Siggis Schmähbrief Nr. 31

Der Siggi kennt das neue Zauberwort „Transparenz“: all'weil redens jetzt von Transparenz, früher war's die Kommunikation, die angeblich fehlte, weil wir net einsehn wolltn, dass des Brojeggd Stuttgart 21 ein Jahrhundertdings wär. Jetzt also Transparenz: „... Deswegen hat die Bahn nur die Chance, um die Vertrauenskrise zu überwinden: Sie muss Transparenz herstellen. Darin hat sie leider keine Übung.“ (Holger Gayer in der StZ, 21.01.13)

Auwehzwick, meint der Siggi, wenn's jetzt den Saftladn Deutsche Bahn AG durchsichtig machn, also transparent. Eine Herkulesaufgabe, schwierig-schmierig wie beim Verfassungsschutz. Wo san die Papiere vom Hany Azer, dem ehemaligen Brojeggdleiter von S21, der wo 121 Risiken bei dem Schmarrn S21 aufgelistet hat (und dann is er gangen, angeblich, weil ihn die Drohbriefe aus dem S21-Protest zermürbt hättn) Also, wo san jetzt die Papiere? Schon geschreddert? Wer hat wohin das Gutachten vom Bundesrechnungshof aus 2008 verlegt, wo 5, 6 Mrd. vorausgesagt worden waren. Jetzt begreift der Siggi auch, warum der Herr Grube, der wo der Chef is von der DB, am 2. Februar 2010, beim Prellbockanheben, des Gutachten nicht gekannt hat, sonst hätt er bestimmt anders gerechnet bei seine gedeckelten 4,5 Mrd. und wär ins Fitnessstudio statt zum Prellbock. Wo er doch ein „ehrbarer Kaufmann“ is, der leutselige Kühlschrank. Des Gutachten vom Bundesumweltamt vom Januar 2011 ham's gleich in Papierkorb g'schmissn, weil des der Dings geschrieben hat, den's net mögn; oder weggelächelt von dem Grinsekaschpar Kefer.

Transparent hat der Abmayr in „Kontext“ vom 19./20.01.13 die Zusammensetzung vom Aufsichtsrat der DB aufgelistet. Und weil der Siggi denkt, dass des manche vielleicht nicht gelesen haben, schaugts her, wegen der Transparenz:

Aufsichtsratsvorsitzender is der Herr Utz-Hellmuth Felcht, Multimillionär, Partner eines Finanzinvestors, der zu den „Heuschrecken“ gezählt wird, der OEP (One Equity Partners). OEP verwaltet weltweit etliche Milliarden Dollar und Beteiligungen für JP Morgan Chase. Früher war Felcht Chef des Chemiekonzerns Degussa.

Achja, liest der Siggi, da is der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Kirchner, Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. Die hat allerdings bisher den Kurs der Liberalisierung, d.h. Privatisierung staatlicher Unternehmen unterstützt, zusammen mit den Herrschaften von CDU, FDP, SPD und den Grünen, jawohl, den Grünen, die sich längstens um Staatstragendes mühen. (Heut herbei- und spöttisch -schiefgelächelt von dem Frontmännchen Trittin.)

Die übrigen zehn Aufsichtsräte, alle von der Bundesregierung berufen: Staatssekretäre aus dem Finanz-, Verkehrs- und Wirtschaftsministerium, der Döring von der FDP sowie sechs Wirtschaftskapitäne ... Kruzifix, lest selber nach!!! Die ganze Liste liest sich, meint der Siggi, wie ein Paralleluniversum aus dem schwäbischen Stuttgart 21-Unterstützerkreis unter Vorsitz des Herrn Späth, der wiederum Aufsichtsratsvorsitzender der Herrenknecht AG ist (deren Bohrmaschinen an den nichtplanfestgestellten, vorerst virtuellen Tunneleingängen, etwa auf den Fildern, warten und hoffentlich rosten).

