Rede von Dr. Winfried Wolf, Verkehrsexperte, Journalist und Herausgeber von ‚LunaPark21′, auf der 615. Montagsdemo am 13.6.2022
Am vergangenen Samstag, dem 11. Juni 2022, brachte die Stuttgarter Zeitung einen ganzseitigen Artikel mit der Überschrift: „Kommen im Zug noch alle mit? Bahnfahren hierzulande kann gerade billig sein. Ein Vergnügen ist es selten. Das System hat die Krise.“ Die Erwartungen bei diesem Artikel konnten kaum hoch genug sein. Hieß es dort doch beispielsweise: „Es geht“ – bei der Krise der Bahn – „um eine Art Kipppunkt, der nun erreicht scheint, ein Umkippen von Quantität in Qualität.“ Allerdings verbleibt der Artikel, trotz des ganzseitigen Formats, weitgehend im Allgemeinen. Der Autor beschwert sich über Unpünktlichkeit, darüber, dass „der ICE nach Hamburg statt auf Gleis 5 auf Gleis 7 abfährt“, dass es „statt eines ICE ein Interregio“ sei“ – ganz schön grotesk, wo doch diese Zuggattung 2002 definitiv abgeschafft wurde und nur in Baden-Württemberg der Zwitter „Interregio Express“ verkehrt. Weiter heißt es, dass dann dieser „Interregio statt nach Hamburg nach Homburg fährt“ – wobei es ebenfalls eher unwahrscheinlich ist, dass ein als IR verkehrender ICE anstelle in die Hansestadt an der Elbe nach Homburg im Saarland oder nach Bad Homburg im Hochtaunus rollt. Oder gibt es inzwischen Zugentführungen?
Doch beenden wir das kleinliche Meckern. Denn richtig ist: Es gibt diesen Kipppunkt – die Krise der Bahn implodiert förmlich. Das kann man an den folgenden Beispielen sehen: am Abbau von Infrastruktur – nicht zuletzt mit Stuttgart 21, bei der Gäubahn bzw. Panoramabahn. Und nicht zuletzt an dem Unglück in Buchrain, Bayern. weiterlesen







