Presseerklärung: Stuttgart 21 gescheitert – Kopfbahnhof bleibt

Zeit für Konsequenzen, Herr Ramsauer!

Stuttgart, 28. Juli 2011: Mit einer ganztägigen Protestveranstaltung auf dem Marktplatz und in der Stadt wird der Widerstand gegen den Tunnelbahnhof Stuttgart 21 am Freitag auf die Absurdität der von Heiner Geißler inszenierten Stresstest-Präsentation hinweisen - laut und kreativ wie immer. Die Kabarettistin Christine Prayon, der Regisseur Volker Lösch und der Schauspieler Walter Sittler moderieren.

Der von der Bahn zugrunde gelegte Fahrplan erfüllt nicht eine der gesetzten Landesforderungen (sma-Audit PF10, S. 9, Absatz 4.6). Dieser Fahrplan wäre auch politisch nicht durchsetzbar, da er neben dem 3-Löwen-Takt in Baden-Württemberg auch den integralen Taktfahrplan 'Bayern-Takt' kaputt machen würde, den Bayern mit viel Engagement und großem Erfolg eingeführt hat. Die Bahn hat es nach 15 Jahren Planung und 8 Monaten 'Gnadenfrist' nicht geschafft, einen diskutablen Fahrplan und eine brauchbare Planung vorzulegen. Spätestens jetzt ist das Tunnelprojekt Stuttgart 21 endgültig gescheitert. Es ist an der Zeit, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die Konsequenzen zieht und für eine schnelle und realistische Sanierung des Bahnknotens Stuttgart sorgt, statt zuzusehen, wie die Bahn für immer mehr Geld vom Wolkenkuckucksheim redet und bestehende Infrastruktur derweil verwahrlosen lässt. Stuttgart braucht ein zeitgemäßes Stellwerk, kein Milliardengrab.

„Wie schon Ende November wird Geißler wieder alle möglichen Nachbesserungen – 'unabdingbare Verbesserungen' – von der Bahn fordern“, prophezeit Klaus Gebhard, Gründer der Parkschützer. „Nachdem S21 PLUS sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden ist, gibt es diesmal vielleicht S21 PLUS-PLUS. Heiner Geißler wird von guter Betriebsqualität sprechen, betonen, dass damit selbstverständlich verspätungsabbauend gemeint sei. Wie schon im November wird er erklären, wie wichtig die Sicherheit und barrierefreie Fluchtwege seien und die Bahn wird sich erneut einen Dreck darum scheren. Nach einer gewissen Karenzzeit wird Volker Kefer erklären, dass das alles nicht umsetzbar sei. Der eigentlich zuständige Bundesverkehrsminister wird all die vielen gut begründeten Argumente gegen den Tunnelbahnhof und für den Kopfbahnhof auch weiterhin konsequent ignorieren und so tun, als hätte er mit Schienenverkehr nichts zu tun, ebenso wie die für die Bahn verantwortliche Bundeskanzlerin. Damit aber Deutschlandtakt und Barrierefreiheit nicht leere Versprechen eines längst vergessenen Koalitionsvertrages bleiben, stehen wir auch weiterhin auf der Straße. Der Widerstand wird weitergehen, bis die Bundesregierung dieses gescheiterte Projekt Stuttgart 21 endlich aufgibt.“

Am 30. November 2010 beendete Heiner Geißler den sogenannten Faktencheck mit einer Reihe von Verbesserungsforderungen, u.a. sagte er: „Für die Fortführung des Baues von S 21 halte ich aus den genannten Gründen folgende Verbesserungen für unabdingbar: [...] Im Bahnhof selber wird die Verkehrssicherheit entscheidend verbessert. [...] die Fluchtwege sind barrierefrei zu machen.“ Am 25. Januar 2011 erklärte DB-Technikvorstand Volker Kefer schriftlich, dass es keine barrierefreien Fluchtwege aus dem Tunnelbahnhof Stuttgart 21 heraus geben kann. In dem auf Kante geplanten Tunnelbahnhof wäre nirgends Platz – weder für Rampen, noch für breitere Durchgänge und Treppen.

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18 Antworten zu Presseerklärung: Stuttgart 21 gescheitert – Kopfbahnhof bleibt

  1. diesunddas sagt:

    Geißler hat sein Fazit im Spiegel Interview bereits vorbereitet. Er wird mitteilen, dass die Qualitätskategorien nicht wichtig sind, da ja aber im Bahnhof teilweise Verspätungen abgebaut werden können (insbesondere durch Verkürzung der ohnehin kurzen haltezeiten) seine forderung erfüllt sind.

    Geißler wird auch in allen anderen Punkten höchstens streng schauen und Nachbesserungen fordern (oder Erklärungen, dass Nachbesserungen geprüft werden) aber keine Termine setzen und damit der Bahn uneingeschränktes Baurecht „geben“.

    hier ein Link zu einer schönen Persiflage: http://www.parkschuetzer.de/statements/91407

    • Dude sagt:

      Richtig diesunddas, deshalb wäre ja auch eine Nichtteilnahme genau der richtige und wichtige Fingerzeig des ABs gewesen. Diesen Vorteil haben sie einfach so aus der Hand gegeben.
      Die Mehrheit des ABs ist gegen eine Teilnahme, sie nehmen trotzdem teil. Hä?

