Presseerklärung: Besorgniserregendes Sicherheitskonzept

Parkschützer zur 6. Faktenschlichtungsrunde zu Stuttgart 21

Stuttgart, 20. November 2010: Beim sechsten Gespräch zu Stuttgart 21 ging es heute um Geologie und Sicherheit. Die Runde wurde aufgrund von langwierigen Diskussionen über wichtige Themen um über zwei Stunden verlängert.

Quellen von Anhydrit

Als wesentlichen Punkt des Problems hielt der Geologe Sierig fest, dass der Prozess des Quellens von Anhydrit wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt sei (9:56 Uhr). Als Beispiel führte er u.a. den Engelbergtunnel bei Leonberg an (10 Uhr), der 100 Mio. Euro zusätzliche Kosten für nur 500 Meter Tunnellänge verursacht habe und immer noch problematische Querdrücke aufweise. Bislang seien erst 14 Tunnel im Gipskeuper gebaut worden, fügte Sierig hinzu, und lediglich bei zweien davon seien noch keine Probleme aufgetreten. Er veranschaulichte, dass die Probleme durch Quelldruck in der Regel 100-150 Jahre anhalten könnten.

Risikobeurteilung

Sehr interessant wurde es, als Palmer den Experten der Bahn, Prof. Wittke fragte: "Können Sie zu 100% ausschließen, dass es Wassereinbrüche geben kann?" Wittke bezeichnete diese Frage als nicht zulässig (10:39 Uhr). Als nächstes fragte Palmer: "Ist es richtig, dass die Mehrzahl der Tunnel [in Anhydrit] problematisch ist und kann man ausschließen, dass es bei S21 ähnlich wie beim Adlertunnel [neuester Problemtunnel, Schweiz] läuft (10:46 Uhr)?" Darauf Wittke: "Diese Frage kann man so nicht beantworten."

Barrierefreiheit

Als Behindertenbeauftragter des Fahrgastverbandes Pro Bahn merkte Drewes 14:38 Uhr an, dass der vorhandene Bahnhof über den Nordflügel ab dem Auto barrierefrei bis zum Zug zugänglich sei. Neben weiteren Unzulänglichkeiten sei dies beim neuen Tiefbahnhof nicht möglich. Drewes fasste das Konzept von S21 zusammen: "Der Tiefbahnhof ist aus Sicht behinderter Menschen überhaupt nicht tragbar." Diese Aussage kommentierte Geißler 14:46 Uhr mit den Worten: "Vielen Dank, das musste mal gesagt werden." Drewes und Geißler stimmten überein, dass dies bis 2030 ca. 30 % aller Fahrgäste betreffen würde, nämlich nicht nur Behinderte, sondern auch die immer älter werdende Bevölkerung und Mütter mit Kinderwagen.

Brandschutzausstattung

Zu Fragen der Sicherheit bei S21 erklärte Bahnexperte Berger (14:06 Uhr): "Die Züge, die hier fahren haben eine höhere Brandschutzausstattung als die Züge die normalerweise auf freier Strecke fahren." Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass neben dem Signalsystem und dem Tunnelquerschnitt (zweiter Tag der Schlichtung) nun auch die Brandschutzausrüstung die Tunnelstrecken von S21 für vorhandene Züge unbenutzbar macht.

Evakuierung im Brandfall

Ing. Heidemann legte 15:06 Uhr eine Fluchtwegsimulation für den neuen Tiefbahnhof vor nach der es 21 Minuten dauere, bis der Tiefbahnhof evakuiert sei. (Dies wurde von Bahnexperte Berger um 15:58 Uhr bestätigt für den Fall, dass eine Ebene nicht mehr nutzbar sei. Ansonsten dauere die Evakuierung 15 Minuten.) Im Anschluss (15:09 Uhr) legte Heidemann eine anerkannte Simulation zur Verrauchung des Tiefbahnhofs vor, nach der schon bei relativ kleiner Brandlast (50% der Bahnvorgabe) alle Ebenen innerhalb 10 Minuten komplett verraucht seien. Danach (15:19 Uhr) deckte Stocker weitere Probleme bei den Sicherheitsräumen der Tunnelstrecke auf, was von der Bahn mit Antworten auf Detailfragen dankend aufgegriffen wurde. Diese Zerstreuungstaktik der Bahn beantwortete Geißler wütend um 15:30 Uhr: "Es ist unglaublich, man muss schon sagen, Sie retten doch Ihren Bahnhof nicht dadurch, dass Sie jetzt meine Fragen nicht beantworten."

