Fünf Jahre nach der „Schlichtungs-Show“

Das teure GeschenkAm kommenden Montag, 18. Januar 2016, wird es im Hospitalhof eine "Gedenkveranstaltung" mit dem Titel "Fünf Jahres nach der Schlichtungs-Show" (so ähnlich) geben. Im Anschluss an die Montagsdemo werden also Hunderte von einst hoffnungsvollen K21-Anhängern zum Hospitalhof wandern, um sich  .... Was denn eigentlich?
Noch schwankt manch eine/r, ob sie/er sich das antun soll. Doch wir haben schon so viel ertragen, so werden wir auch das ertragen. Als ich den Werbe-Flyer in den Händen hielt, dachte ich spontan: "Dass die das wagen." Ja, natürlich wagen sie es, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Warum auch nicht? Sie haben ja gar kein Unrechtsbewusstsein, kein Bewusstsein für politische Ethik, für all das, was eben das gesamte Projekt S21 ausmacht: verheimlichen, vertuschen, Tatsachen ignorieren, unter den Tisch kehren, über den Tisch ziehen, schönreden, verschweigen, verdrehen, Fakten schaffen, aussitzen, aussitzen, aussitzen, ...

Da tut es gut, einen Kommentar wie den von Martin Poguntke von den "Theologinnen und Theologen gegen S21" zu lesen. Er fasst noch mal alles zusammen, was man zu der Veranstaltung am morgigen Montag wissen sollte. Danke dafür! Hier ist sein Kommentar:

"Die sogenannte „Schlichtung“ zu S21 ist zweifelsohne einer der geglücktesten Propagandacoups der damaligen Landesregierung gewesen: Angeblich, um „alle Fakten“ zu S21 „auf den Tisch“ zu bringen, ließ Heiner Geißler neun Tage lang die S21-Gegner ihre hoch kompetenten Kritikpunkte der Bahn um die Ohren hauen und machte die Teilnehmer und alle Welt glauben, die Bahn würde nun endlich verpflichtet, diese auch zu berücksichtigen.

Wohlwissend, dass die Bahn selbstverständlich nicht aufgrund einer bloßen Aufforderung eines durch keine Rechtsgrundlage legitimierten „Schlichters“ irgendwelche Änderungen am Projekt vornehmen würde – ja, dass die Bahn das aus rechtlichen Gründen gar nicht durfte –, beließ Geißler es lediglich bei „Vorschlägen“, denen er selbst lediglich „psychologische“ und „politische“ Wirkung beimaß. Dass Geißler zu keinem Zeitpunkt die Notwendigkeit ins Gespräch brachte, dass am Ende dieses Faktenschecks eine rechtlich bindende vertragliche Regelung mit der Bahn stehen müsste, macht deutlich: Es ging von vornherein nicht um Korrekturen, sondern um Beschwichtigung und Schwächung der Gegnerschaft.

Auch die Begründung Geißlers, warum die Bahn „weiterbauen“ dürfe („die Bahn hat Baurecht“), macht deutlich, dass die ganze Veranstaltung als Show gedacht war. Denn das war erstens schon damals falsch, weil sie Baurecht damals nur für zwei von fünf Planfeststellungsbereichen hatte (und bis heute nur für drei von fünf). Und es führt zweitens auch die ganze Schlichtungsveranstaltung ad absurdum, denn dieses Baurecht war ja vorher schon bekannt und kein Ergebnis der Schlichtung. Wenn die Bahn aufgrund dieser Begründung weiterbauen durfte, dann hätte man sich die ganze Schlichtung sparen können.

Der von Geißler beabsichtigte Eindruck, es werde aufgrund der Schlichtung tatsächlich Planungsänderungen geben, wurde auch von den Pro-S21-Parteien als Wahlkampf-Versprechen genutzt: Alle Parteien warben „Ja zum Schlichtungsergebnis“ – und verhinderten anschließend jede Umsetzung dieses Ergebnisses: Nichts, aber auch wirklich gar nichts vom „Schlichtungs“ergebnis wurde umgesetzt. Außer dem „Stresstest“, bei dem allerdings „Stress“ systematisch verhindert wurde und bei dem die Bahn an so vielen Stellen ihre eigenen Planungs-Regeln verletzte, dass sie damit erfolgreich den Eindruck erwecken konnte, der Kellerbahnhof bringe eine Leistungssteigerung.

Und was haben die Grünen als Regierungspartei getan? Sie haben es nicht einmal geschafft, auf den vorgeblich allseits unterstützten „Schlichtungs“ergebnissen zu bestehen und andernfalls den Pro-Parteien ihre gebrochenen Wahlversprechen vorzuhalten. Sondern genau der am Montag auf dem Podium sitzende Verkehrsminister war sich nicht zu schade, auf der Homepage seines Hauses den einzigen formal umgesetzten – aber inhaltlich betrogenen – Punkt des Schlichtungsergebnisses schön zu lügen: S21 bringe tatsächlich eine Leistungssteigerung.

Wenn die Grünen es zu keinem Zeitpunkt geschafft haben, auf die Ergebnisse der „Schlichtung“ zu pochen, sondern sogar deren Schein-Erfüllung noch zu behaupten – wie kritisch kann Winfried Hermann dann bei dieser Veranstaltung dem Heiner Geißler Contra bieten, mit dessen Partei er voraussichtlich nach der Wahl eine Koalition eingehen möchte?
Und wenn als weitere Gäste nur moderate S21-Gegner und Grünen-Freunde auf dem Podium sitzen – wer soll dann dem Verkehrsminister Contra bieten?

Was wird also unterm Strich herauskommen an diesem Abend? Ein „Schlichter“ und ein Verkehrsminister, die beide unbehelligt ein friedliches Heimspiel absolvieren, garniert mit einigen ein klein wenig aufmüpfigen Fragen der übrigen Podiumsgäste, an denen die Politprofis sympathisch ihre Redegewandtheit unter Beweis stellen können.

Nein, diese Veranstaltung erscheint mir als reine Wahlkampfhilfe für die Grünen – finanziert von der Evangelischen Kirche (unterstützt von BUND und VCD). Das wäre nicht so unappetitlich, wenn es dabei nicht um den Milliardenbetrug S21 ginge, den die Grünen seit Regierungsantritt tatkräftig verschleiern helfen – und hier auch (wieder mal) die Evangelische Kirche.

Dabei wäre engagiertes Eintreten – gerade der für die Bewahrung der Schöpfung eintretenden Kirche – für einen schnellstmöglichen Baustopp und ein baldigstes Ende von S21 so dringend vonnöten. Aber die Kirche steht eben, wo sie immer stand…
Martin Poguntke

(und hier als pdf-Datei: Ev. Kirche macht Grünen-Wahlkampf)

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2 Antworten zu Fünf Jahre nach der „Schlichtungs-Show“

  1. Ingrid sagt:

    Danke, Petra, für diesen Artikel! Ich bin der gleichen Meinung: Das ist pure „Wahlkampfveranstaltung“, und sicherlich wird es ein „Schönreden“ oder besser gesagt „Schönlügen“ geben. Trotzdem finde ich solche Veranstaltungen gut. Mir ist das lieber als Totschweigen: Man/frau empört sich ob dieser neuen Dreistigkeit und hat wieder Lust, dagegenzuhalten.

  2. PeterPan sagt:

    Besser die Zeit hier verbringen:
    http://www.parkschuetzer.de/termine/4828

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