  2. Alfred E Neumann sagt:

    kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Geißler auf einmal umspringt… ein paar mahnende Worte an die Bahn die mit Kefers ekelhaftem Grinsen ja sagt und dann doch so weiter macht wie bisher…

  3. Dude sagt:

    Vollest Zustimmung.
    Geißler hat sein Gesicht verloren.
    Das AB hat hier eine ganz dumme dumme Entscheidung getroffen, wieder an dieser Show teilzunehmen.
    Das ist mehr als traurig.

    PS: Bei http://www.parkschützer.de bin ich wegen der obigen Meinung entfernt worden.

  4. GGG sagt:

    Mich erinnert das alles an die Duisburger Loveparade. Zu wenig Platz, aber das Prestigeprojekt muss unbedingt durchgeführt werden. Wenn dann die Katastrophe da ist, will es wieder keiner gewesen sein.

    Meiner Meinung nach war der schlimmste Fehler des Aktionsbündnisses, in der Schlichtung keine konkreten Kriterien definiert zu haben. Was ist die Leistungsfähigkeit von K20? Der heutige Fahrplan? Oder das, was er früher schon mal geleistet hat und was deutlich mehr war?

    Was ist gute Betriebsqualität? Für mich ist es die Betriebsqualität von K20 – des zweitpünktlichsten Bahnhofs in Deutschland.

    Warum wurde nicht gefordert, denselben Stresstest auch auf K20 anzuwenden? Man hätte die Leistungsfähigkeit beider Bahnhöfe auf die gleiche Weise ermitteln müssen und dann vergleichen.

    Das Aktionsbündnis hat sich von der Bahn über den Tisch ziehen lassen. Es war doch klar, dass die von dem wichtigen Kunden abhängige SMA zu keinem anderen Ergebnis kommen konnte. Dem Volk, das auch deshalb für S21 zu sein beginnt, weil es seine Ruhe haben will, sind die Details der Trickserei kaum noch zu vermitteln. Schade.

    • mmmph sagt:

      Der Stresstest sollte doch gemeinsam mit dem Aktionsbündnis durchgeführt werden, dann wären dort auch die Rahmenbedingungen und die Kriterien besprochen und vereinbart worden. Der Stresstest ist aber nur von der Bahn alleine durchgeführt worden. Es war ein Fehler hier hier wie das Kanninchen auf die Schlange zu schauen, und Abzuwarten, was dabei heraus kommt.

      Warum hat man eigentlich keinen eigenen Stresstest gemacht?

      • Dude sagt:

        Hätte man bestimmt machen können, hätte die DB AG die entsprechenden Unterlagen rausgerückt. Hat sie aber nicht.
        Anscheinend wurde sogar vergessen, ein ‚weiteres Vorgehen‘ nach den Schlichtungsgesprächen zu vereinbaren.

  5. Dude sagt:

    Ja, das AB wurde von den Gegnern guter Bahnhöfe über den Tisch gezogen.

    Was strategisch gefehlt hatte, war ein Beobachter von ‚Außen‘. Ich konnte an deutlichen erkennbaren Details während der Schlichtung sehen, was ein Kefer mit einmal gemachten Aussagen bzw. nicht widersprochenem Macht. Auf der anderen Seite hat er Dinge nicht erwähnt aber als gegeben vorausgesetzt. Es wurde auch zu wenige offene Punkte bis zum Ende diskutiert sondern einfach übergangen, wegen zeitmangel. Die Teilnehmer des ABs in der Schlichtung waren natürlich mit der Schlichtung selber beschäftigt. Ein Beobachter von Außen konnte sich auf der META-Ebene bewegen, was ich tat. Und das war sehr erhellend. Es ist schade, dass das AB zwar gut sortiert war und ist, aber strategische Schwächen aufweist.

  6. Dude sagt:

    Haben sie ja. Daran kann man ihnen nichts vorwerfen.

    • Dude sagt:

      Sollte eine Antwort auf diesen Poler (beFÜRworteS21) sein.

      Leider ist auch hier ein Softwarebug zu vermelden. Wenn man Captcha falsch eingibt, wird zwar der Kommentartext wieder eingefügt, aber leider geht der Hierarchiebezug verloren, weshalb der Text dann auf oberster Antwortebene erscheint.

      • Dude sagt:

        Da fehlt doch glatt ein r in Poler. Sollte Proler heissen.

        • beFÜRworteS21 sagt:

          Na ja, jeder fängt mal klein an 😉

          Und zur Ahnung: siehe oben, Zitat: „Die Teilnehmer des ABs in der Schlichtung waren natürlich mit der Schlichtung selber beschäftigt. Ein Beobachter von Außen konnte sich auf der META-Ebene bewegen, was ich tat. Und das war sehr erhellend. Es ist schade, dass das AB zwar gut sortiert war und ist, aber strategische Schwächen aufweist.“ Also konnten die ABs es eben nicht!

  7. Herr Bergmann sagt:

    „„Nachdem S21 PLUS sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden ist, gibt es diesmal vielleicht S21 PLUS-PLUS, “ meint Herr Gebhard. Wird es nicht ein S21-Heiner-Geißler sein?

    • Dude sagt:

      Nein, ich nicht, dass es ein irgendwas-Geißler wird.
      Geißler ist nur der Wegbereiter für die Basta-Politik, Geißler tarnt diese Poliktik nur besser.

  8. Hans König sagt:

    Sehr geehrter Herr von Herrmann,

    Welchen Sinn soll es denn eigentlich ergeben, Beiträge auf dieser Seite mit Presseerklärung zu überschreiben?

    Mit freundlichen Grüßen

    Hans König

  9. Pingback: Aktionsbündnis lehnt Stuttgarter Bahnhofsprojekt weiter strikt ab

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