Hausaufgaben für die Bahn

Nach weiterem Hin und Her der Bahn zog Geißler 15:36 Uhr einen Schlussstrich: "Sie müssen in jedem Fall ein Sicherheitskonzept haben für den Worst Case und nicht nur für den Fall, dass der Rauch da hin geht, wo Sie das wollen. Dies bekommen Sie jetzt als Aufgabe von mir."

Rückfragen an Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, Tel. 0174-7497868 oder an Carola Eckstein, Tel. 01525-3684818 oder an Fritz Mielert, Tel. 0176-66681817
Presseerklärungen und Hintergrundinfos / Presseportal: www.parkschuetzer.org/presse
Internet: www.bei-abriss-aufstand.de und twitter.com/AbrissAufstand und www.parkschuetzer.org

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18 Antworten zu Presseerklärung: Besorgniserregendes Sicherheitskonzept

  1. S21-Nein-Danke sagt:

    Für mich ist klar, dass S21 „abgfäschbrd isch“ 😉 Das ist alles ein schlechter Witz

  2. Ursula Caesar sagt:

    Lieber Fritz!

    Vielen Dank für die viele Arbeit, die Du Dir für uns alle machst!
    Gruss, Ursula

  3. Heidrun Ritter sagt:

    Danke, Fritz, für Deine Protokollierungsarbeit und die Zusammenfassung.
    Wenn Geißler nur mehr Macht hätte, wäre der Tiefbahnnhof m.E. bald „beerdigt“.

  4. Tom203 sagt:

    Hallo?!?!?!?!, ich denke, die Übertragung ist nicht umsonst vorsichtshalber gekappt worden
    Gruss Tom

  5. Tom Görner sagt:

    Phoenix: 6-Setzen wegen „Zensur
    DB 6-Setzen wegen groben Konzeptfehlern.
    Alles nur ein Lügenpack. MAn sollte mal dringend auf den Not-Aus-Schalter hauen.

  6. Daniel sagt:

    Die Übertragung lief auf dem SWR Stream weiter. Hoffentlich kann jemand die Aufzeichnungen davon noch bei Youtube einstellen.
    Da ging es noch darum, ob Züge nun wegrollen können oder nicht, mit dem Ergebnis, dass sie zumindest theoretisch (Lokführer vergisst Festellbremse oder so etwas) ins Rollen kommen könnten und dann auch 30 Sekunden lang weiter rollen können. Ob das nun langt um rückwärts (Rückwärts werden die Signale nicht automatisch überwacht) übers Signal in den Weichenbereich zu rollen, wurde nicht so recht klar.
    Geisler hat der Bahn mehr oder weniger aufgetragen, das Problem nochmal genauer zu untersuchen und zu lösen.

