Offener Brief: Stuttgart 21 – Kann die Kirche unparteiisch bleiben?

An die Kolleginnen und Kollegen, an die Kirchenleitung und alle, die sich angesprochen fühlen.

Man kann sich bestimmte Entwicklungen lange Zeit mit mehr oder weniger Geduld anschauen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem das Maß voll ist. Dieser Punkt ist bei mir derzeit erreicht, wenn ich auf die Rolle der Evangelischen Kirche in Sachen Stuttgart 21 blicke, darauf, was sie tut, bzw. was sie nicht tut.

Als eine, die einmal Theologie studiert hat und Pfarrerin der Landeskirche geworden ist, in der Hoffnung, damit in einer Institution zu arbeiten, die in einer gnadenlosen Wettbewerbsgesellschaft ein Gegengewicht der Menschlichkeit bildet, bleiben einem gegenwärtig nur noch Trauer und Scham darüber, dieser Institution anzugehören.

Was ist das für ein klägliches Bild, das die Kirche derzeit nach außen abgibt, wenn sie hartnäckig –oder ängstlich? – darauf beharrt, sich nicht einmischen zu wollen angesichts eines Projekts mit mittlerweile allseits bekannten und absehbar katastrophalen sozialen und ökologischen Folgen! Als Institution von immer noch bedeutendem gesellschaftlichem Ansehen räumt sie damit freiwillig den Platz als ethisches Korrektiv, das ihr von der Mehrheit unserer Gesellschaft ganz selbstverständlich zugestanden wird!
Seit Monaten zieht sich die Kirche in Sachen S21 auf diese unsägliche Raushalte-Position zurück, mit fragwürdigen Argumenten, die den zahllosen im Widerstand gegen S21 engagierten Christen und Kirchenmitgliedern weder verständlich noch vermittelbar sind.
Da geht es auf einer formalen Ebene um Dienstwege, bzw. um das, was man als InhaberIn eines kirchlichen Amtes darf oder nicht darf, was richtig oder falsch ist, anstatt darum, sich beizeiten umfassend mit dem Thema und seinen Inhalten zu beschäftigen, um dann zu erkennen, welcher Gruppierung in unserer Gesellschaft man als Kirche stärkend zur Seite stehen muss.

Ich frage mich wirklich, warum ich auf Seiten der S21-Gegner als Pfarrerin ganz alleine dastehe. Wenn es heißt, Kirche dürfe nicht Partei ergreifen sondern müsse für alle da sein, ist zu sagen, dass ihr das, indem sie sich raushält und schweigt, jedenfalls bestimmt nicht gelingt. Indem Kirche keine Stellung bezieht, steht sie immer auf der Seite der Macht und des herrschenden Status Quo und macht sich zu deren Handlanger, was ihr von intellektueller Seite seit eh und je zum Vorwurf gemacht wird.
Der Meinung, Religion sei Privatsache, sei entgegengehalten, dass Religion seit jeher eine ethische Komponente besitzt, die das Gemeinwohl betrifft. Im Fall von Stuttgart 21 sind mit der Verschiebung von Milliarden von Steuergeldern von unten nach oben sowie mit dem Kahlschlag hunderter alter Bäume höchst offensichtlich ethische Themen berührt und Grundwerte in Gefahr. Sich hier herauszuhalten, gar nobel eine Vermittlerrolle in Aussicht zu stellen, wenn sich die Parteien ordentlich gezofft haben, halte ich geradezu für zynisch. Die einzige adäquate Haltung wäre stattdessen, mit Zivilcourage auf der Seite derer zu streiten, die ganz offensichtlich den Schaden haben.

Wie gesagt, die Zurückhaltung der Kirche ist schwer nachzuvollziehen und noch schwerer auszuhalten. Vollends unerträglich wird es, wenn nun auch noch ausgerechnet ein Pfarrer sich für eine Pro Stuttgart 21 –Bewegung stark macht und sich auf dem Podium der FAZ als Opfer militanter und intoleranter S21-Gegner feiern lässt. Offenbar ist sich über die Ruf schädigende Wirkung dieser Aktivitäten für die Kirche niemand im Klaren. Es ist einfach nicht zu glauben, dass sich nicht einmal jetzt auf breiter Front Widerstand bei Kirchenvertretern regt, sich niemand distanziert und niemand sagt, der spricht nicht für uns.
Stattdessen sehe ich mich als die einzige Pfarrerin, die sich öffentlich gegen S21 exponiert hat, in der grotesken Lage, als Gegenspielerin jenes Pfarrers in den Zirkusring der Öffentlichkeit, auch den der Fernsehmedien, steigen zu sollen. Mit diesem Befürworter kloppe ich mich dann stellvertretend für die Kirche, die sich vornehm zurückhält und muss außerdem noch damit rechnen, dass von erhabener Stelle der Zeigefinger erhoben wird.

Mich würde mal interessieren, wieweit meine Kollegenschaft sich noch traut, unabhängig von der Obrigkeit eindeutig und öffentlich sozialpolitisch Position zu beziehen. Wenn sich große Bevölkerungsgruppen gegen einbetonierte Machtpositionen zur Wehr setzen, kann sich die Kirche nicht unparteiisch geben. Es geht darum, entsprechende Machtträger in der Gesellschaft zur Besinnung und zur Reflektion zu bringen. Ich bin gespannt auf Reaktionen oder auch Nicht-Reaktionen.

Guntrun Müller-Enßlin
Pfarrerin

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

63 Antworten zu Offener Brief: Stuttgart 21 – Kann die Kirche unparteiisch bleiben?

  1. sabina vogel sagt:

    Vielen Dank für diesen offenen Brief!
    Die Kirche darf sich nicht länger aus der Verantwortung stehlen. Man kann nur hoffen, dass sich die Kirchenvertreter zügig zu dem bekennen was sie nach außen hin immer vertreten. Ansonsten wird die Kirche zu einem Club aus Realitätsverweigerern verkümmern und sich nur noch selbst verwalten. Schade um die verpasste Chance. Aber die Proteste und der Widerstand gegen Stgt. 21 werden auch ohne Unterstützung der Kirche kraftvoll und sehr lebendig bleiben : )
    Ihnen liebe Frau Müller-Enßlin wünsche ich viel Kraft und Mut.

  2. Paul sagt:

    Vielen Dank für diesen offenen Brief,
    ich finde es sehr mutig und wichtig, daß sie sich offen mit einer klaren Meinung gegen S21 bekennen. Ich denke nur, daß die Kirche sich zu stark an die Partei mit dem C am Anfang gebunden hat. Und dieses C wird halt völlig verschieden und für meine Geschmack merkwürdig interpretiert. Deshalb habe ich selbst schon lange mit der Kirche abgeschlossen. Und die aktuelle Situation bestärkt mich nur darin. Deshalb habe ich aber immer noch meinen Glauben und meinen Verstand, der mir sagt, daß ich nicht auf die Seite der Befürworter gehöre. Ich finde es aber toll und bewundernswert, daß sie sich so offen für die Kirche und gegen das Projekt angagieren (Hut ab) – weiter so und oben bleiben!

  3. Pingback: Was mir heute wichtig erscheint #226 - trueten.de - Willkommen in unserem Blog!

  4. Marc sagt:

    Ein mutiger, kluger und ganz wichtiger Brief ist das. Vielen Dank!

  5. Aktivist sagt:

    Und dann will ausgerechnet Herr Brock vermitteln, der Kirchenfunktionär der friedliche Friedensaktivisten aus seiner Kirche durch die Polizei räumen lies während er die Armee einlud…

  6. Holger Ament sagt:

    Erst einmal vielen Dank an Frau Enßlin, für den schön geschriebenen offenen Brief.
    Ich muss hier jetzt was schreiben, bevor ich platze. Das C in CDU gehört verboten. Wer Lebewesen absägen und zerhäckseln möchte kann den christlichen Gedanken nicht verstanden haben.
    Über die Türkei regen sich alle auf, dass Staat und Kirche eines werden sollen und hier mitten in Deutschland sieht man doch jetzt mal wieder, dass es bei uns doch nichts anderes ist. Konsequenz: aus der Kirche austreten!!!!!!!!!!
    Ich mag nicht Pharisäer finanziell und ideologisch unterstützen.

  7. Esther sagt:

    Respekt, Frau Müller-Enßlin! Leider gibt es viel zu wenig so couragierte Menschen wir Sie in der Kirche, deshalb: Hut ab, dass Sie klare Worte finden für die Notwendigkeit des Einmischens der Kirche!

  8. Reiner evangelischer Kirchensteuerzahler sagt:

    ..wenn sich die Kirche schon nicht für eine Position entscheidet, dann muss sie zumindest klar Stellung beziehen für einen sauberen und transparenten Informations- und Entscheidungsprozess. Und den gab’s von Anfang an nicht, ohne dass die Kirche sich geregt hat, oder habe ich da etwas nicht mitgekriegt?
    Also, ihr Vertreter in den Gremien, Herr Landesbischof, seien Sie schnell und laut, denn noch ist es nicht zu spät für klare Worte, dass alle Tatsachen ungeschönt auf den Tisch kommen.
    Und dann hat sich das Projekt eh erledigt, und es braucht’s von Ihnen auch keinen weiteren Mut mehr in dieser Sache, so wie ihn Frau Müller-Enßlin mit ihrem offenen Brief gezeigt hat!

  9. Uwe Mannke sagt:

    Liebe Frau Müller-Enßlin,
    ich kann mir nicht recht ausmahlen, was passiert, wenn die Kirche als Ganzes zB. Position gegen Stuttgart21 bezieht oder womöglich gegen bestimmte Falsch-Zeugnis-Reder oder dies indirekt tut, weil sie sich einmischt. Dass Pfarrer das Recht exemplarisch ausüben können und sollen, sich zu politischen Fragen zu äußern, ist eine Forderung unserer Zeit.

