Rede von Siegfried Busch, Aktionsbündnis für den Kopfbahnhof Steinlach/Mössingen, auf der 471. Montagsdemo am 8.7.2019
Liebe Leute,
die Erfinder und Betreiber des Bahn- und Städtebauprojekts Stuttgart 21 (aktuell richtiger „Immobilienprojekt mit Kollateralschaden Stuttgart 21“), also die Stuttgart-21-Befürworter, dürfen natürlich ihr Projekt loben und rühmen, das ist normal. Aber man sollte dabei auf dem Teppich bleiben und nicht maßlos übertreiben, sonst wird’s zur fragwürdigen falschen Schmeichelei. Ich hab’ mir in letzter Zeit solche übertriebenen „Schmeichelworte zu Stuttgart 21“ aufgeschrieben, die ersten drei heißen „Das neue Herz Europas“, „Leuchtturmprojekt“ und „geniales Jahrhundertprojekt“.
Liebe Leute hier auf der Demo, das kennt ihr schon alles und noch viel mehr. In meiner gedruckten Rede stehen 40 Schmeichelworte zu Stuttgart 21. Die meisten sind schon lange zu Lachnummern geworden, sie haben sich überholt oder ins krasse Gegenteil verkehrt. Extrembeispiele sind „best geplantes Projekt“ und „überragende Verkehrsbedeutung“. Die Genehmigungen zur Park- und Stadtzerstörung wurden mit der „überragenden Verkehrsbedeutung“ gerechtfertigt, der Naturschutz damit ausgehebelt. Wörtlich heißt es in der Planfeststellung: „... insbesondere spricht aber die überragende Verkehrsbedeutung des Vorhabens als überwiegend öffentlicher Belang hier für eine Befreiung. Gegenüber dieser überragenden Verkehrsbedeutung haben die Schutzinteressen, die mit dem Landschaftsschutzgebiet verfolgt werden, zurückzutreten.“ (PFB1.5 Seite 346) Damit konnten im Rosensteinpark Bäume gefällt werden und konnte der schöne alte Schlossgarten am Bahnhof ganz legal vernichtet werden!
Wir Gegner vom „Jahrhundertprojekt“ haben eine Unmenge an kritischen Worten gesagt und geschrieben. Das sind natürlich keine echten Schmeichelworte, sondern das Gegenteil, es ist schonungslose Kritik.
In meiner Liste heißen die ersten drei von 120: „Größte Fehlentscheidung der Eisenbahngeschichte“, „Eisenbahn-Zerstörungsprojekt“ und „Untergangsprojekt Stuttgart 21“. Ist es denn sinnvoll, immer wieder auf den Unsinn von Stuttgart 21 hinzuweisen und sich immer noch für einen besseren Bahnhof einzusetzen? Ja! Man muss es immer wieder sagen. Das meinte auch der politisch engagierte Bertolt Brecht mit seiner Mahnung „Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!“ weiterlesen