  7. Peter Knopp sagt:

    Ich wundere mich, daß noch keiner sich über die Gefahren der ca. 20 gläsernen Lichtaugen in der frei zugänglichen Parkanlage, die ja auch gleichzeitig die Belüftung und bei einem Störungsfall ( Feuer ) den Rauchabzug gewährleisten sollen , Gedanken gemacht bzw. geäußert hat. Diese automatisierten Öffungsfallen ( ca. 100 bis 200 qm große Löcher im freibegehbaren Park ), öffnen und schließen sich ohne Vorwarnung automatisch.
    Der veranwortliche Architekt Ingenhofen hat mit keinem einzigen Wort von einer Nichtbegehbarkeit dieser “ Glupsch-Augen“ bzw. einer Absperrung dieser enormem Gefahrenquelle, die sich ja automatisch öffnet und schließen wird ( je nach Betriebszustand ) gesprochen.
    Auch wenn nun der Einwand kommen wird, welcher vernünftige Erwachsene wird sich auf ein offensichtliches Glasaugen-Dach stellen oder setzen , anworte ich:
    1. Es ist nicht jeder Erwachsene vernünftig ( siehe z.B. die S21 Befürworter) und
    2. Es geht hier eigentlich nicht um die vernünftigen Erwachsenen, sondern um die spielenden Kinder , die in den geplanten Tief-Bahnhof fallen könnten.
    Für die nicht Informierten: Der verantwortliche Betriebschutz -Beauftragte der Bahn sprach in der letzten Schlichtungssitzung am 20.11.2010 von einer automatischen Öffnung der Glas-Augen im Brandfalle zwecks Abzugsmöglichkeit der bis zu 1200 grad C heißen
    Rauchgasen.
    Dies bedeutet, daß im Umkreis der “ Glups-Augen“ von ca. 50 m alles abgesperrt werden müßte ( wegen dieser tödlichen Gefahren ), was natürlich wieder geheim gehalten worden ist, weil die Parkbesucher nicht vor Durchführung der Baumaßnahme von dieser zusätzlichen Verschandelung des Parkgeländes erfahren sollen.
    Auch die riesigen Rohrleitungen für das Grundwasser-Management bleiben nicht nur für die Bauzeit von 10 bis 15 Jahre, sondern darüber hinaus noch länger im Betrieb, weil man heute noch nicht weiß wie lange man das Grundwasser regulieren muß.
    Also die eigentliche Parkanlage im Bahnhofsbereich und darüber hinaus, ist total verschandelt und wird nie wieder ( auch wegen der noch vorgesehenen Großrodung der bis zu 200 Jahre alten Bäume ) nie wieder ihren wertvollen alten Zustand erreichen.

  8. Charles sagt:

    Danke Fritz!!

  9. Tom Görner sagt:

    @Peter Knopp
    Mir reicht diese ganze MistenamensS21. Sofort abbrechen!

    Oben bleiben!

  10. Elisabeth Beringer sagt:

    Wie die Bahn agiert und argumentiert, vertreibt nicht nur Herrn Geißler – den ich immer mehr schätzen lerne durch seine Moderation – die Geduld. Aber unerträglich ist das Verhalten von Tanja Gönner. Ihr Arbeitgeber sind die Bürger. Sie müsste auf der anderen Seite sitzen nach dem, was sie bei ihrem Amtsantritt geschworen hat. In jeder normalen Firma würde so jemand fliegen wegen grober Mißachtung der Interessen seines Arbeitgebers.

  11. Uwe sagt:

    Frau Gönner mit ihrem süffisanten Grinsen geht mir schon lange
    auf den Geist. Ihre Mimik sagt ganz klar aus was sie vom Bürger
    und seinen Sorgen hält. Auf gut schwäbisch, ihr hend doch koi Anung!!!
    Ihr kennet mache was ihr wellte, mir bauet obs eich passt oder ned.

  12. Zensurgegner sagt:

    Phoenix hat den gesamten Vortrag des Bahn-Sicherheitsfachmanns Berger auf Youtube wegzensiert. Zeit: 13:45 – 14:20 Uhr
    Warum?
    Könnte hier mal ein unabhängiger Bahnexperte 2 Aspekte analysieren:
    – Stimmt das alles, was gesagt wird? (Er redet z.B. von Oberleitungen. Gibt es die wirklich oder wird es Stromschienen geben? Oder sind die Stromschienen nur für die Neubaustrecke geplant?)
    – Ist das alles rechtlich zulässig, was laut Hr. Berger geplant ist? Zumindest bei den 1,5% Steigung scheint er nicht die Wahrheit zu sagen. Hier gibt es, soweit ich weiß, eine Ausnahmegenehmigung. Die zulässigen maximalen 2% scheinen von ihm frei erfunden zu sein.