    Zwei Fragen bewegen mich dabei:

    Es stehen ja ethische Werte auf dem Spiel, wenn man zB die Gerechtigkeitsfrage anschneidet. Das ist aber hier aber ein höchst schwieriges Terrain, weil zunächst in dem Wust an sich verkeilenden Argumenten, die vielen Falschen weggeräumt werden müssen, bevor man zur Gerechtigkeitsfrage vordringen kann. D.h. die Kirche als theologische Instanz kommt nicht darum herum, zuerst in die Sachebene abseits aller ethischen Fragen einsteigen zu müssen. Das überfordert. Wir haben dann Politiker in Kirchenrobe; das schafft weitere Irritation.

    Die andere Frage schließt sich unmittelbar an und richtet sich an Sie Frau Müller-Enßlin als Kirchenvertreterin:

    In einem der ersten langen Artikel der Süddeutschen Zeitung wurde von der montäglich veränderten Gelöbnisveranstaltung (Andreas Keller) als Glaubensbekenntnis berichtet. Der ansich recht faktenreiche und transparentmachende Artikel wird aber dadurch in seiner Ausrichtung für UNS nachteilig, weil uns unsere richtigen Argumente pauschal als Glaubenshaltung ausgelegt werden.

    Da schließt sich nun für mich ein theologisches Gebiet an. In wieweit hat die S21-Diskussion irrationale Anteile? Welche Weltbilder liegen dahinter, worauf gründen sie sich – zB. Darwinismus? Wie kann ein solches Glaubensbild durch weiter entwickeltes Denken durchdrungen werden? Was heißt Glauben für einen aufgeklärten, mit naturwissenschaftlichen Methoden ausgerüsteten Menschen heute?

    Über etwas kirchlichen Beistand als protestantisch Konfirmierter würde ich mich hier freuen.

    Herzliche Grüße
    Uwe Mannke

    Quelle:
    http://www.scribd.com/doc/35496504/SZ-Eine-Stadt-entgleist
    Text in den Kommentaren:
    http://www.parkschuetzer.de/statements/9796

  10. Dennis sagt:

    Vielen Dank für diesen Brief.
    Ich wünschte, viel mehr in der Kirche hätten Ihre Einstellung.

  11. Erika und Manfred Brade sagt:

    Sehr geehrte Frau Pfarrer Müller-Enßlin,
    herzlichen Dank für Ihre Bemühungen gegen S21. Schon lange wundern wir uns, dass die Kirche nicht zu diesen Thema Stellung nimmt. Es kann doch niemand gleichgültig sein, wenn bei steigender Armut Milliarden vergraben werden und die grüne Lunge (das grüne U) unserer Stadt vernichtet wird. Gottes Natur wird hier mit Füßen getreten.
    Dieses unsinnige, risikoreiche Projekt schreit zum Himmel. Wann wachen die Kirchenmänner endliche auf!

  12. Montesquieu sagt:

    Liebe Frau Müller-Enßlin,

    vielen Dank für die offenen Worte. Sehr gut, dass sich jemand mit würdevollen menschlichen Worten statt mit giftig-bissiger Polemik aus unserem Kreis der K21-Befürworter zu Wort meldet. Das fehlt mir manchmal etwas.

    Welche Rolle soll sie, die Kirche, bei dem Aufruhr bewegter Stuttgarter Bürger haben? Eine vermittelnde, friedensstiftende, gerechte, wahrheitsliebende oder mehr?

    Woher haben Sie oder wir alle unsere Urteilskraft? Vermutlich nicht aus dem Studium von Architektur und Verkehrswissenschaften sondern aus einem Gefühl der größeren Glaubwürdigkeit der Aussagen von sachkompetenten Kritikern zu S21. Wir prüfen die Argumente und vergleichen mit Gegenargumenten, was uns logisch und plausibel erscheint. Schlagworte wie ‚Magistrale‘, ‚Wirtschaftsstandort‘ oder ‚Chancen‘ und ‚Fortschritt‘ befriedigen schon lange nicht mehr unser Bedürfnis nach Wahrheit und vernünftigen Gründen. Auch sehen wir uns den Hintergrund der führenden Persönlichkeiten an, wo kommen diese Politiker her, woher nehmen sie ihre Machtbefugnis und Überzeugung. Welche Kenntnisse haben sie beruflich erworben.

    Vermutlich hat die Kirche wenig Kompetenz in Sachen Städtebau oder Verkehrsplanung. Und wenn Sie als Gegenspieler jenes Pfarrers auftreten, wäre nicht ratsam, über die vielen technisch-wirtschaftlichen Mängel und Risiken von S21 zu diskutieren, die spätestens UMKEHR Stuttgart seit 1996 dokumentiert. Aber was dann?

    Die Kirche oder Sie als Pfarrerin kann/könnten einen gerechteren ehrlicheren Dialog fordern und dort, wo er unfair wird, ermahnen. Sie haben vielleicht den notwendigen geschärften Blick für Ungerechtigkeiten im Umgang miteinander oder unfairen Diaolog? Sie könnten geheim gehaltene oder fehlende Dokumente herausfordern, denn diese müssten den Bürgern direkt von offizieller Seite zugänglich gemacht werden, wenn man Kommunikation und Sachlichkeit beim Wort nimmt.

    Oder Sie könnten sich dafür einsetzen, dass am Runden Tisch nicht nur Politprofis sondern bei Unklarheiten auch unabhängige (ggf. auch abhängige) Experten gehört werden müssen. Die Experten sollen helfen, den unsachgemäßen Umgang mit Fachbegriffen zu verhindern. Zum Beispiel musste Egon Hopfensitz, Bahnhofsleiter a.D., als Fachmann mehrmals Herrn Drexler korrigieren, der einige Begriffe sehr missbräuchlich verwendete. Es wäre also schade, wenn nur ein oberflächlicher Dialog zustande käme, bloß weil sich die Politiker mit der Materie nicht wirklich auskennen.

    (Aus meiner Sicht war der größte Fehler, dass S21 alternativlos geplant wurde. Das ist unserös, denn jedes anspruchsvolle Projekt muss mit Alternativen sowie ihren Vor- und Nachteilen zur Diskussion gestellt werden. Dies ist nie geschehen. Die bekannten Alternativen S21 LEAN bzw. KOMBI, später dann K21 wurden von den Kritikern selbst mühsam erarbeitet jedoch nie im Verfahren ernst genommen.)

    Viel Erfolg wünsche ich Ihnen. Begleiten Sie uns, wir brauchen Sie.

    Schöne Grüße von Montesquieu

    • Max sagt:

      Zum letzten Abschnitt: Tanja Gönner meinte gerade im Fernsehen, dass 60 Alternativen begutachtet wurden. Ich habe keine Ahnung, ob das wahr ist oder nicht, ich wollte es nur mal so in die Waagschale werfen.

      Ansonsten bin ich sehr begeistert über den zunehmend wieder entspannten Ton hier in dieser Diskussionsrunde.

    • Guntrun Müller-Enßlin sagt:

      Lieber Montesquieu,
      ich gebe Ihnen sehr recht, dass an einem runden Tisch/Verhandlungstisch oder was auch immer, falls er je zustande kommt (im Moment bin ich da nicht sehr optimistisch) auch Fachleute sitzen müssten.
      Bezüglich ihrer Überlegungen zur menschlichen Urteilskraft möchte ich auf meinen Kommentar, ich glaube Nr. 48, verweisen, vielleicht können Sie was damit anfangen.

  13. Dieter sagt:

    Kirche darf politisch sein!
    damit meine ich nicht parteipolitisch, sondern gesellschaftspolitisch. Die Kirche vertritt eine Gemeinschaft und darf zum Wohle ihrer Gemeinschaft auch einen Standpunkt haben und vertreten. Wir hatten hierzu in Karlsruhe im Jahre 2008 ein wunderschönes Beispiel, bei dem die evang. Kirche in Karlsruhe sich gegen das neue Kohlekraftwerk am Rhein positioniert hat. Dieses Engagement (bis hin zu einer Podiumsdiskussion mit unserem Dekan) war vor allem bei den Politikern sehr umstritten. Da es sich aber um ein auch in der Bevölkerung sehr umstrittenes Thema handelte, fand ich die Stellungnahme der evang. Kirche beeindruckend und richtig.
    Das kann auch in Stuttgart funktionieren, wenn sich die Kirchenvertreter auf ihre christlichen Werte besinnen. Damit meine ich nicht unbedingt konservative Werte, sondern z.B. eine moderne Interpretation von „Die Schöpfung bewahren“. Deshalb vielen Dank an Pfarrerin Müller-Enßlin für diesen mutigen aber wichtigen und richtigen Brief.
    Dieter

  14. Stephan Becker sagt:

    Liebe Frau Müller-Enßlin,
    auch ich möchte mich sehr herzlich bedanken für ihre klaren Worte. Leider gibt es ja viel zu wenige Vertreter von Seiten der Kirchen, die klar Stellung zu wichtigen gesellschaftspolitischen Themen beziehen. Und noch viel weniger solche, die sich auf die Seite der Schwachen stellen.

    Falls es doch mal passiert, dann kann es leider passieren, das der- oder diejenige sich relativ plötzlich etwas zuschulden kommen lässt.

    Ich stamme aus der katholischen Kirche und ich habe aber ihr gegenüber in den letzten Jahren eine immer kritischere Haltung eingenommen. Da bin ich zum Beispiel auf das Buch von John Cornwell „Pius XII. Der Papst, der geschwiegen hat“ gestoßen.

    Darin wird u.a. das Reichskonkordat von 1933 näher erläutert. Dieses hatte vor allem das Ziel den CIC (Codex Iuris Canonici) von 1917 durchzusetzen, d.h. das neue amtliche Gesetzbuch der katholischen Kirche. U.a. sollte für das kirchliche Personal der Bereich Politik in Zukunft völlig tabu sein.

    Demnach ist z.B. der Begriff Befreiungstheologie etwas, das in diesen verbotenen Bereich gehört, auch wenn es dabei um Hilfe für die Armen in Südamerika ging.