Also, ois wichtige Leut, die bestimmt keine Zeit haben, den Service der DB zu ertragen, weil sie laut Aktienrecht sowieso auf die Rendite hinwirken statt auf den Kundendienst. Kein einziger Vertreter von Fahrgast -oder Umweltschutzverbänden in dem
Aufsichtsrat, wär ja noch schöner! Zur Erinnerung: Seit 1994 ein Sechstel aller Gleise stillgelegt/ die Hälfte aller Weichen beseitigt/ ein Drittel aller Bahnhöfe dichtgemacht. Die Renditeverpflichtung wäre vielleicht das einzige Kriterium dafür, dass diese Herrschaften dem Herrn Grube oder dem Herrn Kefer auf die Finger haun tätn.

Glumb, verreggds, meint der Siggi, die wurschteln nun mächtig, wie sie sind, an Sprüchen herum, die jedn BWL-Studenten gruseln könnten. Beispielsweise, wenn die „Rendite (für S21) in die Knie gegangen“ ist, Zitat Kefer, nach der zugegebenen Kostenexplosion vom Dezember 2012. Solche Anleihen aus der Orthopädie, die sich bekanntlich um den Menschen und seine Knochen kümmert (kümmern soll, is heutzutage auch nicht mehr so selbstverständlich). Oder wenn der Herr Kefer, grinsend und sonor, einem informellen Treffen hochrangiger Landespolitiker aus Baden-Württemberg Informationen mit „geringer Detaillierungstiefe“ verspricht. (Wir haben darüber schon letzten Montag gelacht).

Also, meint der Siggi, zum Wirtschaften kommt auch noch das Verkaufsgespräch, also die Politik mit ihrer Worthuberei oder Worthurerei, des könnts euch jetzt aussuchen. Die Bundeskanzlerin, die auf Einladung der IHK im Wahlkreis von Volker Kauder, der wo Fraktionsdings is von der CDU im Bundestag, Direktiven vorgibt: „Es kann doch nicht sein, dass wir nicht mehr in der Lage sind, große Verkehrsinfrastrukturprojekte in unserem Lande überhaupt noch hinzubekommen.“ Weils ja um die „Zukunftsfähigkeit Deutschlands“ gehe. (Kontext,19./20.Januar 2013)

Das is jetzt auch Transparenz: dass die von der Merkel-Regierung eingesetzten Aufsichtsräte nicht nur auf die Rendite schaun solln, sondern auch auf die Zukunftsfähigkeit, besonders ihre eigene.

Aus der CDU-Provinz im Stuttgarter Gemeinderat tönt es ähnlich, wenn der Alexander Kotz, Fraktionsvorzwerg daselbst, die Wirtschaftlichkeit von dem Brojeggd S21 für zweitrangig erklärt, weil es „zu wichtig für politische Sandkastenspiele“ sei. (StZ, 22.1.13) Man sieht diese Volksvertreter buchstäblich im Sandkasten ihre Wortsandeleien schaufeln, die sie dann dem Wahlvolk in die Augen schmeiß'n.

Ob Provinzzwerge oder Wirtschaftskapitäne, wir, meint der Siggi, können uns nicht darauf verlassn, dass wirtschaftliche oder ökologische Vernunft diesem Mist ein Ende setzen. Wir könntn endlich damit aufhörn, nach den Kundgebungen im Kreis zu laufen. Die Parkschützer und das Aktionsbündnis sollten darauf hinarbeiten, dass man alle Stuttgarter S21-Gegener aufruft, endlich wieder auf die Straße zu gehen gegen diese hahnebüchene Volksverblödungsgewichtelmaschinerie durch DB und Tunnelparteien. Also eine Großdemonstration vorbereiten. Ende Februar, vor oder nach der Aufsichtsratssitzung.

Der Siggi erinnert sich, dass dem Lothar Späth seine Absage an ein Kernkraftwerk Wyhl karrieremäßig nicht geschadet hat, obwohl der vormalige Filbinger die „Lichter ausgehen (sah), wenn nicht ...“ Als könnt man keine Verträge kündigen!

Der Siggi jedenfalls ist dabei, sagt er, seinen Gesellschaftsvertrag mit diesen Gewichtelmachthabern – und -haberinnen aufzukündigen!

An scheana Gruaß!

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Eine Antwort zu Siggis Schmähbrief Nr. 31

  1. Colère sagt:

    Klasse Siggi!

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