    Man kann den Vortrag auf Flügel TV sehen:
    http://www.fluegel.tv/index.php?article_id=118
    Man sieht hier, dass auch Hr. Grube anwesend war.

    • Daniel sagt:

      Das Video von Phoenix gibt es hier http://www.youtube.com/watch?v=vrnGC1zKJ7c
      Ich kann nicht erkennen, dass da etwas zensiert worden wäre.
      Die Schlichtung ist da jetzt auch komplett verfügbar. Es gibt einen Teil 5a und 5b.
      Das mit den Stromschienen wurde bisher noch nicht angesprochen. Wenn das stimmt, wird es aber wohl um Deckenstromschienen gehen (http://de.wikipedia.org/wiki/Stromschiene#Deckenstromschienen). Diese gibt es wohl nur in Tunneln und erlauben eine niedrigere Höhe. Das Problem dabei scheint zu sein, dass diese noch nicht für 160km/h zugelassen sind.
      Ob diese vorgesehen sind und ob das ein Problem ist, weiß ich aber auch nicht.

  13. S21-Nein-Danke sagt:

    @ Peter Knopp

    wenn ich das bei der Schlichtung richtig gesehen habe, haben die Glasglotzbebbel irgendwie Drahtgitter drüber. Aber wenn es von einem Brand qualmt sind ja auch giftige Gase dabei, da möchte ich nix davon eingeatmet haben…

    Gestern Abend gab es in Ostfildern einen Infoabend zu S21 und die Auswirkungen auf die Fildern. Da käme mit S21 und der NBS einiges unnötiges und verqueres auf die Bürger zu. UND: der anwesende Experte erläuterte nochmals meinen Einwurf, dass das Gleisfeld als auch die Abstellgleise hochgradig verseucht sind, dass man das am besten alles nicht anfasst und wenn doch, dann muss das saniert und als Sondermüll entsorgt werden. Das wird wohl kaum in den Berechnungen der Bahn drin sein und wer will auf solchen Grundstücken bauen? Und wo soll dieser hochbelastete Sondermüll hin? Das kam bei den Schlichtungen noch nicht zur Sprache oder hab ich da was verpaßt?

  14. Uwe sagt:

    Sicherheitsdiskussion,
    von Stocker gut begonnen, dann aber nicht klar genug argumentiert.

    Zuerst kritisierte er, dass es zu wenig Fluchtwege, die beide Tunnelröhren verbinden, gibt; dass aber er und die Stadt schon eine Verdopplung erreicht haben (nach EU-Norm), die aber immer noch nicht reicht.
    Nun wurde von den Befürwortern argumentiert, dass Rauch zuerst in die Tunneldecke steigt und den Rettungsstollen nicht so schnell erreicht, wie die flüchtenden Passagiere. Wenn man das angreift, muss man ein Szenario durchspielen und zwar so, dass jeder mitkommt. Was das angeht hat Herr Dr. Kefer schließlich ziemlich deutlich geklärt – auch wenn uns das nicht passt. Genauso hätte aber auch unsere Seite eine Klärung andersherum landen können. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen bezahlten Experten und Politikern.

    Bei mir bleibt ein deutliches Unbehagen, dass man sich jede Menge Konstellationen vorstellen kann, unter denen in diesem Tunnellabyrinth Menschen an Rauchvergiftung sterben, weil man nicht das Geld aufbringen will, wenigstens alle 200m einen Notausgang zu bauen, weil es dann viel unwirtschaftlicher als K21 wäre.

  15. Joggl sagt:

    Anders gesagt: Gönners grenz debiles Grinsen erzeugt bei mir die wahnsinnige Lust diesem femininen Holzklotz mal dermassen kräftig [GEWALTFANTASIE ENTFERNT]. Alleine SIE ist schon ein Grund die CDU abzuwählen – auch ohne S21…

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