immobilienprojekt, die Kommerzialisierung öffentlicher Flächen. Die hier entstandene neue Bürgerbewegung jenseits der traditionellen Strukturen geht – wie in Stuttgart – quer zu allen politischen Strömungen und sozialen Schichten. Hinter den Protesten aber steht in erster Linie eine neue und selbstbewusste Jugend, die berechtigte Angst um ihre Zukunft hat und ganz schlicht „mehr Demokratie“ fordert.“ Paul Schneidereit, Journalist, Istanbul, 14.Juni 2013

  2. Georg K. sagt:

    Hier ist ein Artikel, wo sich im wesentlichen Nicht-Bahner äußern. s. HIER
    Was bitteschön wird verschwiegen?

  3. Zur Anbindung der Neubaustrecke (Hauptbahnhof–Denkendorf–Wendlingen) waren Kosten von 1.065 Mio. DM (einschließlich 15 Prozent Planungskosten) vorgesehen.

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