Rede von Wolfgang Isele, Bad Cannstatter gegen S21, auf der 217. Montagsdemo am 7.4.2014
Großprojekte fressen Lebensqualität
Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, liebe Mitstreiter der Bewegung gegen Stuttgart 21,
ihr steht hier auf dem Marktplatz von Bad Cannstatt. Er war bis vor kurzem mit dem liebsten Kind der Deutschen zugeparkt, seinem heiligen Blechle. Gegen hinhaltenden Widerstand der Autolobby konnte mit dem autofreien Marktplatz ein erster kleiner Fortschritt auf dem Weg zu einem lebenswerten urbanen Ort ohne Lärm und Blech durchgesetzt werden.
Diesem kleinen Fortschritt stehen jedoch massive Rückschritte an anderen Orten gegenüber. Ich spreche von dem 200 Millionen teuren B10-Autotunnel unter dem Rosensteinpark und natürlich von Stuttgart 21. Die Bahn beabsichtigt den Bau einer neuen Eisenbahnbrücke über den Neckar und hat im März mit dem Bau des Cannstatter Tunnels begonnen. Er soll in Zukunft mit mehreren Röhren für S- und Fernbahn unter dem Rosensteinpark von Bad Cannstatt zum Hauptbahnhof führen.
An der Haltestelle Mineralbäder graben sich bereits seit Februar diesen Jahres die Bagger der Firma Wolff & Müller durch das Erdreich der Grünflächen beim Mineralbad Leuze; Bohrgeräte treiben ihre Bohrer in den Mineralwasser führenden Untergrund. Raupenfahrzeuge haben einen für die Bundesgartenschau 1977 installierten Sprudler abgetragen. Am Neckarufer und am Rande des Rosensteinparks fanden im Februar massive Abholzungsmaßnahmen statt, um dort Freiflächen für Baustelleneinrichtungsflächen und die vorgesehene Einfahrt des B10-Autotunnels zu schaffen. Gleich zu Beginn der Bauarbeiten wurde die Verbindung über den Leuzesteg in den Rosensteinpark für Radfahrer und Fußgänger gekappt. Sie müssen seitdem erhebliche Umwege in Kauf nehmen.
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