    Vielleicht sollten wir versuchen eine Verfassungsänderung für Baden-Württemberg einzuleiten, damit die evangelische Kirche dann zu Demonstrationen aufruft. :-/

    „24.06.2009
    Proteste in Honduras
    Opposition wirft Präsident Streben nach längerer Amtzeit vor

    In Honduras haben mehrere tausend Menschen gegen Pläne von Präsident Manuel Zelaya protestiert, die Verfassung des mittelamerikanischen Landes zu ändern.
    In der Stadt San Pedro Sula im Norden des Landes folgten die Demonstranten einem Aufruf der evangelischen Kirche. Die Demonstranten warfen dem Staatschefs vor, durch die Verfassungsänderung nach dem Vorbild linksgerichteter lateinamerikanischer Staatschefs seine Amtszeit verlängern zu wollen. In der Hauptstadt Tegucigalpa versammelten sich hunderte Menschen vor einem Gebäude der Armee und forderten die Streitkräfte auf, die Pläne Zelayas nicht zu unterstützen.“
    http://www.dasjournal.net/news/299/ARTICLE/22306/2009-06-24.html

  15. Helmut Sobko, Pfarrer i.R. sagt:

    Liebe Kollegin Müller-Enßlin,
    ich bin sehr froh, dass ich endlich erfahre, dass es in der Stuttgarter Pfarrerschaft also doch jemanden gibt, der sich öffentlich gegen Stuttgart 21 äußert. Da ich „nur“ Pfarrer i.R. bin und nur mit Nebenwohnung in Stuttgart wohne beschränkten sich meine Proteste bisher nur auf Leserbriefen und Mails an Politiker. In der Zukunft werde ich mich aber (auch äußerlich erkenntlich als Pfarrer) auch den den Demonstrationen beteiligen. Vor meiner Württemberger Pfarrertätigkeit (von 2002 bis 2008 in Lenningen) war ich als Pfarrer in der Thüringer Kirche tätig und habe mich dort bei den Friedensgebeten in der Wendezeit auch aktiv politisch betätigt. Dort habe ich gelernt, dass Kirche sich aus der Politik nicht feige heraushalten darf. Die Württemberger Kirche und ihre Pfarrer (die die Rolle der Kirche in der DDR meist sehr gelobt haben) haben da noch viel zu lernen!

  16. peterhb sagt:

    @ Frau Müller – Enßlin:

    Ein riesiges Lob, daß Sie in Amt und Würden sich gegen diesen Wahn / Schwachsinn S 21 äußern und die Kirche angreifen .

    Es gab Zeiten in Deutschland, die uns heute noch nachgetragen werden, wo die Kirche auch Ihre Fahnen nach dem Wind hingen, um nicht behaftet zu werden.

    Heute ist es leider so, daß Menschen, die sich gegen den Strom richten, darin umkommen – Herr Sarazin – , Sie erheben sich. Ich hoffe, daß Sie die Kraft haben, Ihre Bedenken auch öffentlich zu äussern.

    @ Herrn Sobko:

    wäre froh über Ihren Kontakt via meiner Emailadresse. Ich wohne in Bremen und BIN ABSOLUTER S 21 – Gegner.
    Ich denke, ich kann Ihre Hilfe gebrauchen.

  17. Veltliner sagt:

    „Ich frage mich wirklich, warum ich auf Seiten der S21-Gegner als Pfarrerin ganz alleine dastehe. “
    das ist die für alle Geisterfahrer typische Frage….
    Was hat bitte der Hinweis auf das Theologierstudium und den ausgeübten Beruf als Pfarrerin mit dem Problem S 21 zu tun? Da wird eine Kompetenz vorgegaukelt, die nicht besteht. Als KGR würde ich meinem Pfarrer die Leviten lesen, würde er unter Hinweis auf seine dienstliche Funktion diese für eine politische Manifestation mißbrauchen, die mit seinem Beruf und seiner dienstlichen Stellung reineweg nichts zu tun hat. Dass ausgerechnet Sie Herrn Pfarrer Bräuchle, der von dem selben Recht auf freie Meinungsäußerung wie Sie Gebrauch macht, meinen Vorjhaltungen machen zu müssen, wirkt billig, im Gegensatz zu Ihnen hat Herr Bräuchle den Mut, sich für etwas auszusprechen. Dagegen sein, ist einfach und kann girlandenhaft mit „Widerstand“ umkränzt werden. Der inflationäre Gebrauch dieses Wortes führt zu seiner inhaltlichen Entwertung, wie man am Protest gegen S 21 in der aktuell erlebten Form hautnah miterlebt.
    Frau Müller-Enßlin, Sie wirken in Ihrer vorgegaukelten Empörung fehl am Platze und mit Ihrem Protest unglaubwürdig. .

    • Max sagt:

      Bei Ihrem Kommentar frage ich mich, was Sie eigentlich überhaupt von Ihrer Kirche erwarten? Aber der Reihe nach: ich denke, es geht in dieser ganzen Diskussion um S21 inzwischen längst nicht mehr nur noch um ein Bauprojekt. An S21 entzündet sich ein jahrzehntelang aufgestauter Frust über die Behandlung des Volkes durch seine Vertreter. Es geht um die roboterhafte Wiederholung der immer gleichen Beschwörungsformel „was für die Wirtschaft gut ist, ist für die Menschen gut“. Ich denke, dass diesem irrigen Gedankengang ein Gutteil der Kälte der heutigen Gesellschaft zu verdanken ist.

      Ich bin weiß Gott kein besonders kirchenfester Mensch. Dennoch bilde ich mir ein, die Lehre, die hinter den meisten Religionen steckt, begriffen zu haben. Dass es nämlich wichtigere Dinge gibt als das ewige Streben nach immer mehr materiellen Dingen. Ohne jetzt allzu esoterisch klingen zu wollen: Verbundenheit und Nächstenliebe sind ein viel höheres Gut als sämtliche Reichtümer dieser Welt. Und ich denke, viele Menschen spüren genau das immer deutlicher. Und diese Menschen gehen jetzt ENDLICH auf die Straße, weil sie es satt haben, sich von BWL-Schlipsträgern erzählen zu lassen, wie großartig alles wird, wenn man sie nur machen lässt. Genau dort setzt meine Kirche an und setzt sich für ein ein versöhnliches Miteinander ein statt die Vorherrschaft weniger Einzelner stillschweigend gutzuheißen.

      Unsere Politik vertritt in meinen Augen ein völllig falsches Ideal und die Lehre, die Jesus gepredigt hat, steht diesem falschen Ideal diametral entgegen. So gesehen wäre es eigentlich die Pflicht der Kirche – wenn sie denn wirklich in Jesus‘ Sinne handeln will – Stellung gegen die Profitpolitik zu beziehen.

      Dass Kirche und Staat schon seit den Alten Ägyptern untrennbar miteinander verwoben sind, steht leider auf einem anderen Blatt…

  18. Gabriele sagt:

    Liebe Frau Müller-Enßlin,
    um nicht die ganze Kirchengeschichte aufzurollen – spätestens seit der Haltung der Amtskirchen während der Nazi-Diktatur habe ich keine generelle Hoffnung mehr in die Institution Kirche. Ich frage mich allerdings, wie die „Funktionäre“ der Kirchen die Duldung so vielen Unrechts ihrem „Auftraggeber“ gegenüber rechtfertigen wollen. Ich orientiere mich an einzelnen Personen in ihrer Haltung gegenüber Unrecht und betrachte sie als Leuchttürume.
    Lange Jahre habe ich den Kopf geschüttelt über über die Gestalt des Sysiphus. Inzwischen weiss ich, es geht nicht anders – wenn man glaubwürdig sein will – als den Stein immer wieder alleine oder in Gemeinschaft den Berg hochzurollen!
    Erhalten Sie sich ihre Kraft und Zuversicht, um Ihren Werten zu folgen – das wünsche ich Ihnen:
    Gabriele

  19. Karl Martell, Pfarrer i.R. sagt:

    Geisterfahrerin? Ach was, Veltliner!
    Bei der Montagsdemonstration am 6. Sept. hat z.B. Prälat i.R. Martin Klumpp mit guten Gründen als Theologe und Stadt- sowie Staatsbürger deutlich Stellung bezogen zu dem Projekt.
    Montags und freitags habe auch ich mich mehrmals eingereiht in die von Mal zu Mal wachsende Anzahl der Kritiker, sehr angetan von den triftigen Argumenten, der entschlossenen Haltung und der friedlichen Atmosphäre.
    Warum verlegen sich Befürworter des größenwahnsinnigen Projekts mehr und mehr auf persönliche Beschimpfungen und Diffamierungen? Geisterfahrer, vorgegaukelte Kompetenz, Leviten lesen, Missbrauch dienstlicher Funktion, fehl am Platz, unglaubwürdig. So Veltliner. Von anderen ist noch Übleres zu hören und zu lesen. Mehr haben sie meist nicht zu bieten.
    Gewiss, auch bei den Kritikern gibt es Entgleisungen, jedoch kaum in Form persönlicher Herabwürdigung. Dass sich Empörung gegen anscheinend blinde und taube Verantwortliche Luft machen muss, liegt an der verfahrenen Situation.
    Deshalb ist es gut, dass die Bischöfe der beiden Kirchen erklärt haben: „Unsere Aufgabe als Bischöfe und Kirchen sehen wir daher im Augenblick darin, uns dafür einzusetzen, dass weder Befürworter noch Gegner verunglimpft und in ihrer Würde verletzt werden.“
    Allerdings: Wenn einer als Agent provocateur daherkommt, ist das eine besonders schwierige Aufgabe.

