Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kuhn,
wir, die Gruppe Nordlichter, möchten Sie heute an den Ordner erinnern, den wir Ihnen Anfang des Jahres übergeben haben. Laut Ihrem Schreiben vom 6. Dezember an uns Stadtteilinitiativen haben Sie unsere Anregungen und Wünsche mit Interesse gelesen und zur weiteren Bearbeitung an die Verwaltung weitergereicht. Das ist ja schön von Ihnen, aber dem sollten auch Taten folgen.
So hatten wir darum gebeten, die Situation des Bodenbelages an der Nordbahnhofhaltestelle der U12 nachhaltig zu verbessern. Hier müssen die Bodenplatten alle paar Monate ausgebessert werden - das nennt man auch Flickschusterei. Wie wäre es, hier einen festen Belag/Asphalt zu benutzen? Das wäre jedenfalls billiger und weniger unfallträchtig.
Des Weiteren haben wir in unserem Ordner darauf hingewiesen, dass wir seit Jahren auf einen Aufzug zur S-Bahnhaltestelle Nordbahnhof warten. Auch in unserem Stadtteil gibt es alte Leute, Menschen mit Handicap, junge Mütter oder Väter mit Kinderwagen und Reisende mit Koffer. Wir bitten Sie nochmals, mit der Bahn zu diesem Punkt zeitnah eine Lösung zu finden.
Kleine Historie zum Nordbahnhofviertel:
Das Nordbahnhofviertel, auch Pragsiedlung (Prag = Brache) genannt, ist eng mit der Eisenbahn verknüpf. Es ist 1886 entstanden durch die Württembergische Eisenbahngesellschaft. Damals wurde ein neuer, großer Güterbahnhof gebaut – am heutigen Nordbahnhof. Dafür wurden viele Arbeiter gebraucht. Das waren Bauern und Tagelöhner aus dem Umland, die untergebracht werden mussten. In den 60er -und 70er-Jahren sind viele der ursprünglichen Einwohner weggezogen. An ihrer Stelle sind viele Migranten eingezogen, die auch heute den Großteil der Bevölkerung im Nordbahnhofviertel ausmachen.
Daher ist es gerade hier wichtig, Örtlichkeiten zu haben, wo die Menschen gemeinsam sporteln können. Denn gemeinsamer Sport hilft den Bewohnern, sich mit dem Stadtteil besser zu identifizieren, ein Wir-Gefühl zu entwickeln im Sinne einer „Sozialen Stadt“.
Im gesamten Nordbahnhofviertel gibt es aber nur noch einen einzigen Bolzplatz (an der Steinbeißschule) und der ist sehr klein und eigentlich unbrauchbar. Wir brauchen dringend möglichst bald einen Ersatz für den Bolzplatz im Rosensteinpark, der im Frühjahr 2013 von der DB für S21 zerstört wurde. Die Bahn hatte uns versprochen, so schnell wie möglich in unmittelbarer Nähe des alten einen neuen Bolzplatz zu erstellen. Darauf sollte ab etwa Ende August 2013 das Spielen möglich sein. Es ist inzwischen Dezember und bislang ist nichts in dieser Hinsicht geschehen!
Im Stuttgarter Norden gibt es eine Reihe von Berufsschulen, deren Infrastruktur (Sportplatz, Sporthalle) auch den Anwohnern, gerade auch den Kindern und Jugendlichen, zur Verfügung gestellt werden könnte. Ein Sportverein würde nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern allen Anwohnern die Möglichkeit geben zu sporteln. In Stuttgart Zuffenhausen/Rot gab es im Rahmen der Sozialen Stadt bis zu drei Stadtteilmanager, die beispielsweise ein Bürgerhaus initiierten. Dies wäre auch für das Nordbahnhofviertel wünschenswert. Wer entscheidet, ob ein Stadtteil als Sozialen Stadt entsprechend gefördert wird?
In unserem Ordner steht auch eine dringende Bitte, die wir nun als dringende Forderung formulieren: Halten Sie die Gentrifizierung des Nordbahnhofviertels auf! Lassen sie nicht zu, dass die Bevölkerung mit geringem Einkommen oder kleinen Renten aus unserem Viertel vertrieben wird! Diese Menschen machen unseren Stadtteil aus und geben ihm sein Gesicht. Sie haben hier ihre Heimat und ihr soziales Umfeld.