Rede zum Neuen Jahr von Peter Grohmann auf der 352. Montagsdemo am 2.1.2017

Rede von Peter Grohmann, AnStifter, zum Neuen Jahr auf der 352. Montagsdemo am 2.1.2017

Hochgeschätzte Fangemeinde des öffentlichen Nahverkehrs, teure Freunde einer pünktlichen Bahn, liebe Mitstreiterinnen für das architektonische Wunderwerk eines besseren Kopfbahnhofs, Demokraten, Republikaner, Anhänger einer besseren Republik!

Falls Ihr es noch nicht wisst: Der Fortschritt steht hier! Hier stehen die Verfechter des besten Nahverkehrs, den es je gab, die Streiter für Geschichte, Erinnerung und Zukunft! Hier stehen die Kämpfer gegen die Veruntreuung öffentlicher Mittel, gegen die Haifische auf dem Wohnungsmarkt, hier stehen Menschen, die sich das Motto von Gustav Heinemann zu eigen gemacht haben:

Unruhe ist die erste Bürgerpflicht!

Da können wir es nicht dabei bewenden lassen, alle 5 Jahre unsere Stimmen abzugeben - dafür gibt’s weder Pfand noch Garderobenmarken. Deshalb müssen wir vor und nach und zwischen den Wahlen mit unseren Stimmen etwas Vernünftiges machen, und sei es nur, immer und immer wieder laut zu sein:

Wessen Stadt?
Wessen Geld?
Wessen Welt?

Nein, nicht die alte Stadt, die immer unbewohnbarer wird, nicht die europäische Hauptstadt des Feinstaubs, sondern die neubegrünte Stadt! Die Stadt des Umstiegs, die Stadt des ökologischen Bauens, die Stadt mit den grünen Parks, die Stadt mit den schnellen Bussen und Bahnen, die Stadt mit einem hellen, neu gestalteten Kopfbahnhof und schnellen Zügen, die Stadt, in der jeden Montag die Bürgerinnen und Bürger ihre Sorgen zu Markte tragen, die Stadt der politischen Kultur, des Widerstands!

Und wessen Geld?

Unser Geld – Geld, das sauer verdient wurde, Geld aus Steuergroschen,mit dem sorgsam umgegangen werden muss! Geld, dass nicht in unchristliche Bauwerke hineingepumpt wird, sondern in soziale Infrastruktur - in heitere Kindergärten und helle Schulen, in Abenteuerspielplätze und Jugendhäuser, Geld für Altenheime und sozial Benachteiligte!

Unser Geld! Geld für sozialen Wohnungsbau, Geld für die lebenswerte Stadt von morgen! Ja, genau deshalb stehen wir hier
- als AnStifter für das Stuttgart von morgen
- für Toleranz und Menschenfreundlichkeit!

Wir sind kritische Zeitgenossen, auch gegenüber uns selbst. Aber hüten wir uns davor, Andersdenkende auszugrenzen, zu zensieren, sie zu gängeln und unsere bescheidene Macht des Wortes zu nutzen und andere zu diffamieren!

Liebe Bürgerinnen und Bürger, die Fraktion der Sesselfurzer ist längst die größte geworden. Sie sitzt in überall quengelnd und quälend herum und ist keineswegs auf Parlamente geschränkt. Sie furzt in Bürgerinitiativen, Redaktionen, Amtsstuben oder kulturell: Natürlich politisch korrekt. Hüten wir uns vor politischer Engstirnigkeit und kleinlicher Rechthaberei - Aber bleiben wir dennoch scharf und deutlich gegenüber allen, die die Welt von heute und morgen nur für sich reserviert sehen wollen, scharf und deutlich gegen alle Formen des Nationalismus!

Wir sind solidarisch mit den Bürger- und Demokratiebewegungen überall auf der Welt, vom Susa-Tal bis Dakota und Istanbul, von Polen und Ungarn bis zum Berg Ararat, von den Wäldern Amazoniens bis an die Küsten Südafrikas.

Ihr, wir alle, als Teil dieser neuen Bürger- und Demokratiebewegungen, brauchen den langen Atem, die gegenseitige Achtung, die Solidarität im Kleinen und Großen.

Lernen wir, jeden Tag neu zu beginnen, immer und immer wieder im Kleinen anzufangen, Widerspruch einzulegen, das Maul aufzumachen und den Sesselfurzern Wind zu machen und die Sessel zu lüften, 2017. Glückauf dabei!

Nach den Möglichkeiten handeln, aber nicht ohne Sinn und Verstand! Im Neuen Jahr würde ich unsereins gern öfters auf den Straßen und Plätzen treffen, als Förderer, Abonnenten eines kritischen Journalismus, als querdenkende Diskussionsteilnehmer, als Wort- und Feuermelder, wo doch so viel gezündelt wird, als Musikanten und Demonstrantinnen auf allen Marktplätzen, auch vor den Waffenfabriken und Kasernentoren, als Kandidatinnen auf parteifreien und parteiischen Wahllisten, als engagierte Genossen in Genossenschaften, als Initiatoren von Bürgerinteressen, Leserbriefschreiber, als Ideengeberinnen für politische Praxis, als Leute, die auch mal Fünfe gerade sein lassen, als Mitstreiter, die sich irren können, als Zeitgenossen, die nicht vergessen, dass wir etwas Älteren den etwas Jüngeren eine Erbschaft von über zwei Billionen Euro Schulden hinterlassen, als Produzentinnen für eine bessere Welt, als Menschen, als Leute, denen auch mal der Kragen platzt, die wütend, zornig, sauer werden können, die Spaß am Leben haben und gemeinsam dafür sorgen, dass es so bleibt.

Oben bleiben muss Freude machen, sonst klappt es nicht. Glückauf dabei!

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