  20. Veltliner sagt:

    Sehr geehrter Herr Martell,

    was hat bitte das Theologen-Dasein sachlich mit der Kritik an S 21 zu tun? Welche Kompetenz vermittelt diese Ausbildung, dass die so geäußerte Kritik nach Auffassung des sie äußernden Menschen (der zufälligweise eben nicht Anstreicher, oder Monteur oder Schauspieler geworden ist), der noch ausdrücklich darauf hinweist, Theologe zu sein, mehr „wert“ ist, als wenn er sie ohne diesen ausdrücklichen Hinweis losgeworden wäre? Welches Mehr an inhaltlicher oder instanzieller Art? Nichts, nothing, nada! Es ist das Selbstbild, das dahinter steckt, das stört, mehr sein zu wollen, als tatsächlich vorhanden ist. Sie als Pfarrer(in, sind in diesem Punkt nicht mehr oder weniger kompetent als alles anderen auch, nur wollen sie mehr scheinen. Sie als Ruheständler haben ja nicht das Probelm, aber aktive Pfarrer in Ihrem Umfeld hätten das Problem, dass ihre gemeinden nicht nur aus S 21-Gegnern bestehen. Ich würde mich als aktiver KGR sehr dagegen wehren, wenn mein Pfarrer unter Hinweis auf seine dienstliche Funktion sich in vergleichbarer Art und Weise äußern würde; und ich glaube nicht, dass ich da völlig allein wäre. Was er als Privater tut, ist seine Sache. Aber mit Hinweis auf seine dienstliche Stellung vereinnahmt er automatisch andere (nämlich u. U. auch seine Gemeindeglieder) und nimmt ein Mandat wahr, das ihm nicht gegeben ist. Und das ist umgangssprachlich „Mißbrauch“ (was auch sonst?!?).
    Ich sehe mich auch nicht als Agent provocateur, sondern mache von meinem Recht Gebrauch, meine Meinung in dem Stile wie Ihre Amtsschwester zu äußern. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    • Max sagt:

      auch hier kann ich nur auf meine Antwort zu Ihrem ersten Post verweisen. Mir ist nicht klar, was Sie von einer Kirche erwarten.

    • Guntrun Müller-Enßlin sagt:

      @ Veltliner: Als Theologin glaube ich schon, eine Fachkompetenz aufgrund meines Studiums und der dabei gewonnenen Erkenntnisse beanspruchen zu dürfen. Auf deren Hintergrund (Genaueres habe ich unter Kommentar Nr. 48 erläutert) legt sich durchaus eine bestimmte Haltung nahe in Bezug auf Sachverhalte wie die um S21, die m.E. sehr offensichtlich Grundwerte in unserer Gesellschaft gefährden und für diese Grundwerte steht die Kirche nun mal. Bezüglich der Sachverhalte um S21, wie ich sie wahrnehme, verweise ich auf den Kommentar von Pfr. Sobko; ich sehe es ganz genauso wie er.

      • Veltliner sagt:

        Welche Fachkompetemz soll das bitte sein? Als Jurist sage ich im vorliegenden Fall, dass der zugrundeliegende Planfeststellungsbeschluss ordnungsgemäß in dem dafür vom Gesetzgeber vorgesehenen Verfahren unter breitester Zustimmung der beteiligten parlamentarischen Gremien erlassen wurde, dass die dagegen gerichteten gerichtlichen Verfahren erfolglos waren. Im PFB-Verfahren war allen (!!) die Möglichkeit gegeben, Einwendungen zu erheben (davon haben 10ooo Menschen gebrauch gemacht), das Vorhaben wurde in diesem Verfahren in einem öffentlichen Erörterungstermin besprochen. Mir ist völlig schleierhaft, wie man angesichts dieses transparenten und die Öffentlichkeit einbindenden Verfahrens davon auch nur ansatzweise sprechen kann, dass das Verfahren illegitim „am Volk vorbei“ geführt wurde. Das ist mit Verlaub dummes Zeug.
        Also nochmal die Frage, welche Fach(!)- Kompetenz vermittelt also dieses Theologiestudium, um bei diesem sehr überschaubaren Sachverhalt zu einem, rechtlich nicht nachvollziehbaren und nicht haltbaren- völlig anderen Ergebnis zu kommen?!?
        Welche Grundwerte sehen Sie gefährdet, wenn das für derartige Vorhaben vom demokratisch legitimierten Gesetzgeber vorgesehene Verfahren nach Einschätzung der damit beschäftigten Gerichte eingehalten wurde, wenn unsere Volksvertretungen (das Volk wird durch die Parlamente und nicht durch zufällig zusammengesetzte Demonstrationen oder deren sich selbst legitimierenden Vertre ter (wer hat G. Stocker und ähnliche eigentlich demokratisch legitimiert?!?) vertreten) sich in breiter Mehrheit für dieses Vorhaben aussprechen. Sie sprechen im Grunde einem ochlokratischen Vorgehen das Wort, dem im obigen Sinne jegliche demokratische Legitimation fehlt….

  21. Uwe Mannke sagt:

    Zunächst wünsche ich mir, dass Pfarrerin Müller-Enßlin hier auf kritische Anmerkungen oder Fragen zu ihrer Position selbst eingeht. Es hat wesentlich länger als bei anderen Kommentaren gedauert, bis mein Beitrag vom Moderator freigeschaltet wurde.

    Ich finde es richtig, dass sich Geistliche genauso frei politisch äußern, wie jeder andere auch. Dazu gehört die Nennung ihrer Berufsbezeichnung – das strapaziert in keiner Weise die Autorität der Institution. Mir geht es mehr um die geforderte Positionierung der „Amtskirche“. Die Amtskirche kann sich nur für seelisch-geistige (Entwicklungs-)Bedürfnisse der Menschen engagieren. Bis jetzt habe ich noch kein Statement gelesen und nicht gehört, WIE dies mit der Gegnerschaft gegen S21 allein erreicht werden kann. Ich schließe das nicht aus, es dürfte aber schwierig sein. Auf der anderen Seite kann sich die Kirche nicht als Mehrheitsbeschaffer in der Politik benutzen lassen.

    • Max sagt:

      Für das späte Freischalten möchte ich mich entschuldigen. Kommentare mit Links bleiben erstmal in der Warteschlange hängen und wir paar Hanseln kommen einfach nicht ständig dazu, alle Kommentare durch zu wühlen. Wir sind eben nur ein paar berufstätige Menschen, die das Ganze hier „nebenher“ betreiben und kommen nicht immer rechtzeitig zu allem. Da steckt sicher keine irgendwie geartete Absicht dahinter.

  22. Karl Martell, Pfarrer i.R. sagt:

    Kein „Mehr“, gewiss nicht. Auch nicht Sprecher einer ganzen Gemeinde oder „der Kirche“ von Amts wegen.
    Gewiss jedoch kompetent, wenn es um eine bestimmte Perspektive geht, nämlich um die von Christenmenschen.
    Erinnert sei u.a. an die prophetische Tradition im 1. Testament, in der die Machenschaften der Machthaber beim Namen genannt werden. Nicht ohne Grund hat Prälat i.R. Klumpp seine Rede am Montag unter das Prophetenwort „Sucht das Beste für die Stadt“ (Jeremia 29,7) gestellt.
    Ein anderes Beispiel: Das gebetsmühlenartige Gerede von der „Unumkehrbarkeit“.
    Seit dem Turmbau zu Babel, insbesondere aber im Neuen Testament gilt Umkehr als Option, die konstitutiv zum Menschsein gehört.
    Wer Menschen diese Option zu nehmen versucht, betrügt sie. Wer ihnen einreden will, es gebe keine Möglichkeit zur Umkehr, belügt sie.
    Ob einer diese Option dann wahrnimmt, ist seiner „Meinung“ überlassen.
    Gut, dass sich die Erkenntnis von der Option Umkehr – gleichsam säkularisiert – herumgesprochen hat. Bert Brecht schrieb:
    „Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“

  23. Charlie Brown sagt:

    Sehr geehrte Frau Müller-Enßlin,

    ich habe diesen offenen Brief gelesen und bin wirklich erschrocken und besorgt. Selbstverständlich dürfen Sie als Stuttgarter Bürgerin Ihre Meinung publik machen und Stellung beziehen. Das hat aber und das finde ich äußerst wichtig nichts aber auch gar nichts mit Religion oder Kirche zu tun.
    Auch ich als S21 Befürworter glaube an Gott und S21 ist für mich keine Glaubensfrage sondern ein Thema über das Sachlich und Kontrovers diskutiert werden muss. Stellen Sie sich vor das Recht das Sie für die Kirch Prolkamieren nehmen sich alle Vereine und Firmen heraus, und ein Herr Zetsche sagt dann z.B. ohne Infrastruktur mach ich den Standort Stuttgart dicht also seit pro !!

    Um Himmels Willen so etwas darf nicht passieren ! Es reicht wenn Politiker auf Stimmenfang gehen und Lügenmärchen verbreiten, bitte tun Sie das nicht auch.

    Wie gesagt als Bürgerin tun Sie Ihre Meinung kund aber bitte nicht stellvertretend für die gesamte evanglische Kirche.

    • Lucy Van Pelt sagt:

      Lieber Charlie Brown,
      warum bist Du nicht erschrocken, wenn die Vandalen in Stuttgart einbrechen und abbrechen?
      Warum bist Du nicht besorgt, wenn sie gerissen-großkotzig-verlogen mit Ihren Werbesprüchen Paris zum Vorort von Stuttgart erklären, Stuttgart 21 als „unser schönstes Geschenk“ präsentieren, als das „neue Herz Europas“?
      Natürlich muss über Stuttgart 21 sachlich und fachlich qualifiziert diskutiert werden.
      Selbstverständlich ist Stuttgart 21 keine Glaubensfrage an sich.
      Aber wenn für ein Projekt so dümmlich-verlogen geworben wird, dann berührt das den Glauben, der für Wahrhaftigkeit eintritt. Wenn Verantwortliche sich aufführen wie „Götter“, die keinem mehr Rechenschaft schuldig sind, dann hat das mit Religion zu tun.
      Den Lügenmärchen – wie Du sagst – und der Großspurigkeit zu begegnen, das ist Religion pur. (Bei Stuttgart 21: Großspurigkeit in Gestalt von Spurverminderung.)
      Also: Nicht Herrn Zetsche fürchten, sondern Gott!

      • Charlie Brown sagt:

        Liebe Lucy Van Pelt,

        ich fühle mich nicht belogen betrogen etc.. wie Sie es formulieren, aber ich habe villeicht auch den Vorteil, das ich als ich 1990 bei der Bahn meine Lehre begonnen habe schon mit ersten Ideen zu diesem Projekt konfrontiert sah. 1994 / 95 wurde das auch übrigens in der Öffentlichkeit Diskutiert, wenn auch in sehr kleinem Rahmen. Allerdings sollte jeder spätestens zu diesem Zeitpunkt aufgewacht sein als die Stadt Stuttgart mit Gemeinderatsbeschluss im Jahre 2002 die 100HA Gleisvorfeld gekauft hat. Hier haben übrigens die Grünen auch zugestimmt die sich mittlerweile aber wohl an nichts mehr Erinnern können.
        Auch auf der Kopfbahnhof-21 Seite ist das schriftlich festgehalten, und nehmen wir die dort genannte Summe von 460Mio dann sind das ein Quadratmeterpreis von 460Euro mitten in Stuttgart. Die Quadratmeterpreise in Stuttgart liegen sonst ca. zwischen 3000,- bis 4500,- Euro. Also selbst wenn wir eine Verzinsung der Summe Berücksichtigen ein guter Kauf.
        Auch fühle ich mich von einigen Aussagen der Gegnerseit ebenso verunsichert wie Sie von der Befürworterseite, So werden Beispielsweise beim Konzept K21 2 zusätzliche Gleise von Cannstatt bis Obertürkheim genannt die zusätzlich gebaut werden sollen, ohne Gebäude abreissen zu müssen etc.. Ein Blick auf maps.google.de und eine Verfolgung der Trasse weist einige Engpässe auf wo mir das nicht möglich scheint. Ebenso der Tunnel von Obertürkheim – Denkendorf das sind grob auf der Karte gemessen 8-10km ist das in den genannten Kosten die für k21 Enthalten ? Und von wann sind denn diese Kostenschätzungen ?
        Mein Problem mit K21 liegt nicht so sehr in der Lösung selbst sondern eher darin das vieles als Variante aufgezeigt wird, und nie wirklich detailiert gerechnet und Ausgeschrieben war, so das man nur auf eine Kostenschätzung von meines Wissen 2006/07 zurückgreifen kann. Rechnen wir bei einem Stop von S21 mit einer sofortigen Detailplanung von K21 und schnellst möglichen Durchführung/Beantragung der entsprechenden Genehmigungen werden wir denke ich im allerbesten Fall in 5 Jahren mit dem eigendlichen Bau beginnen können. Berücksichtigt man jetzt noch die Teuerungsrate (2-3%) Austiegskosten etc.. so dierften wir dann auch wieder bei 3,5-4 Millarden Euro liegen. Das wird dann auch nur Finanziert wenn EU / Bund / Land / Stadt und die anderen betroffenen Gemeinden zustimmen.
        Ich habe hier eher die sorge das sich bei einem Projekt Stopp und Ausstieg die Bahn einfach nur für den Filderbahnhof entscheidet und den kompletten durchgangsverkehr von HbF abkoppelt (siehe Frankfurt / Mannheim). Da halte ich dann für Stuttgart selbst für sehr schädlich.
        Zum Thema Grundwasser und Mineralwasservorkommen in Stuttgart möchte ich auch noch kurz etwas loswerden, da ich mir hier ebensi wie Sie Sorgen gemacht habe. Glücklicherweise habe ich in der Familie (mit meinem Vater) einen Bauingenieur mit Fachgebiet Wasserhaltung den ich zu diesem Thema ausquetschen konnte. Er hat mir dann erläutert das in solch einem Gutachten sehr detailiert und kritisch auf diese Themen eingegangen werden muss da die ausführenden Baufirmen dieses Gutachten für Planung, Kalkulation und Bau heranziehen. Das bedeutet in so einem Gutachten darf nichts fehlen und es sollten auch alle möglichen riskien genannt werden damit man sorgfältig Planen kann und keine Überraschungen wärend der Bauphase erlebt. (Die S-Bahn Tunnel liegen übrigens auch in diesen Schichten).
        Ich möchte zum Schluss noch einen weiteren Punkt anführen der mir ebenfalls an S21 sympatisch erscheint, und das ist das komplette Räumen des Gleisvorfeldes. Denn wer Eisenbahnareal kennt weiss das man sich zu Zeiten der Dampf und frühen Dieselloks um Umweltschutz keine gedanken gemacht hat, was bedeutet das quasie auf jedem Bahnhofsgelände / Bahnbetreibswerk konatminiertes Erdreich vorhanden ist, das ja auch durch Regen Schadstoffe ins Grundwasser spült. Ob das am HBF jetzt in Schlimmem Umfang so ist kann ich nicht belegen, aber die Erfahrungen beim Bahnbetriebswerk sind ja vorhanden.

        Jetzt habe ich doch viel mehr geschrieben als ich eigendlich wollte, aber ich kann nur sagen für mich ist das wichtigste die Diskkusion der Menschen, denn ich bin der festen Meinung das es den Bürgen ob pro oder Contra s21 um eine besseres Stuttgart geht.

        • Max sagt:

          Vielen Dank für diesen sehr sachlichen und ruhigen Kommentar. So etwas würde ich wirklich gerne öfter hören. Ich bin mir sicher, dann wären die Fronten lange nicht so verhärtet wie sie es im Moment sind.

          PS: mir persönlich geht es nicht so sehr um ein besseres Stuttgart sondern um unseren hübschen Park und darum, wie wir von unseren Großwesiren behandelt werden.

    • Guntrun Müller-Enßlin sagt:

      @ Charlie Brown:
      Ich wüsste nicht, wo ich proklamiert hätte, dass ich stellvertretend für die gesamte Evangelische Kirche spreche. In meinen Reden habe ich ausdrücklich gesagt, dass ich gerade das nicht kann. Allerdings, das Folgende auch zu Ihnen: Ich meine durchaus nicht nur als Bürgerin sprechen zu dürfen, sondern aufgrund gewonnener Kompetenz infolge meines Studiums gerade auch als Theologin und Pfarrerin. Genaueres hierzu unter meinem Statement weiter unten Nr. 48.

  24. Veltliner sagt:

    @Karl Martell
    Na, da haben Sie aber das Schreiben von Ihrer Amtsschwester nicht gelesen:
    \Mit diesem Befürworter kloppe ich mich dann stellvertretend für die Kirche, die sich vornehm zurückhält und muss außerdem noch damit rechnen, dass von erhabener Stelle der Zeigefinger erhoben wird.\
    Sie sieht sich nicht als Privatmensch, sondern in einer völligen Verkennung ihrerselbst als Stellvertreterin der \Kirche\. Das , was sie für sich selbst in Anspruch nimmt, spricht sie im gleichen Atemzug ihrem Kollegen Bräuchle ab, der mit derselben Autorität wie sie auch für sich in Anspruch nehmen kann, für die \Kirche\ zu sprechen.
    Ach ja, \Christenmensch\, das ist doch jeder Getaufte (wenn ich Luther richtig verstanden habe), mit oder ohne Theologie-Studium. Zu welcher hevorzuhebenden Kompetenz verhilft denn nun in diesem Zusammenhang dieses Theologiestudium? (Auch unter Berücksichtung des evangelischen Priestertums aller Gläubigen). Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang gerne an die vor dem bösen Alltag bewahrende Käseglocke \Stift\, ein abgeschottetes Raumschiff in Tübingen, dessen Insassen stipendienversorgt und repetentenbetreut dem sicheren Hafen des Pfarramtes der Landeskirche mit dem Bewußtsein auch der späteren Rundumversorgung entgegensahen/sehen. Aber es gab dessen ungeachtet schon damals eine ausgesprochene Dagegenseinkultur. Zum Beispiel gegen die Unterdrückung indigener Völker in Südamerika, gegen Atomkraft, gegen Nachrüstung und nochwas. Dagegensein war ein Wert an sich und das hat sich offensichtlich fortgepflanzt. Bißchen wenig, nicht wahr?

  25. Karl Martell sagt:

    So hat dieses Forum doch wenigstens ein Gutes: Im Sinne eines weiten Verständnisses von Seelsorge kann, wer’s nötig hat, seine Ressentiments loswerden. Ob er sie allerdings wirklich los wird??
    Damit wird definitiv die Weinsorte gewechselt. Veltliner korkt zu sehr.
    PS 1: Mit dem Stift hatte ich nie zu tun.
    PS 2: Mit Agent provocateur war ein anderer gemeint. Der hat schon vor seinem Einsatz für Stuttgart 21 kräftig geübt.

  26. Schwabenwut sagt:

    Liebe Frau Pfarrerin Ensslin,

    ich bedanke mich für Ihr mutiges Wort und auch noch nachträglich für Ihre sehr gute Rede bei der Montagsdemo.
    In einem haben sie in Ihrem Statement nicht recht, Sie stehen nicht allein, wir zigtausen Aktivisten stehen hinter, neben und vor Ihnen. Da soll sich mal so ein Kirchenbeamter trauen etwas gegen sie zu unternehmen.
    Zu der Person Bräuchle habe ich mich bereits anderweitig geäußert, der Mann ist es nicht wert, dass man sich mit ihm kloppt. In allen seinen Gemeinden, wo er tätig war hat er Scherbenhaufen hinterlassen. Ich wäre enttäuscht, wenn er auf der Seite der S21-Gegner stehen würde, denn da würde er von seinem Charakter her nicht hinpassen. Johannes Bräuchle war der Grund, weshalb ich vor zwanzig Jahren aus der Kirche ausgetreten bin.

  27. Veltliner sagt:

    Ach, Herr Martell, so schnell schon am Ende des (Kirchen-)Lateins? Und noch ein wenig treten (\Korkt\ \Ressentiments\l und mit herablassender Arroganz noch ein wenig beleidigt tun…Schwach, auch im Abgang.Sie sollten noch ein wenig üben. Oder bleiben Sie doch einfach bei Ihren Funkantennen.

  28. Uwe Mannke sagt:

    Diese Bibel-Zitate sind schon schön passend. Ich empfinde sie aber zu rezepthaft und einer vorausgesetzten politischen Absicht untergeordnet. Man braucht auch nicht die Bibel um die Unumkehrbarkeit rein sachlich widerlegen zu können, was jetzt schließlich die SPD, gedrängt durch Wählerumfragen und Eppler, sogar hingekriegt hat. Es will mir nicht schmecken, wenn ethische Postulate als Hebelarmverlängerung eingesetzt werden. Was wahr ist, ist auch ohne 5. Gebot als wahr einforderbar. Das Problem ist, dass wir in einer Welt leben, die den Darwinismus bzw. den Materialismus voraussetzt und darauf aufbauend Adam Smith das Regulativ der \unsichtbaren Hand\, der sich gegenseitig korrigierenden Egoismen ausrief. Diesem Prinzip gehorcht unsere Wirtschafts-Ethik vom Wettbewerb und dem wollen sich die Amtskirchen nicht entgegenstellen, vielleicht wegen des falschverstandenen Gleichnisses von den Talenten und deren Mehrung bzw. der Verdammung des Ängstlichen. Wer hat dem wird gegeben. Statt hier anzusetzen, verkriecht sich die Kirche in einer Sonntagsinstitution, spendet Trost und manipuliert an den Symptomen.
    Gegen Stuttgart21 Partei zu nehmen, ist aber eine Operation an Symptomen 2.Ordnung. Zum Glück hat die Amtskirche diesen Bumerung nicht losgeworfen, in dem sie Ethik gegen S21 einseitig anwendet. Da habe ich dann lieber eine schwächelnde Erklärung dieser Landeskirchen.
    siehe:
    http://www.elk-wue.de/aktuell/meldungen/detailansicht-pressemitteilung/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=22606&tx_ttnews%5BbackPid%5D=78&cHash=d57feb365d

    • Max sagt:

      Ich denke, wir haben eine recht ähnliche Einstellung was den Materialismus betrifft, aber was soll immer diese Anspielung auf den Darwinismus? Soweit ich informiert bin geht es dabei um die Evolutionslehre, und was die nun mit der ganzen Thematik zu tun haben soll, will mir nicht einleuchten. Ihre Aussagen klingen, als zögen Sie die Evolution an sich in Frage, und das käme mir dann doch recht befremdlich vor. Ich halte es da eher mit Brian Cox (hier ab 10:55 und hier)

      • Uwe Mannke sagt:

        Darwin begründete die Evolutionslehre, nicht den Darwinismus.
        Dieser kann mißbraucht werden mit Dogmen wie: das Recht des Stärkeren. Der Mensch als höchste Stufe der Entwicklung bezieht seine Herkunft und sein schlichtes Dasein auch noch aus einer zweiten Ursachenkette, die er selbst beeinflussen kann.

  29. Veltliner sagt:

    -bleiben einem gegenwärtig nur noch Trauer und Scham darüber, dieser Institution anzugehören.-deakleqanun

    (Trauer und Scham sind jedoch nicht groß genug, um auf Stelle, Pfarrhaus und Gehalt zu verzichten)

  30. Helmut Sobko, Pfarrer i.R. sagt:

    Lieber Veltiner, lieber Charlie Brown,
    Sie stellen beide die Frage, warum Pfarrerin Müller-Enßlin und wir zwei Pfarrer i.R. in dieser Diskussion unserem Namen auch noch die Berufsbezeichnung Pfarrer hinzugefügt haben. Sie fragen: Welche Kompetenz vermittelt unsere kirchliche Ausbildung, dass wir uns als mehr wert fühlen in unserer Meinung zu Stuttgart 21.
    Nun, ich denke ich kann auch für meine beiden Kollegen sagen: Wir fühlen uns auf alle Fälle nicht als mehr wert. Aber (und ab jetzt rede ich nur für mich): Eine gewisse Kompetenz als Pfarrer nehme ich schon in meiner Meinung zu Stuttgart 21 für mich in Anspruch.
    Ich bin dazu ausgebildet und von meiner Kirche beauftragt nach bestem Wissen und Gewissen z.B. zu ethischen Fragen auf der Kanzel (und auch ohne Kanzel) vom christlichen Glauben her Stellung zu nehmen. Und für mich geht es bei Stuttgart 21 längst nicht mehr nur um ein verkehrstechnisches Sachthema. Hier stellt sich z.B. sehr bedrängend die Frage: Ist dieses Projekt in seiner Kostensteigerung von ursprünglich etwa 4,6 Mill. € auf inzwischen 7,4 Mill. € (und es gibt inzwischen Schätzungen, die von 12 Mill. € reden) ethisch noch gerechtfertigt im Angesicht, der Menschen, die selbst im reichen Stuttgart Tafelläden aufsuchen müssen und in Mülleimern nach Nahrungsmitteln wühlen? Steht da der sachliche Vorteil, den Stuttgart 21 (angeblich) bringen soll noch in einem Verhältnis zu den Kosten? In Briefen, die ich an unsere Berufspolitiker gegen Stuttgart 21 geschrieben habe, wurden mir sehr wenig sachliche Gegenargumente genannt. Aber in fast allen Antwortbriefen stand: Wenn wir Stuttgart 21 nicht bauen, dann geht das Geld vom Bund sowieso nur an die ärmeren Bundesländer… Was für ein beschämender Baugrund für Stuttgart 21!
    Genauso steht für mich die ethische und gesellschafts-politische Frage: Sehen sich unsere Berufspolitiker wirklich noch als Volksvertreter? Warum lehnen sie dann bis heute eine Bürgerbefragung ab (die bei Kostensteigerungen des Objektes eigentlich vorgesehen war)? Natürlich darf man fragen, warum sich der Volkeswille erst jetzt so lautstark zu Wort meldet und nicht schon in der Planungsphase. Die Antwort ist für mich klar: eben wegen dieser enormen Kostensteigerungen und weil der Bevölkerung viele Planungsdetails – die gegen Stuttgart 21 sprechen – verheimlicht wurden
    Ja, ich nehme es mit der Kompetenz meines christlichen Glaubens tatsächlich für mich in Anspruch, als Pfarrer hier Stellung zu beziehen.
    Ich habe übrigens von 1945 bis 2002 in der DDR gewohnt und war dort von 1970 bis 2002 als Gemeindepfarrer tätig (danach dann von 2002 bis 2008) als Pfarrer im Kreis Esslingen. In meiner DDR-Zeit musste ich miterleben, wie eine Politik sich von den (meiner Meinung nach) ehrlich gemeinten guten sozialistischen Anfängen zu menschenverachtenden und das Volk unterdrückenden Realitäten veränderte. Während der friedlichen Revulution bin ich dann als Pfarrer und im Talar (meiner Dienstkleidung) an der Spitze der Friedensdemonstrationen gelaufen. Und in den Friedensgebeten in unseren Gotteshäusern haben wir als Kirche ganz bewusst nicht nur über ethische Grundfragen gesprochen und gepredigt, sondern auch über die Sachfragen, die die Menschen damals bewegten (Reisefreiheit, Meinungsfreiheit der Medien, Schulfragen, Umweltverschmutzung). Und interessanterweise haben darüber damals die Leute in der Bundesrepublik besonders Beifall geklatscht, die heute von mir und anderen Kirchenveretretern fordern die Kirche sollle sich doch gefälligst aus derPolitik und Wirtschaft heraushalten. Nein, diesen Gefallen tue ich ihnen nicht. Und ich maße mir (auch auf Grund meiner Erfahrungen in der DDR) die Kompetenz an, als Pfarrer zu warnen und zu demonstrieren, wenn ich z.B. die Gefahr sehe, dass sich die soziale Marktwirtschaft zu einem Raubtierkapitalismus entwickelt oder wenn das Geld für überteuerte Prestigeobjekte (Stuttgart 21!) da ist, während die Armut in unserem Land immer größer wird. Schluss. Amen !

    • Charlie Brown sagt:

      Lieber Herr Helmut Sobko

      ich glaube Es ist nicht ganz klar geworden um was es mir im Detail ging.
      Selbstverständlich dürfen Sie als Bürger Ihre Meinung auch öffnetlich Kund tun.
      Auch das Sie Pfarrer sind müssen Sie nicht verschweigen.
      Allein der Punkt das Frau Müller-Enßlin für die gesamte Kirche sprechen möchte wiederstrebt mir.
      Helfen Sie mit das Bürger sich über das Thema eine Meinung bilden können, berichten Sie über Ihre Sorgen, Mahnen Sie zu Besonnenheit.
      Eine der faszinierensten Dinge an Jesus fand ich immer das er sich selbst nie über die Menschen gestellt hat, das er immer auch mit denen Gesprochen hat die sonst von allen nur verachtet oder verstossen wurden, er hat Ihnen auch nicht gesagt was unebdingt zu tun ist. Sondern er hat mit Ihnen sein wissen und seine Weisheit geteilt und Ihnen dann aber selbst die Entscheidungsfreiheit gelassen.

      Genau das wünsch ich mir von meiner Kirche.

    • Guntrun Müller-Enßlin sagt:

      Lieber Herr Sobko,
      herzlichen Dank für Ihren Kommentar, insbesondere für die treffende Analyse bzgl. S21, die sich mir ganz genau so darstellt.

  31. DerAssistent sagt:

    Liebe Frau Müller-Enßlin,

    um ihre Sorge zu zerstreuen: Sie müssen nicht für die „ganze Kirche“ kämpfen! Für mich beispielsweise kämpfen Sie nicht – und für viele andere Kollegen genau so wenig.
    Bestürzend finde ich, wie sehr Sie Ihre eigene Position und Ihr Amt durcheinanderwerfen – und dadurch missbrauchen! Haben Sie sich eventuell schon einmal überlegt, dass es durchaus auch andere Positionen geben darf – wie beispielsweise die des Kollegen Bräuchle – die AUCH in aller Öffentlichkeit vertreten werden dürfen?
    Und vielleicht ist es ja auch grade Ihre militante Haltung, die die Kirche momentan in Misskredit bringt – und nicht, dass jemand seine Meinung kundtut, nur, weil es nicht die Ihre ist…

    • Desideratus sagt:

      Was denn nun, Herr Assistent? Frau Müller-Enßlin missbraucht ihr Amt, Herr Bräuchle darf seine Position in aller Öffentlichkeit vertreten?
      (Zu ihm hat „Schwabenwut“ oben schon das Nötige gesagt.)
      Klar, dass Äußerungen qua Amt einerseits und bürgerliches Engagement andererseits nicht durcheinander zu bringen sind.
      Aber wen es interessiert, der darf doch von Kirchenleuten erfahren:
      – Wer engagiert sich für ein Projekt, das als „Geschenk“ verkauft wird, aber einen unabsehbaren Haufen Geld kostet und in erster Linie kommerziellen Interessen dient?
      Und wer betrachtet das Projekt eher aus einer kulturellen, sozial verträglichen Perspektive und fragt „nach der Stadt Bestem“ im Sinne einer bürgerfreundlichen, lebenswerten Stadt?
      – Wer nimmt eine großspurige, verlogene Werbung hin oder unterstützt sie sogar?
      Und wer hat an dieser Stelle ein sensibles Ohr und hört die falschen Töne?
      – Wer führt hauptsächlich formale Argumente an (Beschlüsse von Gremien) und verharrt in obrigkeitlich orientierter Gutgläubigkeit? Eigentlich: Schlechtgläubigkeit!
      Andererseits: Wer plädiert für die Offenlegung und Berücksichtigung aller, auch kritischer Gutachten und nimmt fachlich qualifizierte Stellungnahmen wahr?
      – Wer gibt sich einem „unaufhaltsamen“ Größer, Weiter, Schneller bedenkenlos hin?
      Und wer betrachtet Entwicklungen differenzierter, aufmerksamer und weiß um die Grenzen angeblich unbegrenzter Machbarkeit?
      Die Reihe alternativer Fragen ließe sich fortsetzen. Viele Menschen, auch Theologen, sehen ihre Lebensverhältnisse existenziell berührt und sie äußern sich. Und das ist auch gut so!

      • DerAssistent sagt:

        Lieber Desideratus,

        das stimmt wohl, dass sich viele in ihrer Existenz berührt fühlen – und das ist auch völlig legitim!
        Allerdings: Man fühlt sich als Privatperson betroffen – nicht in seinem Beruf. Denn selbst wenn Frau Müller-Enßlin (als Beispiel,
        weil sich diese Diskussion auf ihren Beitrag bezieht) Gärtnerin wäre, wäre sie betroffen. Deshalb: Was sie als Privat-
        person sagt, ist völlig in Ordnung. Dies aber als Vertreterin der Pfarrschaft – oder gar der ganzen Kirche – zu sagen, ist
        vermessen! Denn, wie oben auch schon richtig angemerkt ist: Es gibt auch andere Meinungen in der Kirche. Damit ist
        nun nicht dem Kollegen Bräuchle der Rücken gestärkt. Denn auch er sollte als Pfarrer schweigen und als Privatperson
        demonstrieren!

        Selbstverständlich dürfen Sie von „Kirchenleuten“ erfahren, was sie über verschiedene Themen denken. Und diese dürfen
        das auch kundtun – allerdings nicht als Pfarrer. Denn als Pfarrer sind sie für alle da – für Befürworter und Gegner! Und
        ich frage mich, ob Ihr Informationsdrang auch dann bestehen bliebe, wenn „Ihr“ Pfarrer oder „Ihre“ Pfarrerin etwas
        anderes denkt, als Frau Müller-Enßlin! Wären sie ein glühender Verfechter der Meinung von Pfarrer Bräuchle?

        Das Problem fängt meines Erachtens damit an, dass Frau Müller-Enßlin ihre Meinung als absolut setzt und es als Zumutung
        empfindet, dass ein Kollege andere Meinung ist. Das ist weder demokratisch noch christlich!

        • Guntrun Müller-Enßlin sagt:

          Auch an Sie, lieber Herr Astistent die Frage: Wo, bitte, habe ich meine Meinung absolut gesetzt, bzw. für mich in Anspruch genommen, für die ganze Kirche zu sprechen? In meinen Reden, nachzuhören auf You tube, habe ich ausdrücklich dementiert, dies zu können. Ich erhebe allerdings Anspruch auf eine Fachkompetenz infolge meines Studiums, auf dessen Hintergrund sich für eine/n Theolog/in durchaus eine bestimmte Haltung in Bezug auf bestimmte politische Sachverhalte nahelegen, sofern diese so offensichtlich ethische Gesichtspunkte tangieren wie S21. Genaueres siehe unten unter Statement Nr. 48

        • DerAssistent sagt:

          Liebe Frau Mülle Enßlin: An der Stelle, wo sie sich „stellvertretend für die Kirche“ mit Herrn Bräuchle zoffen müssen – hier oben in ihrem offenen Brief, auf den ich Bezug nahm!

          Ich frage mich, wie Sie wohl reagieren würden, wenn die Kirche nun tatsächlich Position bezieht – und diese nicht die ist, die sie im Moment verlangen… ? Diese Möglichkeit müssten Sie zumindest mitdenken.
          Darüber hinaus bezweifle ich nicht ihre Fachkompetenz – denke aber, dass wir beide in einem anderen Auftrag unterwegs sind. Auch wenn so gern glauben gemacht werden soll, es gehe hier um „Erhalt der Schöpfung“ oder „Menschenwürde“: zuvorderst geht es um eine städtebauliche und verkehrstechnische Maßnahme. Wie hier Theologie missbraucht wird, liegt mir (ehrlich gesagt) schwer im Magen!

          Und wie unter diesen Umständen eine gedeihliche Gemeindarbeit möglich ist, wo doch sicher auch unter Ihren „Schäfchen“ Befürworter sind, bleibt für mich völlig offen, aber gerne einmal (nach dem Bau) zu diskutieren…

        • Guntrun Müller-Enßlin sagt:

          Lieber Assistent – übrigens, falls es sich bei Ihnen um einen Kollegen handelt, und nicht nur dann, würde ich lieber von Eigenname zu Eigenname mit Ihnen korrespondieren –
          wenn ich in meinem offenen Brief gesagt habe „stellvertretend für die Kirche“, dann meinte ich damit, dass hier zwei Kollegen – nämlich Pfr. Bräuchle und ich stellvertretend für die Kirche einen Konflikt austragen, dem sich eigentlich die Kirche selber stellen müsste. Das tut sie nicht.
          Ihre Einschätzung des Projekts als rein städtebauliche und verkehrstechnische Maßnahme nehme ich zur Kenntnis; verstehen tue ich sie nicht. Denn für jeden offensichtlich wird hier für das vermeintlich Neue, Bessere zunächst einmal Schöpfung in Gestalt eines herrlichen Parks mit gesunden alten Baumriesen zerstört – kein ethisches Thema? Milliarden von Steuergeldern, von denen leicht durchschaubar vor allem Bauwirtschaft und Banken profitieren, werden in dieses Projekt hinein gesteckt, während gleichzeitig in Berlin ein Sparpaket geschnürt wird, mittels dessen etwa bei Hartz IV-Empfängern das Elterngeld, Heizkosten- und Wasserkostenzuschuss gestrichen wird – und hierzu sollen wir von Kirchenseite nichts zu sagen haben? Um das Projekt durchzudrücken, werden Gutachten zurückgehalten, es wird gemauschelt, getrickst, gelogen und betrogen, Politiker verhalten sich Bürgern gegenüber wie Feudalherren – alles keine ethischen Aspekte für Sie? Das mag begreifen, wer will, ich kann es nicht!

  32. Uwe Mannke sagt:

    Die Identifizierung von Lügenpack – praktisch gesehen.

    wir leben in einer Zeit, in der „die guten Argumente überwiegen“ sollen. An vielen Stellen erleben wir – exemplarisch bei S21 – das unsere guten Argumente mit schlechten, d.h. mit bloßen und zudem falschen Behauptungen „aufgewogen“ werden. Es wird also mit einer Scheinrationalität gelogen, dass sich die Balken biegen.

    Man möchte jetzt von einer Kirche erwarten, dass sie zB an das Gewissen der Verantwortlichen appelliert. Soweit mir bekannt ist, tut sie das, allerdings nicht, indem sie einzelne Personen der Lüge bezichtigt.

    Wir beziehen die Kraft unserer Moral nur aus den Werten, die uns durch Religion, also das Vertrauen auf etwas Überirdisches, vermittelt wird. Diese Kraft bewegt mittlerweile über 50.000 Menschen.

    Der moralische Erfolg ist spürbar, im Äusseren also Baustop warten wir noch verzweifelt auf ihn.

    Dieser Verzweiflung zu begegnen, ist Aufgabe der Kirche. Auch hier darf sie sich aber nicht einseitig positionieren. Auch hier hat eine richtig verstandene Kirche genügend Möglichkeiten, die Menschen in Gewissenskonflikten (in verschiedener Weise, auf beiden Seiten) zu stärken. Auf diesem Grat zu wandern, fehlt der Kirchenleitung der Mut. Die dazu nötigen Erklärungen der Kirche müssen aktuell auf Stuttgart21 bezogen werden.

    Ich hoffe, die lesen diesen Dialog hier.

    • DerAssistent sagt:

      wären Sie an einer Positionierung interessiert, wenn diese nicht Ihre Meinung beinhaltet? Eine Erkärung, in der Kirche sich voll
      hinter S21 stellt? Sie sagen, die Kirche dürfe sich nicht einseitig positionieren – gerade das fordern Sie aber doch: Kirche soll als
      Gegner von S21 deutlich werden.

      Gerade aus den Gründen, die Sie in Ihrem letzten Abschnitt anführen, KANN Kirche sich naber icht mehr positionieren, als sie es
      bisher getan hat. Oder würden Sie als gewissensgeplagter S21-Gegner zu einem Pfarrer gehen, der das Projekt gutheißt?

      • Uwe Mannke sagt:

        im Prinzip tut die Kirche seit heute das, was ich versuchte zu beschreiben. Die Kirche geht jetzt auf S21 ein, ohne sich zu positionieren, bzw. jede Seite kann das auch für sich interpretieren.

        • DerAssistent sagt:

          eben 🙂 Ein sehr guter Weg, wie ich finde! Und solange Gegner und Befürworter gemeinsam beten können, kann der Graben noch nicht so tief sein, oder?

  33. Guntrun Müller-Enßlin sagt:

    Hallo an alle! Sorry, dass ich mich so spät zu Wort melde, ich wusste nicht, welche Diskussion hier im Gang ist.
    @Verschiedene: Ich habe nirgendwo behauptet oder gar beansprucht, weder in meinem Brief noch in meinen Reden, dass ich für die Kirche als Ganzes spreche. Das kann ich gar nicht. Ich kann nur sagen, wofür sie meiner Meinung steht und sprechen sollte und hier gleaube ich durchaus meine Kompetenz als theologische Fachfrau „ins Feld“ führen zu dürfen (siehe unten). Meine Kritik in meinem offenen Brief ging vor allem dahin, dass Pfr. Bräuchle und meine Person als die einzigen, die sich hier exponieren, stellvertretend für die Kirche im Ring stehen, der eine für, die andere gegen das Projekt, während die oberen Etagen der Kirchen sich vornehm zurückhalten. Das ist nach meiner Überzeugung als Theologien und Pfarrerin nicht der Ort, an dem die Kirche stehen sollte in Bezug auf ein Projekt, das ganz offensichtlich ethische Fragen berührt und Grundwerte in Fragen stellt (als da wären vor allem Bewahrung der Schöpfung , soziale Gerechtigkeit, Glaubwürdigkeit der Politik, usw). Denn mit dem Auftrag der Kirche, das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden, verbindet sich ein Wächteramt in der prophetischen Tradition, das Kirche in der Gesellschaft hat. Es knüpft an Propheten wie Hesekiel und Amos an und wurde ausgeübt, wenn etwa soziale Schieflagen vorlagen (vgl. z.B. Sozialkritik von Amos, Kapitel 5). Auch Jesus hat ein entsprechendes Amt wahrgenommen. Sie alle standen in Auseinandersetzung und Widerstreit mit den Herrschenden in Religion und Politik (!), wobei der „Mammon“ in Form von Macht, Geld und Gier immer ein großes Thema war. („Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“, Matthäus 6,24.). Sie merken, hier spreche ich als Theologin, die sich während des Studiums ausgiebig mit den Evangelien und den alttestamentlichen Propheten beschäftigt hat. Noch einmal: Kirche steht in deren Tradition und Nachfolge, weshalb sie meiner Meinung nach in der derzeitigen Diskussion nicht unparteiisch bleiben kann. Tut sie es trotzdem, stellt sie sich automatisch auf die Seite der Macht und dort hat sie meiner Meinung nach erst recht nichts verloren.
    Aus vorgenannten Gründen hat es im Übrigen für mich einen Beigeschmack, wenn sich die oberen Kirchenetagen jetzt, nachdem sie ihr „Kirchenvolk“, (das die ethische Relevanz von S21 sehr genau spürt, sonst wäre die entsprechende Bitte um Rückhalt bei den Kirchen nicht so laut!) lange Zeit vor Ort allein haben streiten lassen, die noble Rolle des Vermittlers geben, der für den Frieden eintritt, wenn sich die Parteien ordentlich gezofft haben. Hier empfehle ich den Offenen Brief von Rolf Sauer (auf der Kopfbahnhofseite unter „Presse“ und dort „offene Briefe“ nachzulesen), dem ich voll zustimme.
    Übrigens: Alleine bin ich nicht (mehr), danke für alle entsprechenden Reaktionen von Amststrägern aus Kirchenkreisen – es waren viele!

  34. Stephan Becker sagt:

    @Charlie Brown
    „Auch auf der Kopfbahnhof-21 Seite ist das schriftlich festgehalten, und nehmen wir die dort genannte Summe von 460Mio dann sind das ein Quadratmeterpreis von 460Euro mitten in Stuttgart. Die Quadratmeterpreise in Stuttgart liegen sonst ca. zwischen 3000,- bis 4500,- Euro.“

    Gilt das auch für verseuchtes Bahngelände? Oder ist das Ganze nicht eine sehr günstige Methode der Bahn, um Altlasten loszuwerden?

    „in Herr Zetsche sagt dann z.B. ohne Infrastruktur mach ich den Standort Stuttgart dicht also seid pro “

    Ersten wäre Herr Zetsche nach der Umsetzung dann wahrscheinlich die längste Zeit Mitarbeiter bei Daimler gewesen und zweitens hätte Daimler dann wohl ein Absatzproblem bei seinen Pkw.

    Seit 15 Jahren wird geplant und berechnet und trotzdem ist der Planungsabschnitt des Flughafens bis heute nicht eindeutig fertig gestellt bzw. „planfestgestellt“.

    @Uwe Mannke

    „Gegen Stuttgart21 Partei zu nehmen, ist aber eine Operation an Symptomen 2.Ordnung. Zum Glück hat die Amtskirche diesen Bumerang nicht losgeworfen, in dem sie Ethik gegen S21 einseitig anwendet.“

    Ich denke, dass die Kirchen oder auch Religionsgemeinschaften und dementsprechend ihre Vertreter sehr wohl das Recht und sogar die Pflicht haben etwas zu den Themen Gerechtigkeit und Schöpfung zu sagen. Vor allem dann wenn es um die Beschädigung dieser Begriffe geht.

    Es werden doch z.B. in der Kirche Märtyrer verehrt, die haben sich so stark für ihren Glauben (z.B. gegen Verfolgung) eingesetzt, dass sie ermordet wurden.
    Ein Dietrich Bonhoeffer hat sich gegen den Nationalsozialismus aktiv gewehrt und wird heute dafür verehrt, in London an der Westminster Abbey sogar mit einer eigenen Statue:

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Westminster_Abbey_C20th_martyrs.jpg&filetimestamp=20070710022227

    Vertreter der Kirche haben sich meiner Meinung nach vor allem für die Menschen einzusetzen so wie Jesus sich auch um Zöllner und Prostituierte kümmerte und weniger um die Pharisäer.

  35. Uwe Mannke sagt:

    StZ – Nachrichtenticker:

    Das „Gebet für Stuttgart“ wird ab Montag täglich in der Stiftskirche im Mittagsgebet (12.15 Uhr) gesprochen.

    In dem Gebet heißt es:

    „Gib den politisch Verantwortlichen in den Parlamenten, im Rathaus, in der Landesregierung und bei der Bahn nun die Weisheit, gute Entscheidungen zu treffen.

    Gib ihnen Mut, Weitsicht und Ehrlichkeit.

    Wir bitten dich für alle Protestierenden um Besonnenheit, um den Willen, Gewalt zu vermeiden, und die Bereitschaft, aufeinander zu hören.“

    Dieses Gebet ermöglicht, die Kraft der Gedanken einzusetzen. Ich werde mich diesem Aufruf anschließen, weil ich dieser Kraft unabhängig vom reliösen Hintergrund bzw. von Religion überhaupt vertraue.

    Ich werde versuchen, dieses Gebet, dessen Wortlaut aus meiner Sicht nicht verändert oder ergänzt werden muss, Menschen die ich kenne, ebenfalls nahezulegen.

    Die Stiftskirche ist ein geeigneter Ort, die Kraft guter Gedanken zu schöpfen. Möglicherweise finden wir für den Zeitpunkt 12.15 Uhr weitere Orte. Vielleicht läßt sich das auch mit Musik vorbereiten.
    Es wäre wichtig, dieses „Zu-Hören“ so zu unterstützen, dass es Mut, Weitsicht und Ehrlichkeit befördert.

    Natürlich freue ich mich, wenn diese Initiative von Freunden weitergetragen wird.

    • Guntrun Müller-Enßlin sagt:

      Lieber Herr Mahnke,
      ich finde die Möglichkeit zum Gebet auch gut. An der Formulierung stört mich allerdings, dass die Worte „Gewalt vermeiden“ und “ Bereitschaft, aufeinander zu hören“ nur in Bezug auf die Protestierenden verwendet werden. Das suggeriert, als sei etwa das Potential zur Gewalt vor allem bei den Protestierenden vorhanden. Der Aspekt (schlecht) verbrämter Gewalt auf der Betreiberseite, durch welchen Gewalt auf der anderen Seite erst provoziert wird und der sich etwa darin äußert, dass der Bagger sogar während der Montagsdemo weiter abreißt, wird dabei unterschlagen.
      Bezüglich Ihrer im Verlauf dieses Dialog speziell an mich gerichtete Fragen sollten wir mal mündlich Kontakt aufnehmen.

      • Uwe Mannke sagt:

        Liebe Frau Müller-Enßlin,
        dieses Gebet ist eine Gratwanderung auf schwierigstem Terrain. Vor dem Hintergrund, dass Kirche Vermittler sein soll und muss, bietet es sich an, von beiden Seiten viel zu verlangen, entsprechend der breite des täglich wachsenden Grabens.

        Ich komme mit der, was uns S21-Gegner betrifft, einseitigen Formulierung dann zurecht, wenn wir sie uns in die Zukunft gerichtet vorstellen und wenn man beide Forderungen logisch miteinander verbindet. Meine Hoffnung und mein Glaube ist, dass wenn zwei in meinem Namen zusammen sind, ein drittes hinzukommt. Ein fruchtbares Gespräch setzt Inter-esse voraus.
        Unsere Fähigkeit Zuzuhören kann fruchtbar auf die Ehrlichkeit unseres Gegenübers wirken. Umgekehrt wird das Bemühen um Ehrlichkeit unseren Willen, dem anderen zuzuhören, stärken.

        Ich werde mich weiter darum bemühen, dass wir dieses Gebet ernsthaft mit guten Gedanken stärken. Es wird wohl die nächsten Wochen als Mittagsgebet uns Gelegenheit dazu bieten.

        Für die Klärung der anderen Fragen werde ich auf Sie zukommen.
        Herzliche Grüße
        Uwe Mannke

        • Max sagt:

          Und noch einmal möchte ich betonen: ich freue mich sehr, auf welchem Niveau sich diese Diskussion bewegt. Entspannt, offen, ehrlich, freundlich. Trotz Meinungsverschiedenheiten. Das würde uns allen gut zu Gesicht stehen.

          Mit freundlichen Grüßen,
          Max

Kommentare sind geschlossen.